Die Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) ist im Bundesdurchschnitt wirtschaftlich sehr leistungsfähig. Im Bereich Maschinenbau und den verwandten Branchen hat OWL in Deutschland eine Spitzenposition mit rund 300 Unternehmen, die 50.000 Menschen beschäftigen und einen Jahresumsatz von mehr als 10 Mrd. Euro erwirtschaften. Was heute noch fehlt, ist eine regionale Schnittstelle zur angewandten Forschung auf dem Gebiet der Mechatronik. Die dafür notwendige Kompetenz wird nun durch die Gründung der Fraunhofer-Projektgruppe »Entwurfstechnik Mechatronik« aufgebaut. Die neue Projektgruppe mit Anbindung an das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT in Aachen stützt sich auf die Forschungsarbeiten und Erfahrungen des Heinz Nixdorf Instituts der Universität Paderborn. Die drei an der Fraunhofer-Projektgruppe beteiligten Professoren Jürgen Gausemeier, Wilhelm Schäfer und Ansgar Trächtler sind Lehrstuhlinhaber und leiten leistungsfähige Arbeitsgruppen am Heinz Nixdorf Institut. Im Juli startet die Projektgruppe mit zunächst 15 Mitarbeitern.
Erklärtes Ziel der zukünftigen Forschungsarbeiten ist es, für Unternehmen des Maschinenbaus und verwandter Branchen wie der Elektroindustrie, der Automatisierungstechnik und der Medizintechnik den Wandel zur Mechatronik zu vollziehen und innovative Erzeugnisse zu schaffen. Das Fraunhofer-Institut in Aachen und das Heinz Nixdorf Institut in Paderborn wollen ein europaweit einzigartiges Netzwerk Mechatronik schaffen und damit zahlreiche neue Geschäftsfelder erschließen. Es ist geplant, dass sich mittelfristig aus der Projektgruppe ein eigenständiges Fraunhofer-Institut entwickelt. Das Land Nordrhein-Westfalen hat für den fünfjährigen Aufbau der Projektgruppe eine Anschubfinanzierung in Höhe von 8,3 Mio. Euro bereitgestellt.
»Es gibt in der Region eine große Anzahl mittelständischer Unternehmen, die sich durch ihre Innovationskraft auf dem Weltmarkt behaupten. Gerade bei den kleinen und mittleren Unternehmen zeigt sich aber zunehmend, dass sie allein kaum in der Lage sein werden, Forschung und Entwicklung in der erforderlichen Intensität voranzutreiben. Deshalb brauchen sie die enge Vernetzung mit der angewandten Forschung. Mit der Konzentration auf das Wachstumsfeld Mechatronik werden wir die Stärken des Standorts zielgerichtet ausbauen«, begründet Fraunhofer-Präsident Prof. Hans-Jörg Bullinger die neuen Aktivitäten. Prof. Ansgar Trächtler, Sprecher der Projektgruppe, ergänzt: »Durch die Einbindung in die Fraunhofer-Gesellschaft werden wir unsere erfolgreichen Industriekooperationen regional wie überregional ausweiten können. Mit unseren Kompetenzen und unserem Leistungsportfolio wollen wir insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ein attraktiver und verlässlicher Partner sein.«
Der Anstoß zur Gründung einer Fraunhofer-Projektgruppe kam vom OWL-Maschinenbau e. V. Hier wurde bereits vor einiger Zeit die breite Schnittmenge im Forschungs- und Entwicklungsbedarf der angeschlossenen Unternehmen erkannt. Die geplanten Aktivitäten sind also stark industrieorientiert und von vornherein auf den Entwurf mechatronischer Systeme und entsprechender Produktionssysteme ausgerichtet.
Die Kooperation mit dem Fraunhofer IPT stellt sicher, dass die dortige Produktionskompetenz für neue mechatronische Systeme von Beginn an in die Entwicklung einfließt. »Wir ergänzen die Produktentwicklung mit der zugehörigen Produktionstechnik und runden damit das Angebot für potenzielle Industriekunden mit Aspekten des Prototypenbaus bis hin zur Produktionsoptimierung im laufenden Prozess ab“, so Prof. Fritz Klocke, Leiter des Fraunhofer IPT und Lehrstuhlinhaber für Technologie der Fertigungsverfahren an der RWTH Aachen. Gemeinsam verfolgen das Fraunhofer IPT und das Heinz Nixdorf Institut die Vision der Technologieführerschaft für die Mechatronikentwicklung und Mechatronikproduktion.
Erreicht die Projektgruppe bis zur Evaluierung im Jahr 2014 alle geforderten Ziele, kann 2015 die Institutsgründung erfolgen. Die Projektgruppe wird sich in einem innovativen Umfeld entwickeln: Sie ist wichtiger Bestandteil des Forschungs- und Entwicklungsclusters »Zukunftsmeile Fürstenallee« in Paderborn.