Die voranschreitende Globalisierung und Digitalisierung nationaler Finanz- und Kapitalmärkte bedingt eine zunehmende Angleichung der Renditeeigenschaften zahlreicher Anlageklassen sowie eine vermehrte markt- und länderübergreifende Übertragung und Korrelation von Risiken. Investoren und Portfoliomanager stehen in diesem Zuge vor der Herausforderung, ihre Finanzanlagen an aktuelle Marktentwicklungen anzupassen und Strategien zur Risikoabsicherung zu erarbeiten. Ob hierbei Kreditausfallversicherungen, sogenannte „Credit Default Swaps“ (CDS), ein geeignetes Instrument zur Rendite-Risiko-Steuerung darstellen können, haben Benjamin Hippert und Sascha Tobias Wengerek, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Paderborn, erforscht. Für ihre Forschungsleistung und ihre Koautorenschaft an einem Artikel im internationalen Fachjournal „Review of Derivates Research“ erhielten sie nun den „Dean’s Young Scholar Research Award“ der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.
Mit ihrem wissenschaftlichen Ansatz haben Hippert und Wengerek Kreditausfallversicherungen erstmals in diesem Forschungszweig als neue und eigenständige Anlageklasse eingeführt. Dabei untersuchten sie u. a. ihr Rendite- und Risikoverhalten im Portfoliokontext. Zu diesem Zweck berechneten die beiden Wissenschaftler die von Investoren tatsächlich zu realisierenden Erträge bzw. Verluste dieser Anlageklasse, um so eine Vergleichbarkeit mit traditionellen Investments zu ermöglichen. Ihre Arbeit stellt einen wichtigen Beitrag innerhalb der aktuellen akademischen Forschung sowie in Bezug auf praktisches Portfoliomanagement dar. Neben einem tieferen Verständnis für den Aufbau, die Handelbarkeit und die Rendite-Risiko-Strukturen von CDS-Indizes, erweitern sie den bisherigen Stand der Forschung um neue Erkenntnisse bezüglich der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen den unterschiedlichen Anlageklassen und deren Auswirkungen auf finanzielle Portfolios. In der Praxis ergänzen CDS-Indizes die Anlagemöglichkeiten eines Vermögensverwalters, da diese in Zeiten von niedrigen Zinsen und fragilen Finanzmärkten eine angemessene Rendite bei gleichzeitig hohem Verringerungspotential von Risikofaktoren im Portfoliokontext bieten können. CDS-Indizes erweisen sich somit als ein nützliches Instrument zur Portfoliorisikosteuerung, speziell für konservative Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont (z. B. Lebensversicherer und Pensionsfonds).
Prof. Dr. André Uhde, Mentor der beiden Paderborner Doktoranden und Mitverfasser des Forschungsartikels, freut sich über diese Leistung: „Das Forschungspapier führt die eher traditionelle Portfoliotheorie und das deutlich innovativere ‚Financial Engineering‘ zusammen. Aus dieser Synthese generiert es äußerst relevante und ökonomisch wie ökonometrisch überzeugende Erkenntnisse für die Portfoliosteuerung aus wissenschaftlicher und praxisorientierter Sicht in einem zunehmend internationalen und instabilen Marktumfeld. Mit dieser hervorragenden Forschungsleistung haben Benjamin Hippert und Sascha Tobias Wengerek in einem außerordentlichen Maße zur internationalen Sichtbarkeit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften beigetragen.“
Über den „Dean’s Young Scholar Research Award“
Mit der Auszeichnung sollen die Erfolge des wissenschaftlichen Nachwuchses der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften nach außen noch sichtbarer und exzellente Grundlagenforschung gewürdigt werden. „An unserer Fakultät wird Hervorragendes geleistet und es ist an der Zeit, dies noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Mit den Dean’s Young Scholar Awards haben wir einen weiteren Schritt in diese Richtung unternommen“, unterstreicht Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane, Dekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.
Das Dekanatsteam der Fakultät sieht im erreichten Publikationserfolg von Benjamin Hippert und Sascha Tobias Wengerek in dem weltweit renommierten „Review of Derivatives Research” eine Verstärkung der nationalen und internationalen Sichtbarkeit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn im Bereich der betriebswirtschaftlichen Spitzenforschung.
Weitere Informationen
Titel: „Portfolio benefits of adding corporate credit default swap indices: evidence from North America and Europe“
Quelle: Review of Derivatives Research, July 2019, Volume 22, Issue 2, pp 203–259
Link: https://link.springer.com/article/10.1007/s11147-018-9148-8