Dr. Herbert Hanselmann, Geschäftsführer des international tätigen Paderborner Unternehmens dSPACE, muss es wissen: Als Ausgründung aus der Universität Paderborn heraus startete vor mehr als 25 Jahren der heute weltweit führende Anbieter von Werkzeugen für die Entwicklung und den Test mechatronischer Regelungssysteme. Aus den Gründungsjahren geblieben ist nicht nur der Pioniergeist, sondern auch die Verbindung zur Wissenschaft. „Bei den vielfältigen Austausch- und Kooperationsmöglichkeiten mit der Wissenschaft ist es für die Praxis wichtig, genau zu schauen, welche Kompetenzen das Unternehmen sucht und wo diese in der Wissenschaft zu finden sind“, empfahl Hanselmann. Er berichtete von seinen Kooperationen mit der Wissenschaft auf der Veranstaltung „Wirtschaft trifft Wissenschaft“.
Um dem Zusammenspiel von Wirtschaft und Wissenschaft ein Forum zu bieten, offerieren seit 2010 die Zweigstelle Paderborn der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld in Kooperation mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn regelmäßig Veranstaltungen für interessierte Unternehmen zu aktuellen Fragestellungen.
Bei der Veranstaltung am 8. Februar im Hause der kooperierenden dSPACE GmbH ging Prof. Dr. Martin Schneider, Experte für Personalwirtschaft, in seinem Vortrag „Arbeiten 4.0“ auf die vielfältigen Fragen ein, die mit Arbeit und Beschäftigung im zweiten Maschinenzeitalter zu tun haben: Wie wird Arbeit organisiert sein? Welche Arbeitsumgebung benötigen die Menschen? Welche Arbeitsverträge haben sie? Welche Arbeitsplätze bleiben überhaupt bestehen? Das sogenannte zweite Maschinenzeitalter wird gerade eingeleitet durch Geschäftsideen, die immer neue Kombinationen von drei Schlüsseltechnologien nutzen, nämlich Computer, neue Kommunikationstechnologien sowie neue Sensorik.
Martin Schneider stellte in seinem Vortrag zwei Thesen vor: „Erstens ist der Übergang zum zweiten Maschinenzeitalter eine langsame Revolution, weil Menschen und Unternehmen viel experimentieren und lernen müssen und weil dies deutlich schwieriger ist, als Technik zuzukaufen. Zweitens werden die Beschäftigungsbedingungen künftig sehr viel differenzierter ausfallen, weil die Unternehmen stark verschiedene Arten von Beschäftigungsverhältnissen und -orten anbieten werden, je nachdem wie wichtig die Aufgaben für das Unternehmen sind.“ Seine Thesen erläuterte Schneider mit eigenen Forschungsprojekten zum Maschinenbau der 1990er Jahre, den vielfältigeren Aufgaben an hochtechnisierten Arbeitsplätzen, dem Crowdsourcing und der Gestaltung von Unternehmensarchitektur. Er lud ausdrücklich die Praxis dazu ein, diese Fragen in Kooperation mit der Wissenschaft zu untersuchen und zu diskutieren.
Ebenfalls einem sehr komplexen Themengebiet widmete sich Prof. Dr. Stefan Müller, Experte für Wirtschaftsrecht, Technologie- und Innovationsrecht, in seinem Vortrag „Geistiges Eigentum in Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft“. Forschungs- und Entwicklungskooperationen sind wichtige Bausteine zur Entwicklung von Innovationen und Beförderung neuer Technologien. Solche Kooperationen finden nicht nur innerhalb der Wirtschaft zwischen Unternehmen statt, sondern zunehmend auch im Verhältnis zwischen Forschungseinrichtungen z. B. an Hochschulen und Industriepartnern. Stefan Müller: „Das Herzstück der vertraglichen Abreden bilden Regelungen zur Behandlung von geistigem Eigentum, das entweder in die Kooperation eingebracht oder als Ergebnis der Kooperation gewonnen wird.“ Unter dem Gesichtspunkt der Verwertung geistigen Eigentums erläuterte Müller die Interessenlagen, die rechtlichen Rahmenbedingungen und zentralen Regelungsbereiche von Forschungs- und Entwicklungskooperationen zwischen Wirtschaft und staatlichen Hochschulen.
Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane, Dekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, und Jürgen Behlke, Zweigstellenleiter Paderborn der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, die „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ gemeinsam veranstalten, sind sich einig: „In Paderborn wird hervorragende Forschungsarbeit geleistet, die auch für die Region sehr interessant ist. Die Veranstaltungsreihe soll dazu beitragen, dieses Potenzial durch den Wissenstransfer noch besser auszuschöpfen.“