Prof. em. Dr. rer. nat. Georg Hartmann, früherer Hochschullehrer an der Universität Paderborn, verstarb am 9. April im Alter von 81 Jahren. In einem Nachruf würdigen ihn die Universität Paderborn und das Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik.
Georg Hartmann wurde am 7. April 1937 in Fürth geboren. Nach der Schulzeit nahm er an der Universität Erlangen-Nürnberg unter schwierigen Bedingungen ein Physik-Studium auf. Nach dem Studium und seiner Promotion im Jahr 1968 trat er in die Firma Friesecke & Hoepfner (später FAG Kugelfischer) ein und stieg bis zum Prokuristen auf. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Einführung des z80-Prozessors im Unternehmen. 1979 wurde Georg Hartmann als Professor für Elektrotechnik an die damalige Universität-Gesamthochschule Paderborn berufen. Er übernahm den Lehrstuhl Grundlagen der Elektrotechnik. Generationen von Studierenden hat er die Fundamente für ein erfolgreiches Berufsleben als Elektroingenieur vermittelt. Sein exzellentes Tafelbild war legendär.
Sein Forschungsinteresse galt der optischen Mustererkennung, insbesondere dem biologienahen maschinellen Sehen. Er entwickelte den Hierarchischen Strukturcode zur Beschreibung von elementaren Bildmerkmalen und leistete viele Beiträge für die Weiterentwicklung von neuronalen Netzwerken für das maschinelle Sehen.
Im Laufe seiner Berufstätigkeit wuchs sein Interesse an der Robotik. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag in der Hardwareentwicklung für Bildverarbeitungssysteme. Neben grundlegenden wissenschaftlichen Arbeiten interessierte ihn die konkrete Anwendung von Forschungsergebnissen. So flossen seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in ein robotergestütztes System zur Demontage von Reifen bei Altautos, das er mit seinem Team in den letzten Jahren seiner Berufstätigkeit realisierte. Ein Prototyp wurde im Winterhalbjahr 2001/02 im Rahmen der Sonderausstellung „Computer.Gehirn“ im Heinz Nixdorf MuseumsForum gezeigt.
Für Georg Hartmann war das Lösen von wissenschaftlichen Problemen eine lebenslange Leidenschaft. Ehemalige Mitarbeiter erinnern sich an viele Stunden am Besprechungstisch in seinem Büro, wenn er über das Wochenende neue Ideen entwickelte, die es zu besprechen und umzusetzen galt.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Georg Hartmann in vielfältiger Weise an der Universität Paderborn. Von 1983 bis 1987 war er Prorektor für Planung und Finanzen im ersten Rektorat nach den beiden Gründungsrektoraten. Lange Jahre war er Mitglied des akademischen Senats. In seine Amtszeit als Dekan des Instituts für Elektrotechnik und Informationstechnik fielen wichtige strukturelle Veränderungen an der Universität. So trieb er den Zusammenschluss der ehemaligen Fachbereiche Elektrotechnik und Informatik/Mathematik zur heutigen Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik voran. Er war Vorsitzender des CADLAB-Beirats und beteiligte sich als Mitglied des geschäftsführenden Vorstands beim Aufbau des Heinz Nixdorf Instituts der Universität Paderborn.
Über seine Tätigkeit an der Universität hinaus war Hartmann u. a. Gründungsmitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mustererkennung (DAGM) und viele Jahre ihr Vorsitzender. Er wirkte als Mitglied im Beirat des Hahn-Meitner-Instituts in Berlin sowie als Mitglied der Brandenburgischen Landeskommission für Hochschulen und Forschungseinrichtungen, wo er den Aufgabenschwerpunkt Optische Mustererkennung, Neuronale Netze sowie Hardwareentwicklung für Bildverarbeitungssysteme koordinierte.
Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 2002 hielt er den Kontakt zu seiner Hochschule. Häufig besuchte er die Emeriti-Treffen. Er fand Zeit, seinen künstlerischen Neigungen nachzugehen, im Dahler Singekreis, im Motetten Chor, als Flötist innerhalb eines Trios oder beim Zeichnen in der Sommerakademie.
Georg Hartmann genoss in fachlicher wie in menschlicher Hinsicht immer große Wertschätzung. Sein Wirken war auch deshalb eindrucksvoll, weil es bei aller Zielstrebigkeit mit Bescheidenheit und Zurückstellung der eigenen Person einherging. Freunde und Freundinnen und Hochschulangehörige trauern um Georg Hartmann. Das Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik wird ihn in bester Erinnerung behalten. Das Mitgefühl gilt seinen Angehörigen mit ihren Familien.