Das Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) veranstaltet unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Hofmann (Paderborn) und Prof. Dr. Klaus von Stosch (Paderborn) vom 24.-26.06.2010 die interdisziplinäre Tagung „Islam in der deutschen und türkischen Literatur“. Gefördert wird das Projekt von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung. Ziel der Tagung ist es, den Transformationen und Ausdrucksformen des Islam in der Literatur nachzugehen – mit besonderem Fokus auf die deutsche und deutsch-türkische Literatur.
Die Tagung richtet sich insbesondere an Literaturwissenschaftler und Theologen, die sich näher mit den Spuren des Islam in der Literatur auseinandersetzen möchten. Darüber hinaus sind auch interessierte Laien herzlich willkommen. Der Besuch ist kostenlos, für Verpflegung und Übernachtung muss selbst gesorgt werden. Das Tagungsprogramm findet sich unter http://kw.upb.de/institute-einrichtungen/zekk/aktuelles/.
Weitere Informationen der Veranstalter:
Während die internationale Germanistik zwar sehr wohl die Bedeutung des Orients in der deutschen Literatur und die hybriden Artikulationsformen der deutsch-türkischen Gegenwartsliteratur wahrgenommen hat, wurde dem Islam bisher kaum eine Bedeutung beigemessen – erste Ausnahmen bildeten Tagungen in Großbritannien in den letzten Jahren. Aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive ist methodisch die Frage zu stellen, wie insbesondere nach dem 11. September 2001 Diskurse des Fremden und des Eigenen konstruiert werden, in denen der Islam einerseits als Bedrohung und Herausforderung begriffen wird und andererseits die deutsche Gesellschaft ihr eigenes Verhältnis zu Religion, Säkularisierung und Modernisierung neu reflektiert.
Gerade das Gespräch mit der Literatur erlaubt es auf der anderen Seite der Theologie, die Tiefengrammatik des Denkens der je anderen Religion neu zu verstehen und Geltungsfragen in einem neuen Licht zu sehen. Durch die Auseinandersetzung mit komparativer Theologie wird es der interkulturellen Literaturwissenschaft ermöglicht, die Hintergründe und Neuformatierungen in manchmal nur untergründig religiös geprägten literarischen Texten besser zu verstehen.
Am Donnerstag werden die historischen Spuren des Islam in der deutschen Literatur der Aufklärung und Goethezeit im Vordergrund stehen. Prof. Dr. Michael Hofmann (Paderborn) wird den Modi deutscher Islam-Rezeption bei Lessing, Goethe und Rückert nachgehen, Dr. Gotthard Fuchs (Wiesbaden) den Fokus auf Goethes Islam-Rezeption setzen. Das Verhältnis von Romantik und Islam untersucht Dr. James Hodkinson (Warwick/GB) und Dr. Sikander Singh (Düsseldorf) wird den theoretischen Teil des Tages mit einer Analyse von Heines Islamdeutungen schließen. Ab 19.30 Uhr liest Prof. Dr. Hartmut Bobzin (Erlangen) aus seiner neuen Koranübersetzung (Beck-Verlag).
Den Freitag eröffnen Prof. Dr. Clemens Pornschlegel (München) und Prof. Dr. Georg Langenhorst (Augsburg) mit Referaten über die Möglichkeit des interreligiösen Lernens mittels literarischer Texte. Prof. Dr. Margaret Littler (Manchester/GB) und Dr. Christoph Gellner (Luzern) widmen sich anschließend den Erscheinungsformen des Islam in Texten von Zafer Senocak; Dr. des. Karin Yeşilada (Paderborn) und P. Dr. Dr. Felix Körner (Rom/I) untersuchen Texte Feridun Zaimoğlus. Der Tag wird literarisch beendet mit einer Lesung von Nedim Gürsel.
Den Samstag eröffnen Jun. Prof. Dr. Catharina Dufft (Hamburg) und Kays Mutlu M.A. mit Referaten zum Thema „Islam bei Nedim Gürsel“. Vertretungs-Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Münster) und Swen Schulte Eickholt M.A. (Paderborn) widmen sich dem Islam bei Orhan Pamuk. Abschließend untersuchen Prof. Dr. Jim Jordan (Warwick/GB), Hamideh Mohagheghi (Paderborn), Prof. Dr. Klaus von Stosch (Paderborn) und Muna Tatari M.A. (Paderborn) die literarischen und theologischen Schriften Navid Kermanis.
Die Tagung wird ab 18.30 Uhr von einer Lesung Navid Kermanis literarisch beendet. Organisatorische Leitung: Swen Schulte Eickholt (M.A.): Scheijian@gmx.de und Katharina Lammers: kstute@mail.uni-paderborn.de.