Das Historische Institut der Universität Paderborn und der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn laden zu einem Vortrag von Prof. Dr. Franz-Josef Arlinghaus (Universität Bielefeld) ein. Er wird über „Der Mönch, der Kaufmann und die Pfarrersfrau, oder: Was bedeutet ‚Individualität‘ im Mittelalter?“ sprechen. Der Vortrag findet am Dienstag, 10. Mai, 20.00 Uhr, im Hörsaal 2 der Theologischen Fakultät Paderborn, Kamp 6, statt.
In Mittelpunkt des Vortrages von Prof. Dr. Franz-Josef Arlinghaus steht die Frage, ob das Mittelalter nicht eine eigene Form von Individualität entwickelt hat. Damit wird eine aktuelle Debatte aufgegriffen, die das bisherige Bild vom Mittelalter als einer Zeit, in der die Gruppenbindungen wie die Erwartungen der Familie oder die Ansprüche der Zunft die Entwicklung und das Selbstverständnis des Einzelnen bestimmten, in Frage stellt. Diese Diskussion betrifft im Kern auch das Selbstverständnis der modernen Gesellschaft, die die Sorge um und für das Individuum zu ihren Errungenschaften erklärt und zugleich anderen Gesellschaften und mithin dem Mittelalter abgesprochen hat. Inwieweit dieses Bild möglicherweise zu einfach gestrickt ist und sich Individualität in Handeln und Bewusstsein auch für das Mittelalter fassen lässt, wird in dem Vortrag an drei konkreten Beispielen untersucht. Darauf aufbauend wird Franz-Josef Arlinghaus, der zuletzt einen wichtigen Sammelband zu dem Problem vorgelegt hat, ein Konzept von Individualität entwickeln, das dem Tun und den Reflektionen mittelalterlicher Menschen über sich selbst besser gerecht werden soll.