DFG-Projekt für die Erstellung einer digitalen Briefedition bewilligt
50 Jahre seines Lebens hatte der Besitz von Hans Werner Henze in La Leprara, südlich von Rom, dem Komponisten als Refugium gedient. Dort sind nicht nur seine wichtigsten Werke entstanden, sondern auch bekannte Musiker*innen, Künstler*innen und Schriftsteller*innen wie Ingeborg Bachmann oder Rudi Dutschke ein- und ausgegangen. Nun hat seine private Bibliothek, die er dort zum täglichen Komponieren benutzt hat, Einzug in die Musikbibliothek der Hochschule für Musik Detmold (HfM Detmold) gehalten. Dort soll sie zukünftig wissenschaftlichen Zwecken dienen, um nicht nur Henzes Arbeit selbst, sondern auch den gesamten politischen und philosophischen Diskurs der Nachkriegszeit besser zu verstehen.
Diese für Detmold glückliche Fügung geht zurück auf die Initiative von Dr. Antje Tumat, Professorin und Geschäftsführerin am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn, die sich als Mitglied des Beirats der Hans Werner Henze-Stiftung nach dem Verkauf des Anwesens dafür einsetzte, den Privatbesitz des Komponisten in die Detmolder Musikbibliothek zu überführen. Tumat, die bereits viel über Henze geforscht hat, nahm dies zum Anlass, um Vorbereitungen für einen neuen Schwerpunkt rund um den Komponisten in Detmold zu treffen. Ein DFG-Drittelmittelprojekt für die Herausgabe einer digitalen Briefedition, an der bereits aktiv durch das Musikwissenschaftliche Seminar gearbeitet wird, wurde dieses Jahr bewilligt. Auch künstlerisch stehen schon Projekte für 2022 an: Eine erste Kostprobe aus bisher unveröffentlichten Briefen ist im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Paderborn anlässlich ihres 50. Jubiläums in Form eines Gesprächskonzerts mit Studierenden der HfM Detmold geplant.
Der 2012 verstorbene Opernkomponist Hans-Werner Henze, der mit seinen Werken die Musik bis in das 21. Jahrhundert hinein entschieden geprägt hat, stammt gebürtig aus Gütersloh. 2020 setzte die Stadt in OWL einem ihrer berühmtesten Söhne ein Denkmal, indem sie den Platz vor ihrem Theater in „Hans-Werner-Henze-Platz“ umbenannte.