Mit dem neuen Lehrerausbildungsgesetz in Nordrhein-Westfalen hält die Schulpraxis mehr und mehr Einzug in das Lehramtsstudium: Neben einem Praxissemester an der Schule soll der Unterrichtsalltag an der Universität reflektiert und forschend begleitet werden. Mit den Potenzialen und Herausforderungen der Praxisforschung in der Lehrerbildung beschäftigte sich eine Tagung des Nordverbunds Schulbegleitforschung am 15. und 16. September an der Universität Paderborn.
Der Nordverbund besteht seit Mitte der 1990er Jahre als Netzwerk zwischen verschiedenen Hochschulen, Ausbildungsseminaren, Einrichtungen der Lehrerfortbildung, Schulaufsicht und Schulen. Je nach Konzept arbeiten Studierende, Referendare, Lehrkräfte sowie Wissenschaftler aus neun verschiedenen Städten Deutschlands an praxisbezogenen Forschungsprojekten. Zu ihrer 16. Jahrestagung kamen die Mitglieder zum ersten Mal in Paderborn zusammen. „Ich bin sehr froh, dass Paderborn inzwischen dem Nordverbund angehört“, sagte Gastgeberin und Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Christine Freitag bei der Begrüßung der über 100 Teilnehmer.
Auch Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch begrüßte die Gäste und betonte dabei die zentrale Rolle der Lehrerausbildung an der Universität Paderborn. Ein Drittel der über 15.000 Studierenden sei in einen Lehramtsstudiengang eingeschrieben, ergänzte der Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften, Prof. Dr. Volker Peckhaus. Allein in seiner Fakultät würden 75 Prozent der Studierenden die Lehrerlaufbahn antreten. Einen wichtigen Stellenwert habe daher das Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) der Universität, das als fakultätsübergreifende Einrichtung die Weiterentwicklung der Lehrerbildung unterstützt. Das PLAZ gehörte neben dem Erziehungswissenschaftlichen Institut zu den Ausrichtern der zweitägigen Veranstaltung.
In 19 Einzelveranstaltungen – Workshops und Projektpräsentationen – hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich dem Themenfeld „Praxisforschung in der Lehrerbildung“ zu nähern. Die Eröffnungsvorträge hielten Prof. Dr. Ingrid Kunze (Universität Osnabrück) und Dr. Andreas Feindt (Wartburg-Grundschule Münster). „Der Austausch hat viele Impulse für die Möglichkeiten einer Verzahnung der theoretischen und praktischen Ausbildung im Rahmen der ersten und zweiten Studienphase gegeben“, fassten Prof. Dr. Christine Freitag und Prof. Dr. Bardo Herzig, Direktor des PLAZ, zusammen. Unterstützt wurde die Tagung durch die Universitätsgesellschaft Paderborn und den Schöningh-Verlag Paderborn.