Die Universität Paderborn und die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften trauern um Prof. em. Dr. Otto Rosenberg. Er verstarb am 6. Oktober im Alter von 82 Jahren.
1938 in Duisburg geboren, startete Otto Rosenberg seine akademische Laufbahn mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er 1967 an der Universität zu Köln als Diplom-Kaufmann abschloss. Von 1968 bis 1975 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensforschung, an den Universitäten in Regensburg und in Saarbrücken. Die Promotion zum Dr. rer. pol. erlangte er 1973 an der Universität Regensburg. Von 1975 bis 1979 war Otto Rosenberg Assistenzprofessor für Betriebswirtschaftslehre am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Dort befasste er sich in seiner Habilitationsschrift mit der Optimierung der Kapitalstruktur eines Unternehmens.
1979 wurde Rosenberg Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktionswirtschaft, an der damaligen Universität-Gesamthochschule Paderborn. In diesem Fachgebiet vertrat er die folgenden Schwerpunkte: Produktionsplanung und -steuerung, Logistik, Kostenrechnung und Materialwirtschaft. Unter der Leitung von Otto Rosenberg war die Fachgruppe „Wirtschaftsinformatik, insbesondere Computer Integrated Manufacturing (CIM)“ von 1987 bis 1991 assoziiertes Mitglied im 1987 gegründeten interdisziplinären Heinz Nixdorf Institut (HNI) der Universität. Im Jahr 2003 wurde Otto Rosenberg emeritiert.
Mit viel Leidenschaft und Schaffenskraft widmete er sich in Paderborn den Aufgabengebieten nicht nur in seinem Fachgebiet, sondern auch in der akademischen Selbstverwaltung im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, in den Hochschulgremien, in der Internationalisierung sowie im Wissenstransfer in die Praxis. „Für seinen unvergesslichen und sehr erfolgreichen Einsatz in der Forschung und Lehre, der Internationalisierung und im Wissenstransfer wurde Otto Rosenberg nicht nur als äußerst kompetenter Fachvertreter, sondern auch als Mensch in unserem Kollegium und bei den Studierenden hoch geschätzt. Wir werden ihn und sein Wirken stets in dankbarer Erinnerung behalten“, würdigt Prof. Dr. Guido Schryen, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, die Verdienste von Otto Rosenberg.
Wegbereiter des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen
Otto Rosenberg setzte sich seit Beginn der 1980er Jahre – als es in NRW noch keinen Studiengang für Wirtschaftsingenieurwesen gab – ausgehend von den Anforderungen der beruflichen Praxis erfolgreich für entsprechende Studienkonzepte ein. Bei der Förderung von Karrieren im Managementbereich war es ihm wichtig, insbesondere betriebswirtschaftliche Inhalte in technische Studiengänge einzubringen. Nach langwierigen Verhandlungen am eigenen Fachbereich, mit den technischen Fachbereichen und mit dem zuständigen Wissenschaftsministerium in Düsseldorf wurde der neue interdisziplinäre Hybridstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit den beiden alternativen Fachrichtungen Elektrotechnik und Maschinenbau 1985 genehmigt. Noch heute ist er ein Paderborner Erfolgsmodell.
Forschung im „Paderborn Center for Parallel Computing“ und in einem Sonderforschungsbereich
Mit seinen Forschungsarbeiten brachte sich Rosenberg unter anderem als Projektleiter und Vorstandsmitglied in das „Paderborn Center for Parallel Computing“ (PC2) ein und wirkte im 2006 abgeschlossenen DFG-Sonderforschungsbereich „Massive Parallelität: Algorithmen – Entwurfsmethoden – Anwendungen“ mit. Dort forschte er als Teilprojektleiter des Projektbereichs „Anwendungen“ zum Thema „Echtzeitnahe, hierarchische Planung und Steuerung vernetzter Produktionssysteme“.
Zweimaliger Dekan der Wirtschaftswissenschaften
Otto Rosenberg leitete zweimal als Dekan die Paderborner Wirtschaftswissenschaften: von 1985 bis 1986, nachdem er zuvor bereits zwei Jahre Prodekan war, sowie von 2001 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003. Während seiner ersten Amtszeit wurden der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen etabliert und eine Kooperation mit der polnischen Wirtschaftshochschule in Poznan geschlossen. In Rosenbergs zweite Amtszeit fielen grundlegende strukturelle und organisatorische Reformen der Paderborner Wirtschaftswissenschaften: Im Jahr 2002 wurde aus dem „Fachbereich 5: Wirtschaftswissenschaften“ die heutige „Fakultät für Wirtschaftswissenschaften“. Für die neue Fakultätsleitung wurde unter Rosenbergs Regie das bisherige Modell der Fachbereichsleitung als Zweierteam (Dekan/Prodekan) durch ein Viererteam abgelöst. Mit der aktiv betriebenen Organisationsreform gestaltete Otto Rosenberg auch den Übergang der „Universität-Gesamthochschule Paderborn“, die noch während seiner Amtszeit im Jahr 2003 offiziell zur „Universität Paderborn“ wurde.
Nach seiner Emeritierung engagierte sich Otto Rosenberg für die Ehemaligen der Universität Paderborn. Er war Mitbegründer des im Jahr 2005 gegründeten Vereins „Alumni Paderborn“, des zentralen Ehemaligennetzwerks der Uni, und bis 2015 als stellvertretender Vorsitzender in dessen Vorstand aktiv.
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften wird ihren Kollegen Prof. em. Dr. Otto Rosenberg in dankbarer Erinnerung behalten. Seiner Familie gelten die aufrichtige Anteilnahme und das Mitgefühl von Universität und Fakultät.