In­ter­re­li­gi­öse Ta­gung des Zen­trums für Kom­pa­ra­ti­ve Theo­lo­gie und Kul­tur­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Pa­der­born: „Zu­gän­ge zur Tri­ni­tät für das christ­lich-mus­li­mi­sche Ge­spräch“

Am vergangenen Wochenende (6./7. November) fand – gefördert von der Stiftung Mercator – an der Katholischen Akademie in Schwerte wieder eine interreligiöse Tagung des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) statt. Namhafte Wissenschaftler der katholischen und islamischen Theologie diskutierten mit Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern der Universität Paderborn intensiv über „Zugänge zur Trinität für das christlich-muslimische Gespräch“.

Mit diesem Thema ist zugleich einer der wunden Punkte zwischen beiden Religionsgemeinschaften benannt, gilt doch seit jeher das Bekenntnis der Kirchen zum dreieinigen Gott den Muslimen als Verstoß gegen das Gebot des Monotheismus. Die theologischen Neuansätze, die auf der Tagung von Prof. Dr. Jürgen Werbick, PD DDr. Bernhard Nitsche und Prof. DDr. Thomas Schärtl vorgetragen wurden, zeigten Grundprobleme der Trinitätslehre auf und boten kontroverse, aber auch interessante Anknüpfungspunkte zur muslimischen Gotteslehre. Mit Hilfe der Trinitätslehre wird in der christlichen Tradition versucht, auf die Frage zu antworten, wie der transzendente Gott in der Welt gegenwärtig sein und handeln kann. Im muslimisch-christlichen Gespräch bereits bekannt ist die ascharitische Vorstellung vom himmlischen Urbuch, als dessen geschichtliche Manifestation der Koran gilt, und die sich mit der Rede von der Präexistenz des göttlichen Logos, also Jesus Christus vergleichen lässt. Das Spannende nun an diesem erneuten Versuch einer theologischen Annäherung war, dass innerhalb der islamischen Theologie bisher unbeachtete Strukturen herausgestellt wurden, die der trinitarischen Denkbewegung ähnlich sind. Prof. Dr. Mouhanad Khorchide aus Münster verwies auf die Namen Gottes, die so gegensätzliche Eigenschaften beschreiben, dass mit ihnen eine Dynamik in Gott selbst benannt ist. Khorchide sprach sich außerdem dafür aus, der personalen Kommunikation des Korans von Gott an den Propheten Mohammed einen höheren Stellenwert zu geben, als dies bisher in der islamischen Theologie geschehen ist. Die Barmherzigkeit Gottes, die im Leben des Propheten Gestalt gewonnen hat, wäre dann Ausdruck der Gegenwart Gottes und wird jedes Mal da, wo Menschen miteinander barmherzig sind, aktualisiert. Das erinnert an das jesuanische Wort aus Mt 25: Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, dass habt ihr mir getan.

Die Frage des Tagungsleiters Klaus von Stosch, ob man aus der je anderen Tradition etwas für das eigene Verständnis von Gott lernen könnte, beantworteten die Vertreterinnen und Vertreter beider Religionsgemeinschaften positiv. Für Muslime könnte es möglich sein, eine größere Nähe zwischen Gott und Mensch zu denken und Spuren dieser Nähe auch im Koran zu entdecken; schwer nachvollziehbar für die muslimische Seite bleibt vorerst, warum Jesus im Christentum eine göttliche Wirklichkeit zugeschrieben wird. Christliche Theologen wiederum sind durch die Anfrage der Muslime herausgefordert, den Personenbegriff in der trinitarischen Lehre noch genauer zu klären und könnten damit vielleicht erreichen, dass das Bekenntnis zum dreieinigen Gott auch den eigenen Gläubigen wieder verständlicher wird. Insgesamt war die Tagung ein wertvoller Schritt zum gegenseitigen Verstehen beider Religionen und zur Ausbildung der neuen Disziplin der Komparativen Theologie, die sich das ZeKK auf die Fahnen geschrieben hat.

Text:
Sandra Lenke
Universität Paderborn
Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften

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