Jeder dritte Studierende geht bei seiner Lebensplanung davon aus, sich beruflich – früher oder später – selbstständig zu machen. Dies kam bei der Erstsemesterbefragung heraus, die im vergangenen Herbst an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe durchgeführt wurde, an der sich knapp 1.000 Nachwuchsakademiker beteiligten und die wieder einmal belegt, dass ein Beratungsbedarf in Sachen Existenzgründung tatsächlich besteht. Eben weil es so viele sind und weil sich die meisten von ihnen mit juristischen und kaufmännischen Feinheiten nicht auskennen. Doch der Weg in die erfolgreiche Selbstständigkeit setzt weiteres Rüstzeug voraus.
In OWL begegnet man diesem Beratungsbedarf mit einer „konzertierten Aktion“ dreier Partnerprojekte: ‚BuildING Existences’ an der Hochschule OWL mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH und der GILDE GmbH in Detmold, ‚open entrepreneur-lab Paderborn’, realisiert durch die Fachhochschule des Mittelstands (Bielefeld), die TechnologieParkPaderborn GmbH, die Universität Paderborn und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn, sowie ‚Perspektive Campus Start’ als Gemeinschaftsprojekt der Universität und der Fachhochschule Bielefeld. Alle drei Projekte konnten sich beim Wettbewerb Gründung.NRW im Rahmen des NRW Ziel 2-Programms durchsetzen und werden aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. Die Entwicklungspartnerschaft OWL ist eine aktive Plattform für die Projektpartner aus ganz OWL, um das Gründungsgeschehen rund um den Hightech-Standort Ostwestfalen-Lippe gemeinsam weiter voran zu bringen.
Andrea Milberg leitet das BuildING Existences-Projekt an der Hochschule OWL. Sie kann nach kurzer Zeit der Akquise im eigenen Haus und nach einer neuerlichen Online-Befragung der Studierenden feststellen: „Schon während des Studiums entstehen viele Ideen, in welchem Bereich man seinen Service oder seine Produkte anbieten möchte. Wir sorgen dafür, dass solche Gründungsgedanken eine solide Ausgangsbasis finden und Perspektive haben.“
Ehrlichkeit ist dabei oberstes Gebot, denn nicht jede Idee hat Zukunft. Milberg: „Wir müssen zügig eine Rückmeldung geben, ob sich die Geschäftsidee lohnt und ob wir meinen, dass der Kandidat oder die Kandidatin mit dem richtigen Gründer-Ernst bei der Sache ist.“ Als Coach verstehen sich die Mitglieder aus allen drei Projekten, als ‚Lotse’ durch den Dschungel von der Ideenfindung über Marktanalyse, Kostenplan und Risikoabwägung bis hin zur Gründung. Ein Netzwerk der großen OWL Hochschulen kann auf die Kompetenz ihrer Partner aus Kammern der Region und Wirtschaftsfördergesellschaften zurückgreifen. Thomas Niehoff, der Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwestfalen: „Mit den drei Projekten haben wir eine besondere Nähe in den Hochschulen zu den potenziellen Gründern aufgebaut. Wir sind auf der einen Seite präsent, werden wahrgenommen. Auf der anderen Seite sind wir sehr gut untereinander vernetzt, so dass wir einen zuverlässigen und langfristigen Rundum-Gründerservice anbieten können. OWL wird davon profitieren.“
„Unter dem Leitsatz ,erfolgreich gründen´ verfolgt das open entrepreneur-lab einen ganzheitlichen Ansatz, technologie- und wissensbasierte Neugründungen in allen relevanten Bereichen zu unterstützen“, so Leonard Kaup, Koordinator des ‚open e-lab‘ und Mitarbeiter der TechnologieParkPaderborn GmbH. Oftmals liegen gründungsrelevante Defizite vor, die mit Hilfe der richtigen Partner ausgeglichen werden könnten. Daher unterstützt das ‚open e-lab’ mit Nachdruck die Vermittlung der richtigen Geschäftspartner über die Hochschulgrenzen hinaus. Auch Erwerbstätige und Unternehmer werden betreut. Ergänzend werden den angehenden Unternehmern weitere notwendige Ressourcen und unterstützende Leistungen für ihre Neugründung bereitgestellt und angeboten, unter anderem durch die ‚open e-lab academy’ in Paderborn, durch die kaufmännische und unternehmerische Grundlagen durch Experten unterschiedlicher Fachbereiche vermittelt werden.
Vom Bielefelder Hochschul-Campus vermeldet das Projekt 'Perspektive CampusStart – Wir gründen gemeinsam' schon nach kurzer Laufzeit eine „effektive Unterstützung für Gründungsvorhaben in ausgewählten Technologiefeldern“. Die Gründungsquote in Bielefeld soll weiter gesteigert werden. „Die räumliche Nähe der beiden Partner sowie die Schwerpunktfächer der Hochschulen bieten gute Voraussetzungen für die gemeinsame Weiterentwicklung bisheriger Angebote“, berichten die Projekt-Verantwortlichen Prof. Dr. Thomas Plümer von der Fachhochschule Bielefeld und Dr. Daniela Rassau von der Universität Bielefeld. Neue, nachhaltige Strukturen wolle man aufbauen und das Wissen um Unternehmensgründungen in der Lehre verstärkt verankern.
Das kommt bei den erfolgreichen Unternehmern in OWL gut an. Etwa bei Prof. Dr. Dieter Dresselhaus, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Holter-Regelarmaturen (HORA) in Schloss Holte-Stukenbrock. Er, der selbst seit langem als Lehrender die Studierenden – vornehmlich aus den Ingenieurdisziplinen – fit macht in strategischer Unternehmensführung, ist überzeugt: „Die Hochschulen in OWL können die mittelständische Industrie bei der Bewältigung ihrer Zukunftsaufgaben unterstützen, wenn das Ausbildungsprofil passt und der Transferwille stimmt. Je mehr junge Menschen sich mit neuen, frischen, aber vor allem zukunftsträchtigen Ideen selbstständig machen, desto weniger zweifle ich an einer gedeihlichen Entwicklung von Wirtschaft und Wissenschaft in Ostwestfalen-Lippe.“
Kontakt:
open entrepreneur-lab Paderborn, Leonard Kaup, Projektkoordination, c/o TechnologieParkPaderborn GmbH, Technologiepark 13, 33100 Paderborn; Telefon 05251.160 90-29, Fax 05251.160 90-49, l.kaup@open-e-lab.de, www.open-e-lab.de