Ro­bo­teras­sis­tenz für Pfle­ge­dienst­leis­tun­gen: Work­shop schafft Ver­bin­dung von The­o­rie und Pra­xis

Wie können Roboter künftig in der Pflege eingesetzt werden und was ist dabei zu beachten? Das war am 19. September Thema eines englischsprachigen Workshops im Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn. Der Workshop wurde im Rahmen des mit EU-Mitteln geförderten Forschungsprojekts „ORIENT“ von Prof. Dr. Kirsten Thommes von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und ihrer Doktorandin Julia Hoppe veranstaltet. In diesem internationalen und interdisziplinären Projekt wird untersucht, welche Informationen die betroffenen Gesellschaftsmitglieder – und vor allem zukünftige Nutzer – benötigen, um neue Assistenztechnologien bedarfsgerecht entwickeln, annehmen und effizient bei der Pflegeunterstützung anwenden zu können. Im Mittelpunkt stehen die Informations- und Kommunikationsbedarfe von Patienten, Angehörigen, Pflegefachkräften und -organisationen, Verbänden, Roboterherstellern, Versicherungen sowie politischen Entscheidungsträgern. Mit den Ergebnissen aus der Projektarbeit soll eine Orientierung für die effektive Nutzung von Technologieunterstützung bei Pflegedienstleistungen im Sinne einer Mitgestaltung gegeben werden.

Der vierstündige Workshop in Paderborn diente einer intensiven Kommunikation zwischen Wissenschaft und den in der Praxis betroffenen Gruppen. Zusammen mit den anwesenden Projektbeteiligten der drei Partneruniversitäten aus Finnland, Schweden und Deutschland sowie kooperierenden Forschern aus Österreich wurde hierbei mit einem interdisziplinären Publikum aus Pflegedienstleitungen, Herstellerunternehmen von Assistenzrobotik, Verbänden, Forschungsinstituten und potenziellen Nutzern über zukünftige Anwendungsmöglichkeiten der Assistenz von Robotik für Pflegedienstleistungen diskutiert. Dabei haben die drei Forschungsteams des Projektes „ORIENT“ ihre jeweiligen Untersuchungsergebnisse vorgestellt.

Das ORIENT-Team hat sich im ersten Schritt mit der Mikroebene und der Interaktion der verschiedenen Interessengruppen der robotikgestützten Pflegedienstleistungen beschäftigt. Dabei wurden die Perspektiven potenzieller Nutzer und Nutzerinnen vorgestellt, z. B. die von älteren Menschen, deren Angehörigen oder von professionellem Betreuungs- und Pflegepersonal. Federführend beim Zusammentragen der Ergebnisse aus den drei Ländern war das schwedische Team von der Mälardalen University (MDH). Die beiden schwedischen Wissenschaftlerinnen brachten ihre besondere Expertise aus den Bereichen Altenpflege, E-Homecare, Demenzpflege und aus den Pflegewissenschaften ein sowie wichtige Erfahrungen aus ihrem nationalen Netzwerk, insbesondere mit öffentlichen Einrichtungen, die bereits Sozialtechnologie und Pflegeroboter einsetzen.

Das Team aus Finnland von der Lappeenranta-Lahti University of Technology (LUT) war auf der Mesoebene die zusammentragende Instanz – hier wurden z. B. Verbände, Bildungseinrichtungen und Technologieunternehmen berücksichtigt. Mit der Expertise – beispielsweise in den Bereichen soziotechnischer Wandel, benutzungsorientierte Innovation, Dienstleistungsinnovation, Einsatz von Wohlfühltechnologien und Mensch-Computer-Interaktion – plädierten die vier finnischen Wissenschaftlerinnen dafür, bei der Entwicklung von robotikgestützten Pflegedienstleistungen und deren Einbindung in Gesellschaft und Praxis nicht einfach bei der Technologieentwicklung zu starten, sondern vorher besonnen mit einem Dialog der involvierten Gruppen zu beginnen.

Das Team von der Universität Paderborn konzentrierte sich bei den Forschungsarbeiten insbesondere auf die Makroebene, wozu z. B. Forschungseinrichtungen, die Politik und die Medien gefragt wurden. Dabei brachten die beiden Wissenschaftlerinnen aus dem Department Management der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften ihre Expertise aus den Bereichen der Teamarbeit, der Mensch-Maschine-Interaktion und deren Einfluss auf die Beschäftigten bei ihrer Arbeit sowie Expertise in wirtschaftswissenschaftlichen Experimenten ein.

Als zusätzliche Referenten waren Prof. Dr. Ulrich Rückert und Prof. Dr. Ipke Wachsmuth von der Universität Bielefeld eingeladen, die mit den Anwesenden über kognitive Interaktionstechnologie und ethische Fragen zur Unterstützung durch Robotik diskutierten.

Prof. Dr. Kirsten Thommes und Julia Hoppe zum Erfolg ihres zum Projekt „ORIENT“ veranstalteten Workshops: „Alle betroffenen Anspruchsgruppen waren vertreten. Durch die verschiedenen Perspektiven, die die Anwesenden aus Wissenschaft und Praxis in die Diskussionen eingebracht haben, konnten die jeweiligen Bedarfe und Ansprüche diskutiert werden. Darüber hinaus ist es gelungen, während des Workshops und vor allem auch in den Pausen einen Dialog zwischen den unterschiedlichen beteiligten Gruppen zum Thema Assistenzrobotik in der Pflege zu schaffen und somit deren Netzwerk zu erweitern.“

Link zum Projekt „ORIENT“: https://www.uni-paderborn.de/nachricht/87404/

Foto (Universität Paderborn): Gruppenbild
Foto (Universität Paderborn): Forschen im interdisziplinären Team im EU-Projekt „ORIENT“ zu robotikgestützten Pflegedienstleistungen, von links: Prof Dr. Kirsten Thommes und Julia Hoppe von der Universität Paderborn (Deutschland), Dr. Outi Tuisku und Dr. Satu Pekkarinen von der Lappeenranta-Lahti University of Technology (LUT / Finnland), Prof. Dr. Christine Gustafsson von der Mälardalen University (MDH / Schweden), Helinä Melkas (LUT / Finnland), Dr. Rose-Marie Johansson-Pajala (MDH / Schweden) und Dr. Lea Hennala (LUT / Finnland).
Foto (Universität Paderborn): Doktorandin Julia Hoppe und Prof. Dr. Kirsten Thommes (v. l.)
Foto (Universität Paderborn): Für den Einsatz von Assistenzrobotern in der Pflege erforschen Doktorandin Julia Hoppe und Prof. Dr. Kirsten Thommes (v. l.) im EU-Projekt „ORIENT“ die Bedürfnisse von Fachkräften, potenziellen Nutzern und Nutzerinnen sowie Angehörigen und veranstalteten hierzu am 19. September in Paderborn einen Workshop, der offen war für alle, die sich für die Erforschung von robotikgestützten Sozialdiensten interessieren.

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