In der Öffentlichkeit wird ein drastisches Bild von Jungen in unserer Gesellschaft gezeichnet: Jungen hätten und machten Probleme. Sie würden nicht nur öfter als Mädchen in der Schule versagen, sondern seien zudem eine gesellschaftliche Risikogruppe, die andere und sich selbst gefährdet, so die Organisatoren einer internationalen Tagung zur pädagogischen Geschlechterdebatte, die vom 28.-29. Mai an der Universität Paderborn stattfindet. Die Tagung wird geleitet von Prof. Dr. Edgar Forster, Universität Salzburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft, und Prof. Dr. Barbara Rendtorff, Universität Paderborn, Institut für Erziehungswissenschaft.
Vor dem Szenario der problematischen Jungen werde immer wieder die Frage aufgeworfen, ob die Pädagogik die Bedürfnisse und Schwierigkeiten der Jungen vergessen würde und sich zu sehr auf die Förderung von Mädchen konzentriert habe. Es gehe um die Frage, ob es eine jungenspezifische Pädagogik geben müsse. In den oft emotional geführten Debatten sei von einer „Krise der Männlichkeit“ die Rede, von fehlenden Vorbildern für Jungen und von einer Schule, die „mädchenorientiert“ sei und die Potentiale von Jungen nicht ausschöpfe.
Ziel der internationalen Tagung „Back to the Boys? Brauchen wir eine Pädagogik für Jungen?“ ist es, die Ergebnisse der internationalen Forschung zusammenzutragen und kritisch zu hinterfragen, um eine differenzierte Debatte anzuregen. Expertinnen und Experten aus dem deutschsprachigen Raum, England und den USA kommen nach Paderborn. Michael Kimmel, einer der Pioniere der amerikanischen Männlichkeitsforschung, zeichnet die internationale Entwicklung der Jungendebatte nach und präsentiert Ergebnisse seiner Untersuchungen über männliche Jugendliche in den USA. Carrie Paechter, London, zeigt die Notwendigkeit auf, den Blick zwischen „den“ Jungen und „den“ Mädchen für vielfache Unterschiede und Ungleichheiten zu öffnen. Der Historiker Olaf Stieglitz untersucht, wie aus historischer Sicht die vielfach heraufbeschworene „Krise der Männlichkeit“ bewertet werden muss. Sigrid Schmitz wird anhand neuer Studien über die Biologie der Geschlechter demonstrieren, dass gesellschaftliche Vorstellungen über das Geschlecht und naturwissenschaftliche Erkenntnisse eng miteinander verflochten sind und einseitige Erklärungen daher zu kurz greifen.
Im zweiten Teil der Tagung werden in verschiedenen Workshops Brennpunkte der Jungendebatte vertiefend bearbeitet. Es geht unter anderem um folgende Fragen: Wie kann man männliches Risikoverhalten erklären und wie damit umgehen? Brauchen Jungen männliche Vorbilder und wenn ja, welche? Wie können Jungen bei ihrer Lebens- und Berufsplanung unterstützt werden? Wie sollen pädagogische Fachkräfte Jugendliche mit Migrationshintergrund mit Männlichkeitsbildern konfrontieren?
Die Tagung richtet sich an ein breites Fachpublikum aus dem Bereich „Bildung und Geschlecht“. Angesprochen werden Fachwissenschaftler/-innen, politische Verantwortungsträger/-innen, Lehrer/-innen, Studierende und in pädagogischen Berufen Tätige. Informationen zur Tagung und Anmeldung im Internet: http://kw.upb.de/institute-einrichtungen/gender-studien/tagung/. Tagungsorganisation: Zentrum für Gender-Studien, Universität Paderborn, Dr. Claudia Mahs, Tel.: 05251-60-2730, cmahs@mail.upb.de.
Ein <link fileadmin uni-aktuell pressefotos mai tagungsflyer19.april.pdf _blank>Tagungsflyer steht zur Verfügung.