Dr. Sonja Lück und Valentin Schiele haben den „Dean’s Young Scholar Research Award“ der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Der Preis würdigt ihre Forschung und Koautorenschaft an Beiträgen in internationalen Fachzeitschriften. Mit der Auszeichnung verfolgt die Fakultät das Ziel, die Erfolge des wissenschaftlichen Nachwuchses nach außen noch sichtbarer zu machen und exzellente Grundlagenforschung zu würdigen.
Effizientere Forschung durch frühzeitige Patentveröffentlichungen
Frühzeitige Veröffentlichungen von Patentanmeldungen können unnötige Duplizierungen von Forschungsaufwendungen reduzieren – das hat Dr. Sonja Lück vom Fachgebiet „Statistik und Quantitative Methoden der Empirischen Wirtschaftsforschung“ zusammen mit einem internationalen Forschungsteam nun belegen können. Viele klassische Studien leiten theoretisch her oder beruhen auf der Annahme, dass der Wettbewerb um Technologieentwicklung zu einem doppelten Forschungsaufwand führe. Dabei könnte eine freiwillige frühzeitige Offenlegung aller Erfindungsbemühungen für alle innovativen Unternehmen vorteilhaft sein. Der Haken: Aus Erfindersicht stellt eine möglichst lange Geheimhaltung die dominante Strategie dar. Gesetzgeber versuchen dieses Dilemma dagegen zu entschärfen, indem sie eine frühzeitige Publikation von Patentanmeldungen vorschreiben.
Bislang konnte dieser Umstand empirisch nicht überprüft werden. Mit ihrem Artikel in der Fachzeitschrift „Management Science“ haben die Forscher*innen nun aber Erkenntnisse in diesem Bereich wissenschaftlich gesichert. Prof. Dr. Hendrik Schmitz, Prodekan für Forschung an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, dazu: „Sonja Lücks Artikel stellt einen wichtigen Debattenbeitrag dar. Sie nutzt neuartige Datenquellen aus den USA und der EU, um den kausalen Effekt frühzeitiger Patentveröffentlichungen zu quantifizieren. Dabei greift sie auf drei komplementäre Identifikationsstrategien zurück, die eine Gesetzesänderung in den USA ausnutzen. Dr. Sonja Lück konnte mit ihrem internationalen Forschungsteam überzeugend belegen, dass eine frühzeitige Publikation tatsächlich Duplizierung von Forschungsaufwand verhindert, sowohl in den USA als auch in der EU. Damit ist der Artikel ein sehr gutes Beispiel für angewandte empirische Forschung mit direkter politischer Relevanz. Die Veröffentlichung in der weltweit führenden wirtschaftswissenschaftlichen bereichsübergreifenden Fachzeitschrift ‚Management Science‘ spricht aufgrund der hohen Ansprüche dieser Topzeitschrift für die überzeugende Darlegung und außergewöhnlich gute Validierung der Forschungsergebnisse.“
Weniger Verkehrsunfälle durch Einführung der Sommerzeit
Inwieweit es einen Zusammenhang zwischen Dunkelheit und einer erhöhten Zahl an Unfällen gibt, damit hat sich Valentin Schiele vom selben Paderborner Fachgebiet beschäftigt. Ausgangspunkt der Überlegungen, an denen Schiele zusammen mit Dr. Christian Bünnings von der FOM Hochschule gearbeitet hat, ist die Einführung einer dauerhaften Sommerzeit. Dies würde bewirken, dass Licht von den eher ruhigen Morgenstunden in die geschäftigen Abendstunden mit hohem Verkehrsaufkommen verlagert wird. Auf Basis ihrer Forschungsergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Review of Economics and Statistics“ veröffentlicht wurden, können die beiden Wissenschaftler mögliche Auswirkungen einer solchen Einführung abschätzen. Tatsächlich liefert die Studie einen Beleg dafür, dass Dunkelheit die Unfallhäufigkeit beträchtlich erhöht. Demnach könnte die Einführung einer dauerhaften Sommerzeit tödliche Unfälle verhindern und somit auch zusammenhängende gesellschaftliche Kosten vermeiden. Schiele und Bünnings schätzen die jährlich durch Dunkelheit verursachten Kosten der Verkehrsunfälle in Großbritannien, die die Datengrundlage darstellten, auf umgerechnet fast 600 Millionen Euro. Dabei wäre ein Einsparpotenzial in Höhe von 8 Prozent möglich, wie die Autoren berechneten.
Als Betreuer der Doktorarbeit von Schiele freut sich Schmitz über diesen Erfolg: „Die Anerkennung der Forschungsergebnisse in einer international höchst reputierten Fachzeitschrift unterstreicht die bedeutende Forschungsleistung von Valentin Schiele. Die Erkenntnisse des Artikels sind dazu geeignet, die immer wiederkehrende, häufig emotional geführte öffentliche Debatte um die Vor- und Nachteile der Zeitumstellung und Einführung von dauerhafter Sommer- oder Winterzeit zu versachlichen und den gerade begonnenen politischen Entscheidungsprozess zur Abschaffung der Zeitumstellung zu unterstützen. Damit ist der Artikel ein gelungenes Beispiel für angewandte empirische volkswirtschaftliche Forschung mit unmittelbarer gesellschaftspolitischer Relevanz.“
Prof. Dr. Burkhard Hehenkamp, Sprecher des Departments „Economics“: „Die Publikationen von Dr. Sonja Lück und Valentin Schiele haben wesentlich dazu beigetragen, die internationale Sichtbarkeit der Fakultät im Bereich der wirtschaftswissenschaftlichen Topforschung zu erhöhen. Die Auszeichnung ihrer Forschungsbeiträge mit dem ‚Dean’s Young Scholar Research Award‘ begrüße ich daher ausdrücklich.“
Die einzelnen Fachbeiträge
Titel: „Early disclosure of invention and reduced duplication – an empirical test“
Autoren: Dr. Sonja Lück (Universität Paderborn), Prof. Dr. Benjamin Balsmeier (Universität Luxemburg), Dr. Florian Seliger (ETH Zürich) und Prof. Lee Fleming (UC Berkeley)
Titel: „Spring Forward, Don’t Fall Back – The Effect of Daylight Saving Time on Road Safety“
Autoren: Valentin Schiele (Universität Paderborn), Dr. Christian Bünnings (FOM Hochschule)