David Fincher trägt in der US-amerikanischen Presse den Beinamen „Master Meanie“ – Meister der Gemeinheit. Dieser Titel verweist darauf, dass Fincher es wie kaum ein anderer Regisseur versteht, ein verwirrendes Verweisungsspiel mit doppeltem Boden zu inszenieren, welches seine Figuren ebenso in Mitleidenschaft zieht wie seine Zuschauer. Seine Filme – angefangen bei Alien3 (1992) über die modernen Genre-Klassiker Se7en (1995), The Game (1997) und Fight Club (1999) bis hin zu Zodiac (2005) zeichnen sich durch eine spezifische Ästhetik der Verunsicherung aus, die die Beschäftigung mit dem Thema „Angst“ nicht alleine auf der Ebene der filmischen Diegese verortet, sondern die Frage nach einem adäquaten filmischen Umgang mit der furchterregenden „Präsenz hinter der Repräsentation“ (Deleuze) darüber hinaus auch zu einer audiovisuellen und narratologischen Herausforderung macht.
Im Mittelpunkt seines Vortrags, in dem filmische Sequenzen gezeigt werden, geht Lars Koch insbesondere der Frage nach, was der Fincher’sche Stil über das Verhältnis von Film und Angst verrät und wie es um die kulturelle Codierung von Angst im Hollywood-Thriller der letzten 15 Jahre bestellt ist.
Lars Koch (Dr. phil.) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der Universität Siegen und Koordinator des DFG-Netzwerks „Spielformen der Angst“ (s. unter www.spielformen-der-angst.de); Mitveranstalter der von der DFG geförderten internationalen Tagung „Störfälle/Epistemologie – Performanz – Ästhetik“ (Mai 2010). 2004 Promotion mit einer Arbeit zum „Ersten Weltkrieg als Medium der Gegenmoderne“ an der Rijksuniversiteit Groningen (NL); danach von 2004 bis 2006 Postdoc in Groningen; von 2006 bis 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Büroleiter von Dr. Konrad Schily, MdB. Aktuelle Veröffentlichungen: Krisenkino. Filmanalyse als Kulturanalyse: Zur Konstruktion von Normalität und Abweichung im Spielfilm, Bielefeld: Transcript 2009 (im Druck), Neue Regeln für den Menschenpark? Zur Konvergenz von Biotechnologie, Ökonomie und Gouvernementalität in aktuellen Anthropologie-Debatten, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, Bd. 157 (2010), (im Druck). (Prof. Dr. Sabiene Autsch)