Nachdem Prof. Dr. Hubert Ertl, Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), bereits im vergangenen Jahr zum Professor für Berufsbildungsforschung an der Universität Paderborn berufen wurde, hielt er jetzt eine Antrittsvorlesung mit dem Titel „Berufsbildungsforschung in Zeiten der digitalen Transformation“ und einer musikalisch inspirierten Fragestellung: „Let it be“ oder „Here comes the sun“?
In seiner Vorlesung stellte Ertl auf anschauliche Weise dar, welche Ansätze und Strukturelemente des deutschen Berufsbildungssystems erfolgreich sind und sich bewährt haben („Let it be“) und in welchen Entwicklungen besondere Chancen liegen („Here comes the sun“).
Entschieden warb er dafür, die systemischen Grundstrukturen der Berufsbildung in Deutschland beizubehalten. Das duale System der deutschen Berufsausbildung leiste durch seine Verbindung von Theorie und Praxis nachweislich einen Beitrag, Übergänge in qualifizierte Tätigkeiten zu erleichtern und sei international als Referenzmodell anerkannt. Dies erfordere aber eine gezielte Weiterentwicklung des Systems, um aktuelle Herausforderungen zu bewältigen.
Als eine dieser Herausforderungen betrachtete Ertl die Passungsproblematik. Anhand von Daten aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung zeigte er Gründe auf, warum Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt nicht zur Deckung kommen. Die Lösung sei aber unter anderem eine regionale Aufgabe, da Versorgungs- und Besetzungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt regional sehr unterschiedlich ausgeprägt seien.
Chancen ergeben sich für Ertl aus den enormen Veränderungen der Digitalisierung der Arbeits- und Berufswelt, weshalb er in seiner Vorlesung verschiedene Sichtweisen auf diese Veränderungen differenziert darlegte. Prof. Ertl, der von 2004 bis 2017 eine Professur an der Universität Oxford innehatte und als ausgewiesener Kenner des britischen Berufsbildungssystems gilt, gab neue Einblicke zu dieser Thematik, in dem er die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für die Berufsbildung anhand eines Systemvergleichs von Deutschland und Großbritannien aufzeigte.
Hubert Ertl: „Digitale Transformation ist Auslöser eines neuen Aufbruchs in der deutschen Berufsbildung! Es ist eine Herausforderung für Forschung im Dialog mit Politik und Praxis, diesen Aufbruch zu gestalten!“
Abschließend präsentierte Ertl, wie das BIBB diese Herausforderungen in seiner Forschung aufgreift und stellte die „BIBB-Forschungsstrategie 2025“, insbesondere die Graduiertenförderung und die künftigen Themencluster, vor.
Prof. Dr. Hubert Ertl hat seine Professur für Berufsbildungsforschung am Department 5 Wirtschaftspädagogik der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paderborn im September 2017 gleichzeitig mit der Berufung zum Forschungsdirektor und Ständigen Vertreter des Präsidenten des BIBB übernommen. Die Gemeinsame Berufung auf Basis einer Kooperationsvereinbarung des BIBB mit der Universität Paderborn ist Ausdruck der Intensivierung der Zusammenarbeit des BIBB mit Hochschulen und einer stärkeren Vernetzung des BIBB im Hochschulbereich.
Text: BIBB