Das GET Lab-Team aus Wissenschaftlern und Studierenden der Universität Paderborn hat erstmalig an der Roboter-Weltmeisterschaft „RoboCup“ teilgenommen und einen hervorragenden dritten Platz in der Liga der Rettungsroboter belegt.
In diesem Wettbewerb operieren die von den internationalen Forscherteams entwickelten Roboter in einem nachgebildeten Katastrophenszenario, wie es beispielsweise nach einem Erdbeben oder einem Terroranschlag auftreten kann. Nach solchen Katastrophen müssen große Gebiete möglichst schnell abgesucht werden, damit Überlebende umgehend geborgen werden können. Der Paderborner Rettungsroboter GETjag musste autonom und ferngesteuert verschiedene Aufgaben bewältigen. So musste sich der Roboter gleichzeitig in einer unbekannten Umgebung lokalisieren und eine Kartierung in 2D und 3D durchführen. Die Karten sollen Rettungskräfte gezielt über die Position von Überlebenden informieren. Hierzu galt es, simulierte Katastrophenopfer in einer Rettungsarena zu finden.
Um möglichst realistische Bedingungen zu schaffen, wurden die Vitalfunktionen der Opfer nachgebildet: Puppen lagen für diesen Zweck auf Heizdecken, mit denen Körperwärme simuliert wurde. Sie sprachen und bewegten sich. Weiterhin stießen sie Kohlendioxid aus, um die Atmung zu simulieren.
Dirk Fischer vom GET Lab leitete vor Ort das Team. Er berichtet: „Anders als in den nationalen Wettbewerben, an denen das Team in der Vergangenheit teilgenommen hatte, mussten sich die Roboter in den Vorrunden zunächst einer Vielzahl standardisierter Aufgaben aus unterschiedlichen Bereichen und Schwierigkeitsgraden stellen." Mawe Sprenger, Student im GET Lab, hatte u. a. die Steuerung des Roboters im teleoperierten Betrieb übernommen. „Die neuen Regeln trafen sicher alle Teams gleichermaßen überraschend", erzählt er. „Vor allem die hohe Anzahl an Vorrundenläufen pro Tag war extrem anstrengend und ließ wenig Zeit für notwendige Reparaturen und Verbesserungen an der Software. Trotz einiger Hardwareprobleme konnten wir aber recht flexibel auf die neuen Regeln reagieren und in das Finale einziehen. In den Finalrunden konnten wir uns noch weiter steigern."
Der weltweit größte Wettbewerb für intelligente Roboter fand in diesem Jahr in Leipzig statt. Die Weltmeisterschaft in der „Rescue Robot League“ wird seit 2002 durchgeführt. Sie wurde als Reaktion auf das große Erdbeben in Kobe, Japan, eingerichtet und soll die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich voranzutreiben. Ziel ist, Roboterforschung in praxisnahen Anwendungen zu testen. Weitere Forschungsziele im Bereich der Rettungsrobotik sind die Konstruktion möglichst geländegängiger und robuster Roboter, die automatische Auswertung der verschiedenen Sensordaten, die effiziente mobile Manipulation sowie die Realisierung neuer Mensch-Maschine-Schnittstellen, mit denen der Bediener bei der Steuerung unterstützt wird.
Das GET Lab forscht insbesondere an der Entwicklung autonomen Verhaltens bei Erkundungs-, Greif-, Manipulations-, Inspektions- und Kartierungsaufgaben. Prof. Dr. Bärbel Mertsching, Leiterin des GET Lab, erklärt: „Der Wettbewerb stellte extreme Anforderungen an die Robustheit der Roboter. Das sehr gute Abschneiden unseres Teams ist umso höher zu bewerten, da der Schwerpunkt unserer Arbeiten auf der Entwicklung intelligenter Algorithmen und nicht auf der Konstruktion robuster Plattformen liegt." Trotz verschiedener Hardware-Probleme konnte der GETjag erfolgreich eine Vielzahl von Aufgaben bewältigen.
In diesem Jahr beteiligten sich 19 internationale Teams. Den Gesamtsieg in diesem Jahr gewann das Team iRAP ROBOT von der King Mongkut's University of Technology North Bangkok, Thailand, gefolgt vom Team MRL der Islamic Azad University of Qazvin, Iran. Als bestes von 3 teilnehmenden deutschen Teams sicherte sich das Team GETbot in einer spannenden Finalrunde letztendlich den dritten Platz.