20.000 Schülerinnen und Schüler miteinander verbunden
Das Informatikjahr neigt sich seinem Ende, das Interesse für die digitale Entwicklung in unserer Gesellschaft bleibt. Ganz besonders bei den Wissenschaftlern der Universität Paderborn. Bei Prof. Dr.-Ing. Reinhard Keil vom Heinz Nixdorf Institut zum Beispiel. Er beschäftigt sich in der Fachgruppe Informatik und Gesellschaft mit der Lernstatt Paderborn. "Lernstatt kommt von Werkstatt und in einer Werkstatt wird gearbeitet", so Keil. Statt mit Werkzeug wird in der Lernstatt Paderborn allerdings mit Medien als Mittel des Lernens hantiert. Zu diesem Thema hat Prof. Keil zusammen mit Detlef Schubert, Fachberater "Digitale Medien" der Bezirksregierung Detmold, ein Buch herausgegeben: Lernstätten im Wandel. Innovation und Alltag in der Bildung.
Ein Computer soll ein integratives Lernmedium sein? Aber vor einem Computer sitzt man doch alleine! "Eben nicht", sagt Keil. Das Konzept der Lernstatt geht anders an die Sache heran: Durch ein Netzwerk, durch das alle städtischen Schulen Paderborns dabei sind, werden 20.000 Schülerinnen und Schüler miteinander verbunden. "Individuelles und kooperatives Lernen werden so verknüpft", bestätigt Fachberater Detlef Schubert. Im Idealfall sieht diese Verknüpfung so aus: Schüler XY hat seit seinem ersten Schuljahr an einer Paderborner Grundschule persönliche Zugangsdaten zum Netz. In der Schule stehen Rechner zur Verfügung, an denen er arbeiten kann. Zuhause greift er auf ein und dasselbe Netzwerk zurück, tauscht sich mit Mitschülern aus, recherchiert, strukturiert und präsentiert Wissensinhalte. Ähnlich gehen auch die Lehrer von Schüler XY ans Werk. Während der den Wissensraum Schule quasi mit nach Hause nimmt, treffen sich die Kollegen im virtuellen Arbeitszimmer. Dort wird Unterrichtsmaterial ausgetauscht, bewertet und verwaltet. "Die soziale Aktivität bei diesen Vorgängen ist der springende Punkt", betonen Keil und Schubert, "denn erst dadurch bekommt das Lernen seinen Sinn."
Dass die Interaktion zwischen Menschen, und nicht zwischen Mensch und Maschine stattfindet, machen sich die beiden Experten rund um die Lernstatt Paderborn zunutze: "Stätten des Lernens sind Stätten der Begegnung. Eine Lernstatt ist Teil einer lebendigen, sich ändernden Gesellschaft." Lernen sei zu einem Schlüsselfaktor für die Entwicklung des Individuums und der Gesellschaft geworden. Und genau deshalb komme der Lernstatt Paderborn eine wichtige Bedeutung zu. Das haben die beiden mit Unterstützung weiterer anerkannter Experten in dem gerade erschienenen Buch "Lernstätten im Wandel" dokumentiert.
Exemplarisch für die ganze Bundesrepublik ist die Stadt Paderborn deutschlandweit die einzige Kommune, in der für alle städtischen Schulen der flächendeckende Zugang in die digitale Welt gewährleistet ist. Dabei greifen die etwa 20.000 Schülerinnen und Schüler auf ca. 2.000 Geräte zurück. Diese Infrastruktur wurde zwischen 2001 und 2004 geschaffen. Und zwar mit dem Anspruch, die Lehrpersonen nicht mit Administration und Wartung der Geräte zu belasten. Dafür wurde das kommunale Rechenzentrum (GKD Paderborn) verpflichtet. Damit die Welt in der Schultasche aller Schüler bleiben kann, sind zukünftig weitere Anstrengungen nötig. "Elearning kapiert man nicht von heute auf morgen, das ist ein behutsamer Prozess, für den die Schulen Zeit benötigen", betont Prof. Keil. Nur durch neue Inhalte, Zugänge, Werkzeuge und Infrastrukturen könne dieser Prozess in Gang gehalten werden. Nicht zuletzt den Medienbeauftragten an den einzelnen Schulen komme dabei eine wichtige Funktion zu. "Sie sind unsere Multiplikatoren und beobachten die Rolle digitaler Medien im Unterricht sehr genau", sagt Fachberater Schubert.