Weg­wei­ser für den Bau von Elek­tro­au­tos

Studie unter Beteiligung der Universität Paderborn zeigt Forschungs- und Entwicklungsbedarf im Bereich des Karosserie-Leichtbaus
 
Deutschland soll Leitmarkt für die Elektromobilität werden, das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gerade im Juni wieder auf der Nationalen Konferenz der Bundesregierung zur Elektromobilität herausgestellt. Welcher Forschungs- und Entwicklungsbedarf dabei noch im Bereich des Karosserie-Leichtbaus besteht, zeigt eine neue Studie der Forschungsplattform FOREL unter Beteiligung der Universität Paderborn auf. Die Forscherinnen und Forscher haben 240 Wirtschafts- und Wissenschaftsexperten aus verschiedenen Branchen befragt.
 
Die Umfrageergebnisse zeigen die hohe Relevanz des Leichtbaus für den ressourceneffizienten Fahrzeugbau. Gerade bei Elektroautos muss eine leichtere Karosserie die relativ hohe Masse der Batterie ausgleichen, um den Stromverbrauch gering zu halten. Durch neue Werkstoffe wie höchstfeste Stähle, Aluminium oder faserverstärkte Kunststoffe ist es gelungen, die Fahrzeugmasse im Vergleich zur konventionellen Stahlkarosserie immer weiter zu reduzieren und die Bauteile dabei zunehmend widerstandsfähiger zu machen. Diese weisen trotz ihrer Leichtigkeit auch sehr gute Crash-Eigenschaften auf, was zur Sicherheit der Fahrzeuge beiträgt. 97 % der befragten Teilnehmer sind überzeugt, dass durch neue Entwicklungen die Werkstoffvielfalt in der Karosserieherstellung noch weiter zunehmen wird.
 
Herausforderungen dieser Mischbauweise liegen vor allem in der Fügbarkeit der Werkstoffe, also der Technik zur Verbindung der unterschiedlichen Materialien, und in der Formbarkeit der Bauteile. Als problematisch schätzen die Befragten auch den Kostenfaktor ein: Die Verbindung vieler verschiedener Werkstoffe macht die Mischbauweise sehr viel aufwändiger, die Preise für einige Rohstoffe liegen sehr hoch. Weiteres Entwicklungspotenzial wird in der Wiederverwertbarkeit gesehen: Obwohl eine große wirtschaftliche Relevanz durch die Befragten bestätigt wird, spielt das Thema Recycling beim Großteil der Befragten bisher nur eine untergeordnete Rolle. Als Hemmnisse werden u. a. unzureichende Informationen und Qualität der Recyclingware sowie noch nicht ausgereifte Fertigungsprozesse gesehen.
 
„Die Studie soll den technologischen Fortschritt in der Elektromobilität vorantreiben, indem der Industrie, Automobilherstellern und Zulieferern, mögliche Entwicklungspotentiale aufgezeigt werden“, erklärt Dipl.-Ing. Michael Gerkens vom Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik der Universität Paderborn, das die Studie in Zusammenarbeit mit den Technischen Universitäten in Dresden, München und Freiberg entwickelt und durchgeführt hat. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Forschungsplattform FOREL, die Lücken in vorhandenen Entwicklungs- und Prozessketten der Elektromobilität schließen soll, gefördert.
 
Die FOREL-Studie ist als Buch über studie@plattform-forel.de bestellbar oder online auf http://www.plattform-forel.de/studie abrufbar.
 
 
Text: Frauke Döll

Foto (TU Dresden): Prototyp eines Elektroautos mit Ultraleicht-Karosserie: Dank eines Mix aus Stahl und Kohlefaser wiegt das komplette fahrbereite Demonstrationsmodell weniger als 900 Kilogramm.
Foto (TU Dresden): Prototyp eines Elektroautos mit Ultraleicht-Karosserie: Dank eines Mix aus Stahl und Kohlefaser wiegt das komplette fahrbereite Demonstrationsmodell weniger als 900 Kilogramm.
Foto (TU Dresden): Prototyp eines Elektroautos mit Ultraleicht-Karosserie.
Foto (TU Dresden): Prototyp eines Elektroautos mit Ultraleicht-Karosserie.