Ab dem 27. Februar 2007 ist im Stadtmuseum Münster die Ausstellung "Schlagfertig! Studentenverbindungen im Kaiserreich" des LWL-Freilichtmuseums Detmold zu sehen. Bei der zweiten Station der Ausstellung präsentiert man ausgewählte Objekte aus der umfangreichen Studentica-Sammlung des LWL-Freilichtmuseums, die in ihrer Dichte und Qualität exzellenten Einblick in die Kulturgeschichte des studentischen Verbindungswesens zwischen 1840 und 1920 gibt.
Viele Exponate stammen aus der Stiftung des renommierten Detmolder Sammlers Ewald Lutz, die seit 1999 im Besitz des Museums ist und erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Druckgrafiken, Bücher, zahlreiche Kleidungsstücke und Couleurartikel - wie Bänder, Zipfel, Mützen, Bandknöpfe - aber auch Gebrauchsgegenstände veranschaulichen das Leben der Studenten, ihre poltisch-gesellschaftliche Gedankenwelt und ihr Selbstverständnis als Männer. Zahlreichen Fotografien, beispielsweise Atelieraufnahmen von Studenten um 1900, in "Vollwichs" oder Bilder von Verbindungskooperationen während einer "Mensur", dem traditionellen Fechtkampf, geben weiteren Einblick in Alltag, Bräuche und Traditionen der Studenten im Kaiserreich. Auch Schutzkleidung für "Mensuren" sind in der atmosphärisch dichten Ausstellung des Detmolder Freilichtmuseums zu bestaunen. Ergänzt wird die Präsentation zudem durch einen Beitrag zu den münsterischen Studentenverbindungen, die das Stadtmuseum Münster zusammengestellt hat.
Studieren bedeutete um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert weitaus mehr als nur Universität, Vorlesung und Examen. Die Mehrheit der männlichen Studenten war korporiert, an jedem Hochschulstandort gab es Verbindungen. Die Mitgliedschaft in den Kooperationen übte wesentlichen Einfluss auf die Sozialisation der Studenten aus. Gehorsam, körperliche Leistungskraft und Willensstärke als Männlichkeitsideale standen im Vordergrund korpsstudentischer Erziehung. Duell, "Mensur" oder exzessives Trinken gehörten ebenso zum Alltag der Studenten wie Prüfungen oder Seminare.
Die Ausstellung des LWL-Freilichtmuseums Detmold zeichnet sich neben der Vielzahl der gezeigten Exponate noch durch eine weitere Besonderheit aus: Sie entstand als Kooperationsprojekt mit der Universität Paderborn. Studierende des Historischen Instituts unter der Leitung des Privatdozenten Dr. Rainer Pöppinghege waren wesentlich an der Gestaltung der Ausstellung beteiligt. Der Kontakt entstand bei einer Besichtigung der Studentica-Sammlung des Museums durch die Studierenden und den Leiter des Historischen Institutes. Dabei wurde die Idee geboren, in Zusammenarbeit eine eigene Ausstellung zu diesem Thema zu gestalten. So entstand eine eindrucksvolle Schau auf dem neusten Stand der wissenschaftlichen Forschung.