Im Volksmund gelte die Studienzeit als die schönste Zeit im Leben. Dies möchte Prof. Dr. Hans Peter Brandl-Bredenbeck aus dem Department Sport & Gesundheit der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Paderborn nicht abstreiten, aber auch auf damit verbundene Probleme aufmerksam machen. Denn der neue Lebensabschnitt Studium gehe auch mit tiefgreifenden sozialen Veränderungen und erhöhten Leistungsanforderungen sowie Stresssituationen einher.
Anforderungen, bei denen viele junge Menschen schon mal zu medikamentösen Mitteln greifen, um dem Druck standzuhalten. Unter dem Motto „Gesund und erfolgreich in Paderborn studieren“ (Grips) hat seine Arbeitsgruppe in Kooperation mit dem Hochschulsport, dem Arbeitskreis Gesunde Hochschule und der Techniker Krankenkasse eine großangelegte Lebensstilanalyse gestartet.
Die Wissenschaftler fragen sich dabei, ob die heutige Form des Studiums eher gesundheitsfördernd oder -gefährdend ist. „Wir wollen anhand einer Befragung erst einmal Daten sammeln, die uns den aktuellen Gesundheitsstatus Paderborner Studierender und die derzeitigen Probleme darlegen sollen“, erklärt Prof. Brandl-Bredenbeck. Das Projektteam hofft im Rahmen der online im Sommersemester 2010 geplanten Befragung viele der etwa 14.800 Paderborner Studierenden erreichen zu können. Angepeilt ist eine Rücklaufquote von etwa 3.500.
Inhaltlich werden sich die Fragen u. a. um Ernährung, Medienkonsum und Sportgewohnheiten, aber auch um den Konsum von Genussmitteln und den Gebrauch von legalen und illegalen Drogen drehen. „Auch das Thema Stressmanagement ist ein wichtiger Faktor, der gerade für Studierende in Prüfungsphasen wichtig ist. Junge Leute blenden dies oft aus und wollen sich mit den Problemen nicht befassen. Das ist nicht gesundheitsfördernd“, so der Sportpädagoge.
Nach der Erhebung will die Projektgruppe Maßnahmen entwickeln, die gezielt auf die Bedürfnisse der Studierenden zugeschnitten sind und konkrete Hilfestellungen liefern sollen. „Dabei kann es durchaus sein, dass Studentinnen völlig andere Maßnahmen benötigen als Studenten. Wir wollen ein entsprechendes Angebot schaffen, das den Studierenden einen gesünderen Lebensstil ermöglicht, denn das wirkt sich letztendlich auch positiv auf die Leistungsfähigkeit aus“, ist Brandl-Bredenbeck überzeugt.
Nach Abschluss des Projekts im Wintersemester 2011/2012 soll gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse ein Gesundheitspass für Studierende eingeführt werden. Einen derartigen Pass gibt es bereits für die Mitarbeiter der Uni Paderborn mit positiven Erfahrungen. „In dem Gesundheitspass ist ein Prämiensystem verankert, das den gesunden Lebensstil fördern soll. Wir erhoffen uns von dem Pilotprojekt sehr viel, denn gerade bei Studierenden haben die aktuellen gesundheitsfördernden Programme bislang nicht gegriffen“, betont Karl-Julius Sänger, Vertriebsleiter OWL der Techniker Krankenkasse, die das Projekt finanziell unterstützt.
An den Grundfesten der heutigen Art zu studieren möchte Prof. Brandl-Bredenbeck mit seiner Studie allerdings nicht rütteln: „Das Studium soll auch weiterhin Ansprüche an die Studierenden stellen. Es geht uns darum, ihnen Maßnahmen an die Hand zu geben, um eigene Ressourcen zu stärken und mit Druck- und Stresssituationen besser und gesünder umgehen zu können.“