Im Rahmen der Ringvorlesung des Paderborner Graduiertenkollegs „Automatismen“, die in diesem Semester das Thema „Entautomatisierung“ behandelt, wird Walter Siegfried am 30. November an der Universität Paderborn zu Gast sein. Der Vortrag mit dem Titel „Entautomatisierung am eigenen Leib“ findet abweichend von den übrigen Terminen in Raum E 2.122 statt und beginnt um 18.15 Uhr. Walter Siegfried beschäftigt sich mit Automatismen von Bewegungsabläufen im städtischen Raum. Im Mittelpunkt seines performativ vorgetragenen Berichts stehen die Stadttänzer, eine Künstlergruppe, die sich in den späten 1980er Jahren mit den Wechselwirkungen zwischen Architektur und Bewegung befasste. Entautomatisierung kann demnach erst dann eintreten, wenn Automatismen als solche erkannt worden sind. Diese Erkenntnis wird im Fall der Stadttänzerei nicht durch Analyse von außen gewonnen, sondern durch Selbstvollzug, Bewegungsempfindung, Kinästhesie.
Walter Siegfried ist Performer und „situativer Sänger“. Nach seiner Promotion in der Fächerkombination Psychologie, Kunstgeschichte und Philosophie untersuchte er am Modell des menschlichen Tanzes „Ästhetik als Verhalten“. Seine situativen Arbeiten zielen darauf, durch Schichtungen und Verschiebungen die Wahrnehmung der Situation zu irritieren. Neben Projekten im öffentlichen Raum arbeitet Siegfried am „Computer Aided Memory“, seinem persönlichen Hypertext-Netzwerk aus Erinnerungs-Stücken, das in interaktiven Vorträgen performativ vergegenwärtigt wird.
Das im Mai 2008 an der Universität Paderborn eingerichtete DFG-Graduiertenkolleg „Automatismen“ versammelt Dissertationsprojekte, die Automatismen – verstanden als Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen – im Feld der Medien, der Informationstechnik und der Kultur untersuchen. Konstitutiv ist der Brückenschlag zwischen Kulturwissenschaft und Informatik. Weitere Informationen unter: www.upb.de/gk-automatismen.