„Hate Speech“ war am 9. Januar Thema eines Vortrags von Dr. Anna-Katharina Meßmer im AStA-Stadtcampus. Der Begriff beschreibt das Äußern von Hass durch gezieltes Herabwürdigen einzelner Personen oder Personengruppen. Bei der Veranstaltung, die vom Präsidium der Universität Paderborn, der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) organisiert wurde, gab die Soziologin Einblicke in ihr Fachwissen zum Thema und schilderte persönliche Erfahrungen mit Hass im Netz. Eine Mehrheit der Zuhörer bestätigte, ebenfalls schon Berührungspunkte mit Hate Speech gehabt zu haben. „Hate Speech ist in der Gesellschaft angekommen, man kann das Thema nicht ignorieren“, so Meßmer.
Hate Speech geht oft mit anderen problematischen Phänomenen einher
Meßmer betonte, der Begriff Hate Speech sei nicht gleichzusetzen mit einer Beleidigung. Vielmehr drücke er eine generelle Abwertung von Menschen aus. Beides könne allerdings miteinander einhergehen. Auch andere problematische Phänomene wie Fake News, Social Bots, Trolling, also eine absichtliche Provokation und Beleidigung im Netz, die Drohung, das Cybermobbing und aktuell das Thema Doxing, das internetbasierte Zusammentragen und Veröffentlichen personenbezogener Daten, seien mit Hate Speech verbunden.
Hate Speech sei in Deutschland allerdings kein juristischer Begriff, sondern ein politischer, führte Meßmer aus. Das bedeute, dass Hate Speech an sich keine Straftat darstelle. Allerdings können Teile von Hate Speech dennoch strafrechtlich belangt werden, wenn sie beispielsweise eine Beleidigung oder Bedrohung darstellen.
„Hate Speech kann uns überall im Alltag begegnen“
Laut Meßmer ist Hate Speech nicht nur ein Internetphänomen, sondern auch ein gesellschaftliches Problem: „Es kann uns überall im Alltag begegnen.“ Sie warnte davor, dass Hass zunehmend als normal angesehen werde. Dies zeige sich auch darin, dass er nicht mehr anonym geäußert werde. Personen, die Hass verbreiteten, sähen sich selbst im Recht und hätten daher keine Angst vor den Konsequenzen.
Forderung nach einer digitalen Zivilcourage
Abschließend stellte Meßmer Strategien zum Umgang mit Hate Speech vor und diskutierte sie mit den Zuhörern. Um Hate Speech zu verhindern sei es zunächst wichtig, seine Aussagen zu bedenken und selbst darauf zu achten, keine Hasspostings zu schreiben. Meßmer forderte dazu auf, durch Counter Speech, also Gegenrede, oder die Unterstützung von Betroffenen digitale Zivilcourage zu zeigen: „Nur, wer frühzeitig einschreitet und Haltung zeigt, kann die Debattenkultur produktiv beeinflussen.“
Über Anna-Katharina Meßmer
Dr. Anna-Katharina Meßmer ist Mit-Initiatorin von #aufschrei. Unter diesem Twitter-Hashtag schilderten 2013 tausende Frauen ihre Erfahrungen mit Alltagssexismus und trugen dazu bei, dass in Deutschland darüber eine öffentliche Debatte startete. Die Soziologin spricht regelmäßig auf Veranstaltungen und publiziert und bloggt zu den Themen Meinungsforschung, Digitalisierung, Politik, Social Media, Feminismus und zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen. Für das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) verfasste sie kürzlich eine Studie zu Hate Speech.
Weitere Informationen zu Anna-Katharina Meßmer: speakerinnen.org/de/profiles/5 und https://twitter.com/altreflexion
Text: Ricarda Michels