Pro­ve­ni­enz­for­schung zu his­to­ri­schen Kin­der­zeich­nungs­samm­lun­gen

Internationale Publikation aus dem Fach Kunst erschienen

Im Rückblick kann das 20. Jahrhundert als die große Epoche der Kinderzeichnungskultur bezeichnet werden. Daher ist die europäische Museums- und Archivlandschaft reich an einer Vielfalt von Sammlungen historischer Kinder- und Jugendzeichnungen: Ein Erbe der Kinder aus Kriegs- und Friedenszeiten. Ihre Geschichte steht in bedeutenden Forschungslinien, nationalen Sammlungs- und Ausstellungstraditionen, verbunden im internationalen Austausch durch Schenkungen, Wanderausstellungen, so beispielsweise durch die Friedensausstellungen mit Werken der Hiroshima Kinder nach dem 2. Weltkrieg. Sie ist kultur- und bildungspolitisch äußerst vielfältig, wie auch ein Blick auf die Sammlungsbestände der Kinderzeichnungen aus der Kolonialzeit im Musée Branly, Paris, erweist.  Aber woher stammen die Zeichnungen, welche Kinder und Jugendlichen haben sie geschaffen? Was galt als erhaltenswert? Unter welchen oft schwierigen, sogar gefährlichen Bedingungen, wie in der Zeit des Holocaust, wurden die Zeichnungen verfolgter und deportierter Heranwachsenden weitergegeben, welche Sammlungspfade können nachverfolgt werden?

Die Beiträge von 29 Autor*innen im gerade erschienen Sammelband, herausgegeben von Prof. em.  Dr. Jutta Ströter-Bender (Fach Kunst), erzählen diese vielfältigen „Transfergeschichten“ und öffnen Einblicke in historische und kulturpolitische Kontexte. Sie stellen mit einem Überblick erstmalig bedeutende, weniger bekannte wie auch verschollene Bestände und ihre Provenienz-Geschichten aus Deutschland, Frankreich, Ghana, Italien, Japan, Spanien, Tschechien und Österreich vor. Ein völlig neues Forschungsfeld für die Kulturwissenschaften und für die Erinnerungskultur wird geöffnet.

Der Band ist das Ergebnis eines internationalen Kooperationsprojektes der Forschungsgruppe zu historischen Kinderzeichnungen an der Universität Paderborn und „IRAND: International Research and Archives Network for Historical Children’s and Youth Drawings“, das 2017 an der Kunstakademie Düsseldorf (Prof. Dr. Kunibert Bering) und der Universität Paderborn (Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender) gegründet wurde. Das Netzwerk verbindet weltweit Universitäten, Archive, Sammlungen und Forschungsinstitute mit dem Ziel, gestalterische Arbeiten von Heranwachsenden grundlegend zu erforschen, Sammlungen zu erschließen und Aufmerksamkeit zu geben. Aktuell (Stand 4/2021) zählen 26 Mitglieder zu diesem Netzwerk.

Neben namhaften Expert*innen aus den genannten Ländern haben Forschungsbeiträge aus dem Team der Universität Paderborn verfasst: die Post-Doc Wissenschaftlerinnen Dr. Larissa Eikermann und Dr. Sabine Weichel-Kickert, Mark Trunkwalter (MA Kunst); aus dem Promotionsnetzwerk zur historischen Kinderzeichnungsforschung: Viviane Bierhenke, Marina Ebel, Juliane Kurz, Claudia Nießen, Regina Reimer sowie Dr. phil. Eva Capell, Dr. phil. Anabel Drolshagen, Dr. phil. Sarah Kass, Dr. phil. Christoph-Maria Scholter und Prof. Dr. phil. Heidrun Wolter.

Weitere Informationen zu „IRAND International Archive and Research Network ‚Historical Child Art‘“: international-archives.net

Text: Jutta Ströter-Bender

 

Das Erbe der Kinder. The Children´s Heritage.

Provenienzforschung und Sammlungsgeschichte von Kinder- und Jugendzeichnungen. Museen, Archive, private Kollektionen und „verschwundene Sammlungen“.

Provenance Research and the History of Children’s and Youth Drawings Collections. Museums, archives, private holdings and “lost collections”.

Reihe:   Kontext: Kunst. Vermittlung. Kulturelle Bildung, Bd. 30
Tectum Wissenschaftsverlag; Baden-Baden. 1. Edition. 358 Seiten

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