Das Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn bietet im Wintersemester 2017/2018 wieder eine Reihe von Schriftstellerlesungen und -vorträgen an, zu denen die Studierenden sowie alle an Literatur Interessierten aus Hochschule, Stadt und Region herzlich eingeladen sind. Die Lesungsreihe findet jeweils montags, 16.15 bis 17.45 Uhr, im Hörsaal G auf dem Unicampus statt. Der Eintritt ist frei.
Am 16. Oktober eröffnet Thomas Lehr die diesjährige Lesungsreihe mit seinem aktuellen Roman „Schlafende Sonne“ (2017). Lehr, geboren 1957, studierte Biochemie, Mathematik und Physik an der FU Berlin. Ebenda war er u. a. als Systemverwalter tätig. Seit 1999 ist Lehr ausschließlich als freier Schriftsteller tätig. Außerdem ist er Mitglied der Berliner Akademie der Künste und Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur. Neben anderen Werken publizierte Lehr die Romane „Nabokovs Katze“ (1999), „42“ (2005), „September. Fata Morgana“ (2010) und „Schlafende Sonne“ (2017) sowie die Aphorismensammlung „Größenwahn passt in die kleinste Hütte. Kurze Prozesse“ (2012). Gewürdigt wurden seine Werke zuletzt u. a. mit dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (2012) und dem Joseph Breitbach-Preis (2015).
Am 23. Oktober liest Lukas Bärfuss aus seinem Roman „Hagard“. Er war zunächst u. a. als Tabakbauer, Gärtner und Buchhändler tätig und ist seit 1997 freier Schriftsteller. Außerdem leitet er Theater- und Literaturworkshops und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Zu den Werken, die Bärfuss zuletzt publizierte, gehören die Romane „Hundert Tage“ (2008) und „Koala“ (2014) sowie die Stücke „Die schwarze Halle“ (2013) und „Frau Schmitz“ (2016). Weiterhin veröffentlichte er den Essayband „Stil und Moral“ (2015). Unter dem Titel „Dora und die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ wurde sein Stück „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ (2003) 2015 verfilmt, seine Stücke werden weltweit gespielt. Für seine Arbeiten wurde Bärfuss u. a. mit dem Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung für „100 Tage“ (2009), dem Nicolas-Born-Preis (2015) und dem Johann-Peter-Hebel-Preis (2016) ausgezeichnet.
Michael Roes folgt am 30. Oktober mit einer Lesung aus seinem in diesem Sommer erschienenen Roman „Zeithain“. Roes, 1960 geboren, war nach seinem Studium der Psychologie, Germanistik und Philosophie zwischen 1987 und 1998 Regie- und Dramaturgie-Assistent. Er wurde 1991 promoviert und ist seit 2001 auch als Regisseur tätig. Für seine Werke bilden u. a. seine vielen Reisen den Hintergrund. Die Romane „Rub’ al-Khali – Leeres Viertel“ (1996), „Geschichte der Freundschaft“ (2010), „Die Laute“ (2012), „Die Legende von der Weißen Schlange“ (2014) und „Zeithain“ (2017) sowie das Gesprächsband „Engel und Avatar“ (mit Hinderk Emrich, 2011) gehören zu Roes’ wichtigsten Arbeiten. Roes wurde bereits mit Auszeichnungen wie dem Literaturpreis der Stadt Bremen (1997), dem Alice-Salomon-Poetik-Preis (2006) und dem Spycher Literaturpreis Leuk geehrt.
Am 6. November präsentiert die 1961 in Friedrichshafen geborene Schriftstellerin, Malerin und Übersetzerin Alissa Walser ihren Prosaband „Eindeutiger Versuch einer Verführung“ (2017). Walser wuchs am Bodensee auf und studierte zwischen 1981 und 1986 Malerei in New York und Wien. Weitere von ihr veröffentlichte Prosabände sind etwa „Immer ich“ (2011) und „Von den Tieren im Notieren“ (2015). Außerdem publizierte Walser das lyrische Werk „Das geschundene Tier. Neununddreißig Balladen“ (in Zusammenarbeit mit Martin Walser, 2007) und den Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ (2010). Walser übersetzte auch einige Werke aus dem Englischen. Ausgezeichnet wurde sie mit verschiedenen Preisen, darunter der Paul-Scheerbart-Preis (2009), der Spycher Literaturpreis Leuk (2010), der Hertha-Koenig-Literaturpreis (2011) und der Georg-Konell-Preis (2012).
Am 27. November lesen die Schauspielerin Angela Winkler und der Schriftsteller und Regisseur Werner Fritsch aus dessen dramatischem Werk „Nofretete“ (2016).
Der 1960 in Waldsassen/Oberpfalz geborene Fritsch studierte Philosophie und Ethnologie. Er trat als Aktions- und Performancekünstler in Erscheinung. Das Mitglied des PEN-Zentrums ist als Schriftsteller und Regisseur tätig. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Stücke „Aller Seelen“ (2000), „Nico. Sphinx aus Eis“ (2004), „Das Rad des Glücks“ (2005) und „Enigma Emmy Göring“ (2007) sowie die Frankfurter Poetikvorlesungen „Die Alchemie der Utopie“ (2009). Die Filme „Chroma Faust Passion“ (2000) und „Ich wie ein Vogel“ (2008) oblagen seiner Verantwortung als Regisseur. Seit längerer Zeit arbeitet Fritsch an dem auf acht Teile angelegten „Filmgedicht“ „Faust Sonnengesang“ (2011ff.). Fritsch wurde zuletzt mit dem Grand Prix Nova in Gold (für das Hörgedicht „Faust Sonnengesang I“, 2013), der Ehrengabe der Deutschen Schiller-Stiftung (2014) und dem Kulturpreis Bayern (2016) geehrt.
Angela Winkler, geboren 1944 in Templin (Uckermark), ist in Templin und Erlangen aufgewachsen. Winkler nahm Schauspielunterricht, hatte 1967 ihr erstes Theaterengagement in Kassel und hatte 1969 mit der Hauptrolle in „Jagdszenen aus Niederbayern“ ihren Durchbruch. Gewürdigt wurde Winkler u. a. als „Schauspielerin des Jahres“ der Zeitschrift „Theater heute“ (1999), mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring (2000) und mit der Auszeichnung der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Kategorie Schauspielerin Nebenrolle“ für „Das Gewinnerlos“ (2015).
Am 4. Dezember wird Markus Orths die 36. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller eröffnen. Er liest aus seinem Roman „Max“, die Gastdozentur endet mit einem fünften Termin am 15.1.2018 (Weiteres folgt in einer gesonderten Mitteilung).
Am 22. Januar schließt Ann Cotten mit einer Lesung aus ihren neuesten Werken die Lesungsreihe „Deutsche Literatur der Gegenwart“ ab. Die Schriftstellerin und Übersetzerin wurde 1982 in Iowa geboren, wuchs in Wien auf und lebt heute in Berlin. Sie studierte Germanistik und trat auf Poetry Slams auf, außerdem ist sie Mitveranstalterin der Wissenschaftsreihe „Verschwörung und Verwechslung“ sowie Mitglied der Gruppe „The Rotten Kinck Schow“. Neben dem Versepos „Verbannt!“ (2016) veröffentlichte Cotten zuletzt die lyrischen Werke „Florida-Räume“ (2010) und „Hauptwerk.Softsoftporn“ (2013), den Prosaband „Der schaudernde Fächer“ (2013) und das Sammelwerk „Jikiketsugaki Tsurzuregusa“ (2017). Cotten erhielt einige Preise, darunter der Adalbert-von-Chamisso-Preis (2014), der Klopstock-Preis des Landes Sachsen-Anhalt (2015) und der Hugo-Ball-Preis (2017).