Sie kommen aus sechs Nationen und wollen mit ihrer Forschung an der Universität Paderborn dazu beitragen, Produktionsverfahren der Zukunft zu entwickeln, die energie- und ressourceneffizient, kompakt, leise und umweltfreundlich sind: Luz Alejandra Mapura Ramirez (Kolumbien), Manal Talab (Syrien), Seyedalborz Manavi (Iran), Daokun Dai (China), Dr. Venkatesh Inguva (Indien) und Dr. Marco Vocciante (Italien). Sie alle arbeiten am Lehrstuhl für Fluidverfahrenstechnik (FVT) von Prof. Dr.-Ing. Eugeny Kenig.
Die Kolumbianerin, die Syrerin, der Iraner und der Chinese promovieren und arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter, der Inder ist ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter und der Italiener Gastwissenschaftler von der Universität Genua. „In unserer Forschung untersuchen wir schwerpunktmäßig nicht-reaktive und reaktive Trennapparate sowie deren Einbauten. Außerdem erforschen wir innovative Entwicklungen zur Prozessintensivierung, etwa energieintegrierte Apparate und Mikrostrukturapparate“, erläutert Eugeny Kenig. Der Wissenschaftler und sein Team untersuchen und optimieren außerdem energieeffiziente Wärmeübertrager, Verdampfer, Kondensatoren und Wärmespeicher. Für ein präziseres Prozessverständnis erforschen sie detailliert elementare Transportphänomene in unterschiedlichen Systemen, wie Extraktion, Destillation, Verdampfung und Kondensation.
Forschung für die industrielle Praxis
„Durch Kooperationsprojekte, die in enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern durchgeführt werden, können wir unsere Kenntnisse und Methoden direkt in reale Produktionsketten von Unternehmen implementieren“, erklärt Kenig. So entwickelten der Forscher und sein Team im mittlerweile abgeschlossenen, EU-geförderten Forschungsprojekt „F3-Factory: Flexible, Fast and Future Factory“ mit 25 Partnern miniaturisierte Trennverfahren für die Prozessindustrie. Im ebenfalls abgeschlossenen, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „InnovA²“ wurden mit 18 Partnern Kondensationsapparate für industrielle Anwendungen optimiert. Derzeit arbeitet das Team von Kenig unter anderem mit drei weiteren Paderborner Lehrstühlen am Verbundvorhaben "SoLifE". Im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt sollen die Lebensdauer und der Wirkungsgrad von Photovoltaik-Modulen gesteigert werden.
Projektpartner aus der ganzen Welt
Kenigs Projektpartner kommen aus der ganzen Welt. Daher verwundert es nicht, dass auch sein Team international aufgestellt ist. „Über viele internationale Projekte und Erasmus-Agreements waren und sind wir mit mehreren Partnern im Ausland verbunden“, erzählt der Wissenschaftler. Derzeit laufen Kooperationen unter anderem mit den Universitäten in Liège/Frankreich, Thessaloniki/Griechenland, Genua/Italien, Manchester/Großbritannien und Kumasi/Ghana. Mit der Universität von Mumbai/Indien arbeitet Kenigs Team an einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt.
Doktoranden und Gastwissenschaftler mit wichtiger Rolle bei Forschungsprojekten
Doktoranden spielen bei den Forschungsprojekten am Lehrstuhl Kenig eine zentrale Rolle: „Unsere Doktoranden untersuchen, modellieren und optimieren in ihren Promotionen Prozesse und Apparate in den Bereichen Wärme- und Stoffübertragung und leisten so einen wichtigen Beitrag zu unseren laufenden Forschungsprojekten“, betont Kenig. Wer sich für eine Promotion an seinem Lehrstuhl interessiere, müsse neben einem guten Hochschulabschluss, Teamgeist und emotionaler Intelligenz gute Kenntnisse in Mathematik, Numerik, physikalischer Modellierung und in der Fluidverfahrenstechnik mitbringen. „Kollegen mit Ausdauer und Humor sind bei uns ebenfalls gern gesehen“, fügt Kenig mit einem Augenzwinkern hinzu.
Die Kolumbianerin Luz Alejandra Mapura Ramirez, M.Sc , promoviert seit Juni 2019 am Lehrstuhl zum Thema „Bestimmung von Stofftransportparameter in Trennapparaten basierend auf hydrodynamischen Analogien“. „Das ist eine wichtige und praxisrelevante Forschungsstudie und ich freue mich auf ein mögliches Interesse der Prozessindustrie“, so die Nachwuchswissenschaftlerin.
Mit Dr. Marco Vocciante von der Universität Genua forscht der mittlerweile sechste Gastwissenschaftler am Lehrstuhl von Eugeny Kenig. Kenig selbst kam Anfang der 1990er Jahre mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung als Gastwissenschaftler von Russland nach Deutschland und startete dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dortmund, wo er auch habilitiert wurde. Marco Vocciante kam über das Förderprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) nach Paderborn und beschäftigt sich bis Dezember 2019 mit der Modellierung von neuartigen Kissenplatten-Wärmeüberträgern: „Auch in Italien ist bekannt, dass die Universität Paderborn einige interdisziplinäre Forschungszentren ins Leben gerufen hat, darunter das „Paderborner Zentrum für Paralleles Rechnen“, das Forschungsaktivitäten in großen Bereichen der Ingenieurs- und Computerwissenschaften unterstützt“, erzählt der Gastwissenschaftler. „In der Arbeitsgruppe von Prof. Kenig habe ich ideale Gesprächspartner gefunden, an die ich mich wenden kann, um meine Kenntnisse im Bereich Computer Aided Engineering auszuweiten“, freut sich Vocciante auf die weitere Zusammenarbeit.
Weitere Informationen zur Forschung am Lehrstuhl für Fluidverfahrenstechnik: mb.uni-paderborn.de/fluidverfahrenstechnik/forschung
Aktuelle Promotionsstellen am Lehrstuhl gibt es unter: mb.uni-paderborn.de/fluidverfahrenstechnik/stellenangebote
Text: Simon Ratmann, Stabsstelle Presse und Kommunikation