Leb­haf­te Dis­kus­si­o­nen im Rah­men der in­ter­na­ti­o­na­len Ta­gung

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Mitteilung Zentrum für Gender-Studien, 07.06.10. Am 28. und 29. Mai wurde von Prof. Dr. Barbara Rendtorff in Kooperation mit Prof. Dr. Edgar Forster (Universität Salzburg) und dem Zentrum für Gender-Studien eine von lebhaften Diskussionen getragene internationale Tagung zur pädagogischen Geschlechterdebatte veranstaltet, an der neben FachwissenschaftlerInnen aus dem Bereich Erziehung und Geschlecht auch zahlreiche in pädagogischen Berufen Tätige teilgenommen haben.

Ein wesentliches Anliegen der beiden Veranstalter war es, im Rahmen der vom österreichischen Bildungsministerium und dem deutschen Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Veranstaltung ReferentInnen aus der Wissenschaft und Praxis mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu Wort kommen zu lassen, um eine Differenzierung der Debatte über die Ausgangs-frage „Brauchen wir eine Pädagogik für Jungen?“ anzuregen. Hintergrund war der zunehmende Trend, getrennte Pädagogiken für Jungen und Mädchen zu entwerfen und in den Medien und Sachbüchern eine „Krise der Männlichkeit“ und eine Benachteiligung von Jungen in Bildungsinstitutionen zu propagieren. Dabei werde, so Prof. Dr. Edgar Forster, mit Annahmen und Bildern über Männer und Frauen gearbeitet, die es aus der Perspektive der Gender Studies auf den Prüfstand zu stellen gelte.

Nach der Eröffnung durch Prof. Dr. Rendtorff und einem Grußwort der Vizepräsidentin Prof. Dr. Dorothee Meister fanden daher in einem Vortrag des Us-amerikanischen Soziologen Prof. Dr. Michael Kimmel (University of New York) zunächst eine Auseinandersetzung mit den zentralen Aussagen der Diskussion und deren historische und politische Verortung statt, gefolgt von einem Vortrag von Dr. Olaf Stieglitz (Universität Erfurt) über „Männlichkeitskrisen und Krisenrhetorik“ und der Präsentation neuester Ergebnisse aus der Hirnforschung durch Prof. Dr. Sigrid Schmitz (Universität Wien).

Am zweiten Tag wurden in Parallelworkshops verschiedene Brennpunkte der aktuellen Jungendebatte fokussiert. Prof. Dr. Rolf Pohl (Universität Hannover) warf dabei die Frage auf, wie Jungen mit der Angst umgehen, von anderen Jungen nicht als richtige Männer wahrgenommen zu werden. Angesichts der Debatte über die Feminisierung der Schule wurde von Dr. Erich Lehner (Universität Klagenfurt) zur Diskussion gestellt, ob Jungen männliche Vorbilder bräuchten und wie diese aussehen müssten. Von Miguel Diaz (wiss. Fachreferent, Bielefeld) wurde das Projekt „Neue Wege für Jungs“ präsentiert und gezeigt, wie eine geschlechtsbezogene Unterstützung bei der Berufs- und Lebensplanung aussehen könnte. Dr. Tim Rohrmann (Universität Innsbruck) ist seinerseits der Frage nach der Notwendigkeit einer zeitweisen Geschlechtertrennung in der Jungenarbeit nachgegangen, während Prof. Dr. Ahmet Toprak (FH Dortmund) angeregt hat, auf die Gewalt von Jungen gegenüber Mädchen und Frauen mit einer „konfrontativen Pädagogik“ zu antworten.

Nach einem weiteren Vortrag von Prof. Dr. Carrie Paechter (Universität London) zum Thema „Polyphony? Prospect of a different discourse on gender in pedagogy“ mündete die Tagung in eine rege Abschlussdiskussion, in der insbesondere die Grenzen und Möglichkeiten der Berücksichtigung der theoretischen Erkenntnisse in der pädagogischen Praxis zur Sprache gebracht wurden.

Kontakt:           Prof. Dr. Barbara Rendtorff

                        Zentrum für Gender-Studien

                        barabara.rendtorff@uni-paderborn.de