Vom 9.bis 11. Juli 2010 fand an der Katholischen Akademie Schwerte eine interreligiöse Tagung mit dem Thema „Theologie der Befreiung in Islam und Christentum“ statt. Zu dieser Fachtagung hatte das Zentrum der Komparativen Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) der Universität Paderborn Vertreter beider Religionen eingeladen. Es kamen in befreiungstheologischen Kontexten ausgewiesene Theologen wie Prof. Farid Esack (Johannisburg), Prof. Juan José Tamayo (Madrid), Dr. Stefan Silber (Würzburg) oder Hamideh Mohagheghi (Paderborn) bei spannenden Vorträgen und in Diskussionen untereinander und mit jungen NachwuchswissenschaftlerInnen beider theologischer Traditionen ins Gespräch.
Das Wort „Befreiungstheologie“ sei in europäischen Ohren immer noch christlich und mit Assoziationen zu Lateinamerika besetzt, so die Veranstalter. Dabei sei das Anliegen der Befreiung des Menschen unverzichtbarer Bestandteil jeder modernen Theologie und könne nicht nur in Christentum, sondern genauso im Islam auf eine breite Auswahl an normativen Texten zurückgreifen. Befreiungstheologie gehöre insofern auch nach Europa und biete herausfordernde und ermutigende Potentiale für Christen und Muslime gleichermaßen.
Deswegen wurden auf der Tagung zentrale Figuren und Ideen der befreiungstheologischen Traditionen in der christlichen und islamischen Welt vorgestellt und nach Wegen gesucht, eine gemeinsame Theologie der Befreiung beider Religionen zu ermöglichen. Die Tagung stellte den ersten Versuch dar, islamische und christliche Theologinnen und Theologen der Befreiung im deutschsprachigen Kontext systematisch ins Gespräch zu bringen.
Drei Tage intensiver Gespräche und Begegnungen zeugten von dem Gelingen dieses Versuchs. Die Teilnehmer seien sich einig, dass der engagierte und nicht selten spannungsreiche Austausch auf hohem wissenschaftlichen Niveau zu ersten fruchtbaren Teilergebnissen geführt habe, die in weiteren Tagungen dieser Art erweitert und vertieft werden sollten. Die offene und gastfreundliche Atmosphäre der Katholischen Akademie Schwerte habe maßgeblich zum Gelingen des Dialogprojekts beigetragen, sodass beide Einrichtungen – das ZeKK und die Akademie – einstimmig ihr Interesse an einer fortführenden Zusammenarbeit gezeigt hätten.