Die gute Zusammenarbeit innerhalb der Universität und mit den Partnern in der Region Ostwestfalen-Lippe stellte Uni-Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch ins Zentrum seiner Ansprache beim 35. Neujahrsempfang der Universität Paderborn. Vor über 500 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kirche und Politik und zahlreichen Hochschulangehörigen präsentierte Risch eine erfolgreiche Bilanz des vergangenen Jahres und zugleich einen ersten Ausblick auf das gerade begonnene Jahr 2011.
Vertrauen und Anerkennung prägten laut Risch das Uni-Jahr 2010, in der sich die „Universität für die Menschen als stabiler, flexibler und verlässlicher Partner bewährt“ habe. Und noch nie habe es „derart enge und vertrauensvolle Beziehungen in Ostwestfalen-Lippe gegeben“. Beispielhaft für diese Zusammenarbeit in OWL nannte Risch die Initiative „Innovation und Wissen“ und ihren „Motor“ Karl Heinz Stiller sowie die Gründung einer Fraunhofer-Projektgruppe, die in wenigen Jahren zu einem eigenständigen Fraunhofer-Institut in OWL führen solle.
In seinem Rückblick benannte Risch vor allem die Erfolge der Universität, zu denen er unter anderem die Einwerbung von drei Stiftungsprofessuren und die mit einer Million Euro geförderten Gender-Professuren sowie die Gründung des Instituts für Polymere Materialien und Prozesse PMP und die Beteiligung des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (Zekk) an einem bundesweiten Graduiertenkolleg für Islamische Theologie zählte.
Aber auch die Einwerbung von insgesamt 2,4 Mio. Euro für den Ausbau der Lehrerbildung und die Eröffnung des zdi-Schülerlabor „coolMINT“ und des zdi-Zentrums „FIT-Paderborn“ gehörten zu den Erfolgen des letzten Jahres.
Eine Herausforderung sei auch im vergangenen Jahr die überaus hohe Auslastung der Universität gewesen, die mit über 15.000 Studierenden einen neuen Höchststand erreicht habe. Doch durch verschiedene Maßnahmen sei diese Situation deutlich besser gemeistert worden als noch 2009.
Ganz besonders betonte Risch die große Freude der gesamten Universität über die im Dezember erfolgte Bekanntgabe der neuen Leibniz-Preisträgerin Prof. Dr. Christine Silberhorn, die die mit 2,5 Mio. Euro dotierte Auszeichnung im März 2011 entgegennehmen werde.
Kritisch äußerte sich Risch zur angekündigten Abschaffung der Studienbeiträge, denn diese hätten bisher zu einer deutlichen Verbesserung der Betreuungsrelationen von Lehrenden und Lernenden beigetragen. Darüber hinaus forderte er die Politik auf, den zurzeit sehr erfolgreichen Aufbau von Lehrkapazitäten auch dann beizubehalten, wenn gegen Ende des Jahrzehnts die Studierendenzahlen wieder zurückgehen sollten. Nur so könne dauerhaft eine Verbesserung der Betreuungsrelationen erreicht werden.
Für das Jahr 2011 erwartet Risch eine weiterhin gute Entwicklung der heimischen Hochschule. Allein fünf große Bauprojekte, die in diesem Jahr eingeweiht werden können, werden der Universität mehr Platz für Lehre und Forschung bieten. Darüber hinaus setzt Risch große Hoffnungen in drei Anträge der Universität im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder und die Eröffnung des ersten Gebäudes der Zukunftsmeile an der Paderborner Fürstenallee. Und bereits Ende dieser Woche wird in Paderborn ein Kompetenzzentrum „Hochschuldidaktik Mathematik“ eröffnet, für das die heimischen Mathematiker zusammen mit Kollegen der Universität Kassel insgesamt 1 Mio. Euro einwerben konnten.
Einen ersten Ausblick gab Risch auch auf das Jahr 2012, in dem die Universität Paderborn das 40-jährige Bestehen feiern werde. Und betonte in diesem Zusammenhang, dass „wir für andere Werte kämpfen als nur für die Tagespolitik“. Die Universität sei „auch ein Raum für Querdenker, dennoch immer kooperativ, ein Ort des Diskurses – und auch der Andersartigkeit“.
In seinem Festvortrag stellte Prof. Dr. Marco Dorigo seine Forschungen zur so genannten Schwarmintelligenz vor, wie sie im Tierreich zum Beispiel in Ameisenstaaten oder auch bei Vögeln vorkomme. Dorigo präsentierte anschaulich verschiedene Experimente mit einer Vielzahl relativ einfach konstruierter Roboter, die durch eine effektive Zusammenarbeit Aufgaben lösen könnten, die ein einzelner Roboter allein nicht durchführen könne. Anwendungsmöglichkeiten für seine Forschungen seien Einsätze von Robotern in gefährlichen Arbeitsumgebungen oder auch im Weltall.
Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang vom Hochschulorchester der Universität unter Leitung von Steffen Schiel. Mit den leise startenden Tönen des „Zauberlehrlings“ von Paul Dukas und den von Calvin Custer arrangierten kraftvoll energischen Tönen Henry Mancinis (1924-1994) – hier gerade auch mit der nicht zu überhörenden Filmmusik des Rosaroten Panthers – unterstrichen die Musiker die kreative und anregende Vielfältigkeit der Hochschule.
Text: Martin Decking