Pre­mie­ren der Stu­dio­büh­ne am 6. und 7. Ja­nu­ar: Me­de­ama­te­ri­al von Hei­ner Mül­ler – "Elek­tra" von Hu­go von Hof­manns­thal

Die Studiobühne stellt im Januar ein ungewöhnliches Projekt vor. Unter dem Thema „Rezeption von Antike“ kommen Stücke zur Aufführung, die antike Stoffe und Motive aufnehmen und in einer anderen Form verarbeiten und weiterentwickeln.

Im ersten Abend stehen Alkeste und Medea im Zentrum. Alkeste, die anstelle ihres Gatten in die Unterwelt geht; Medea, die ihre beiden Söhne ermordet und die zweite Frau ihres Gatten Jason durch ein vergiftetes Kleid tötet. Heiner Müller, der 1993 verstorbene Autor, benutzt diese beiden Schicksale für zwei große Texte. Zunächst "Bildbeschreibung": Hier wird in wechselnden Anordnungen ein "Bild" beschrieben, in dem Alkeste zwar dauernd anwesend ist und ständig im Mittelpunkt steht, ihr Name aber spielt keine Rolle und wird nur "am Rande" erwähnt. Von dieser fast indirekten Rezeption wechselt der nächste Text zu einem Monolog der Medea – „Medeamaterial“. Mit einer Sprachgewalt, die unter zeitgenössischen Autoren kaum anzutreffen ist, legt die Titelfigur ihr Inneres bloß und gibt Einblicke in das Gespaltene ihres Charakters: Das Verhältnis zu Jason, der Mord an ihrem Bruder, an ihren Kindern und der Geliebten ihres Mannes. Das Grausame und Abgründige ereignet sich in der Sprache.

Der zweite Abend bringt Hugo von Hofmannsthals Einakter „Elektra“, der 1903 in Berlin uraufgeführt wurde. Neben der Hauptfigur stehen ihre Schwester Chrysothemis und die Mutter Klytämnestra im Zentrum der „Tragödie in einem Aufzug“ - so der Untertitel. Klytämnestra hatte ihren Mann Agamemnon nach dessen Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg mit ihrem Liebhaber Aegisth ermordet. Elektra wartet zwanzig Jahre auf die Rückkehr ihres Bruders Orest, der den Mord ihres Vaters an der Mutter und Aegisth rächen soll. Doch die herbeigesehnte und vollzogene Tat bringt Elektra keine Befreiung. Sie stirbt wie Kleists Penthesila am „vernichtenden Gefühl“ der Rache.

Eine Lösung gibt es nicht. Medea erstarrt in ihrer Sprache, Elektra bricht unter der Last ihrer Leere der Tat zusammen. Beide Autoren vermeiden falsches Antikisieren und gewinnen auf je unterschiedliche Art die eigentliche Aussage der Stoffe in anderer Form zurück. Natürlich fordert ein solches Unternehmen alle Kräfte, denn jede Nebenrolle muß hochkarätig besetzt werden. Die Abende sollte man sich hintereinander ansehen. Bei aller Unterschiedlichkeit geben sie einen Einblick in die Möglichkeiten einer Auseinandersetzung mit der Antike.
 

Aufführungstermine Medeamaterial von Heiner Müller

Premiere ist am 06.01.2015 um 19:30 in der Studiobühne.

Weitere Termine: 09.01.2015, 16.01.2015, 20.01.2015, 24.01.2015, 28.01.2015, 31.01.2015
 

Aufführungstermine „Elektra“ von Hugo von Hofmannsthal

Premiere ist am 07.01.2015 um 19:30 in der Studiobühne.

Weitere Termine: 10.01.2015, 17.01.2015, 21.01.2015, 25.01.2015, 29.01.2015, 01.02.2015
 

Kartenreservierungen erfolgen über das Service Center der Universität Paderborn:

9-16 Uhr (freitags bis 14:30): 05251 60-5040

ab 16 Uhr (freitags ab 14:30) und Wochenende: 05251 60-2499

Kartenvorverkauf im Pader Ticket Center - Marienplatz 2a - 05251 299750

Abendkasse ab 18:30 Uhr: 05251 60-2665

Eintritt: 8,- EUR / 5,- EUR (Schüler, Studenten)