Dieter Mersch eröffnet am 19. Oktober die Ringvorlesung des Paderborner Graduiertenkollegs „Automatismen“, die in diesem Semester das Thema „Entautomatisierung“ behandelt. Der Vortrag mit dem Titel „Ordo ab chao. Über die kybernetische Hypothese und andere Monstrositäten“ findet im Raum E5.333 statt und beginnt um 18.15 Uhr.
Dieter Mersch beschäftigt sich mit der esoterischen Herkunft der Vorstellung von „Ordnung aus dem Chaos“ in der Kybernetik 2. Ordnung. Darin zeigt sich ein Gegensatz, der die Kybernetik in zwei Lager teilt: Die einen vertreten das Phantasma einer neuen Weise der Steuerung und Kontrolle gesellschaftlicher Kommunikation durch Feedbackschleifen („Rechtskybernetiker“). Die anderen betonen das Moment der Kreativität und der Emergenz neuer Muster in chaotischen Systemen („Linkskybernetiker“). Beide Ausrichtungen teilen die paradoxe Vorstellung, mittels kybernetischer Strukturierung einen anderen, demokratischen Menschentyp zu schaffen, in dem sich reflexive Selbststeuerungen mit schöpferischer Freiheit kreuzen. Der Vortrag rekonstruiert die monströsen technizistischen Ansprüche der Kybernetik der 1950er bis 80er Jahre und die Bruchstellen jener Singularitäten, an denen die „kybernetische Hypothese“ scheitert.
Dieter Mersch ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Potsdam. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen insbesondere im Bereich der Medien-, Kunst- und Sprachphilosophie.
Das im Mai 2008 an der Universität Paderborn eingerichtete DFG-Graduiertenkolleg „Automatismen“ versammelt Dissertationsprojekte, die Automatismen – verstanden als Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen – im Feld der Medien, der Informationstechnik und der Kultur untersuchen. Konstitutiv ist der Brückenschlag zwischen Kulturwissenschaft und Informatik.
Weitere Informationen unter: www.upb.de/gk-automatismen.