Emine Özcan (21) studiert an der Universität Paderborn Germanistik und Hauswirtschaft auf Lehramt. Sobald Sie mit dem Grundstudium fertig ist, möchte sie ins Ausland, und zwar nach Istanbul an die Boğaziçi University. "Ich spreche akzentfrei Deutsch und Türkisch. In Istanbul kann ich meine sprachlichen und fachlichen Kenntnisse vertiefen." Emine ist zuversichtlich, dass es mit einem Auslandssemester klappt. Darin wird sie auch Doris Bast-Forster vom Akademischen Auslandsamt (AAA) der Universität bestärkt. Das Auslandsamt als Veranstalter hatte - wie viele andere Organisationen - einen Stand bei der Veranstaltung "Go out! Studieren weltweit!". Im Foyer der Uni bekamen Studierende wie Emine am Donnerstag, 14.12., alle wichtigen Informationen rund ums Auslandsstudium.
"In vielen Berufsfeldern wird Auslandserfahrung immer wichtiger, in einigen sogar vorausgesetzt", sagt Regina Sonntag-Krupp, Leitern des Auslandsamtes. Deswegen hat es sich auch Rama Asmar (20) in den Kopf gesetzt, im Ausland zu studieren. Ergänzend zu einem Theologiestudium in Deutschland möchte Rama orthodoxe Religion in Syrien studieren. "Denn nur dann kann ich orthodoxe Religion in Deutschland unterrichten." Das sei kein leichtes Unterfangen, lautet die Einschätzung der Mitarbeiterinnen des Auslandsamtes. Denn in Syrien hat die Paderborner Uni bislang keine Partnerhochschule. "Rama kann allerdings als so genannte 'Freemoverin' nach Syrien gehen. Das bedeutet, dass sie den Auslandsaufenthalt weitestgehend selbst organisieren muss", so Bast-Forster. Freemover können - wie alle anderen Studierenden auch - ein Stipendium oder Auslandsbafög beantragen. "Die Bewilligung für eine Bezuschussung erfolgt nur nach bestimmten Kriterien. Zum Beispiel, wenn die Eltern nicht genügend Geld aufbringen können", betont Doris Bast-Forster.
Zum Thema Finanzierung wurden bei der Infoveranstaltung die allermeisten Fragen gestellt. "Klar, denn ohne Geld geht gar nichts", bestätigt auch Angelika Brebeck, die sich zusammen mit Doris Bast-Forster um internationale Hochschulbeziehungen kümmert. Nicht nur fachorientierte Studienaufenthalte, sondern auch Praktika im Ausland können gefördert werden. Das Credo aller Mitarbeiterinnen des Akademischen Auslandsamtes lautet: Frühzeitig beraten lassen!
Diesen Tipp gibt auch Prof. Dr. Dr. Peter Freese, der in der Auswahl-Kommission für Fullbright Stipendiaten tätig war. "Die Unterhaltskosten sind im Ausland oft sogar höher als am heimischen Studienort. Je nach Land und Jahrgang kommen auf ein Stipendium bis zu vier Bewerber." Er weiß auch, was unter Studierenden in diesem und dem vergangen Jahr die Renner waren: "Viele möchten nach Amerika oder nach Neuseeland. Neben der schriftlichen Bewerbung erfolgt bei Fullbright nach der ersten Auswahl ein persönliches Gespräch in Berlin. "Bei diesen Gesprächen wird unter anderem auf soziales Engagement großer Wert gelegt. Wer in einer Pfadfinder-Gruppe war, im Chor gesungen oder sich in der Jugendarbeit engagiert hat, sollte das immer im Lebenslauf erwähnen." Unterschieden wird unter anderem in Voll- oder Reisestipendien, ähnliche Kategorien gelten auch beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD). Sebastian Braunert, Mitarbeiter des DAAD aus Bonn ist von der Veranstaltung an der Paderborner Uni begeistert: "Hier ist unglaublich viel los. Die Studierenden wenden sich mit sehr konkreten Fragen an uns."
Während sich Studentinnen wie Rama und Emine noch in der Vorbereitungsphase für einen Auslandsaufenthalt befinden, kann Alexander Boschmann (25) Interessierten von seinen Erfahrungen berichten. Er war ein halbes Jahr lang an der Western Michigan University in Kalamazoo, nahe Detroit beziehungsweise Chicago. Boschmann studiert in Paderborn Informatik auf Diplom und Informatik und Sport auf Lehramt. "Mir hat die Zeit in den USA unheimlich viel gebracht. Nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Zu vielen Kommilitonen habe ich den Kontakt gehalten, wir besuchen und gegenseitig." Was Alexander Boschmann ebenfalls richtig gut gefallen hat: "Der Kontakt zu den Profs ist an der Western Michigan University unheimlich eng gewesen. Das Lernen dort machte großen Spaß." Seinen Abschluss will der Student trotzdem in Paderborn machen. "Ich kann mir aber vorstellen, später wieder ins Ausland zu gehen."
So hat's auch Min Wang (23) gemacht, die in Paderborn Wirtschaftsinformatik studiert. Zusammen mit ihrem Freund Björn Sanner (22), ebenfalls Student der Wirtschaftswissenschaften, plant Min jetzt einen Studienaufenthalt in China. Nach Peking möchten die beiden angehenden Wirtschaftsinformatiker allerdings nicht. "Wir interessieren uns für eine kleinere Provinz: Shanxi." Warum? "Dort ist es weniger überlaufen als in Peking und es gibt dort einen Technologiepark, den wir unbedingt kennen lernen und zu dem wir Kontakt aufbauen möchten. Allerdings betreten wie damit Neuland" sagt Min. Denn in der Provinz Shanxi gibt es ebenso wenig wie in Syrien eine Austausch-Uni. Das kann Min und Björn von ihrem Vorhaben allerdings nicht abhalten. "Wir stehen noch ganz am Anfang der Planung. Mal gucken, was daraus wird."
Prinzipiell steht das Auslandsamt allen Studierenden, die ins Ausland möchten, mit Rat und Tat zur Seite. "Wir versuchen, auch Studierenden mit 'Sonderwünschen' bestmögliche Tipps zu geben." Mit der Initiative "Go east" versuchen die Kollegen des AAA vor allem die Länder in den Vordergrund zu rücken, die auf der Rangliste der Interessierten bislang nicht weit oben stehen, zum Beispiel Ungarn, Litauen, Finnland, Portugal. "Wir bieten ein möglichst breites Spektrum an und animieren alle Studierenden, zum Beispiel auch nach Ost-Europa zu gehen", so Doris Bast-Forster. Das trägt erste Früchte: Der Infostand für Ungarn, Slowenien und Polen war während der "Go out! Studieren weltweit!" gut besucht.
Text und Foto: Christiane Bernert