Programmkino Lichtblick e.V. präsentiert die Vorführung des Stummfilmklassikers Nosferatu von Friedrich Wilhelm Murnau mit Klavierbegleitung von Eunice Martins
Am Donnerstag, 20. April, 20 Uhr im Cineplex Paderborn ist es soweit. Unter vereinten Kräften des Programmkinos Lichtblick e.V., des Instituts für Medienwissenschaft der Universität und des Kulturamts der Stadt Paderborn wird Nosferatu noch einmal ein Publikum das Fürchten lehren.
Nach fast einem Jahr Planung kehrt der mehr als 50 Jahre verschollene Vampirfilm "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahre 1921 zurück auf Paderborns größte Leinwand. Doch bleibt der Film nicht stumm. Für eine Live-Vertonung auf höchstem Niveau sorgt die renommierte Stummfilmpianistin Eunice Martins. Martins, die unter anderem das Fach Klavier an der Musikakademie Wiesbaden studierte, begleitet Stummfilmvorführungen im In- und Ausland und ist seit sechs Jahren auch die Hauspianistin des Kino Arsenals in Berlin. Neben ihrem Talent an den Tasten, das sie auf der Berlinale und anderen Filmfestivals unter Beweis stellte, arbeitet sie als Komponistin für Filmmusik.
Die Geschichte des Films selbst ist ebenso spannend wie sein Inhalt. Regisseur Murnau konnte die Rechte an Bram Stokers berühmten Roman "Dracula" nicht bekommen und ließ so schlicht die Namen der Figuren ändern. Zum Ärger der Witwe Stoker, die eine vollständige Vernichtung des Films gerichtlich anordnen ließ. Bis Ende der 80er Jahre galt der Film dann als verschollen. Eines der wichtigsten Werke der deutschen Stummfilmgeschichte konnte schließlich nur durch ein endloses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Stoker und einigen geschickten Filmliebhabern gerettet werden.
Gezeigt wird eine im Rahmen des Projekts Lumière 1995 aufwendig restaurierte Fassung, die sogar Farbe zu bieten hat. 1921 und Farbe? In der Tat handelt es sich bei der Annahme, dass es vor den 50-er Jahren kaum Farbfilme gab, um einen weit verbreiteten Irrtum. Schon zu Beginn der Filmgeschichte Ende des 19. Jahrhunderts wurden Filmstreifen ganz eingefärbt oder, wie im Falle von Nosferatu, viragiert. Bei diesem Verfahren wurden die einzelnen Bilder des Films angemalt, was bei ungefähr 20 Bildern pro Sekunde einen nicht unerheblichen Aufwand bedeutete. Noch ein interessantes Detail: Die berühmte Legende von der Licht-Allergie von Vampiren geht auf diesen Film zurück, Stokers Dracula hatte eigentlich kein Problem mit der Sonne. Der Schauspieler Max Schreck macht seinen Namen zum Programm: Er verleiht der Rolle des Murnauschen Dracula, dem Grafen Orlof, einen wahrlich gruseligen Auftritt. Manche finden seine Erscheinung wesentlich eindrucksvoller als die Wiederverkörperung durch Klaus Kinski in Werner Herzogs vielleicht bekannterem Remake des Films aus dem Jahre 1979.
Am Donnerstag, dem 20. April, um 20 Uhr im Cineplex Paderborn ist es soweit. Unter vereinten Kräften des Programmkino Lichtblick e.V., des Instituts für Medienwissenschaft der Universität und des Kulturamts der Stadt Paderborn wird Nosferatu noch einmal ein Publikum das Fürchten lehren. Großer Dank gilt hier auch der Mitarbeit der lokalen Kulturförderer, dem Pianohaus Harke und Transporte Kleinn - ohne sie würde kein Klavier im Kino erklingen. Eine einmalige Chance also, nicht nur für Freunde von Kino und Klavierklängen.
Für Freunde deutscher Filmklassiker sei darauf hingewiesen, dass der Programmkino Lichtblick e.V. im Cineplex die Reihe mit weiteren Stummfilmen wie Pabsts Die freudlose Gasse (Mo, 29. Mai, 20 Uhr) oder Robert Wienes Das Cabinet des Dr. Caligari (Mo, 8. Mai, 20 Uhr) fortsetzt, im Rahmen eines Seminars an der Universität zum Weimarer Kino. Den krönenden Abschluss der Reihe bietet Josef von Sternbergs Der Blaue Engel (Mo, 3. Juli, 20 Uhr).
Kontakt: Programmkino Lichtblick e.V.
Andreas Becker, Tel.: 05251/8782639
E-Mail: andreas.becker@gmx.com