Die Probleme sind seit langem bekannt: Laut einschlägiger Studien lässt die Fitness der Kinder und Jugendlichen in Deutschland immer mehr nach. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sollte die Schule als Bildungsort mehr Verantwortung in Sachen Bewegung und Ernährung übernehmen, sind sich Oberstudienrat Mathias Hornberger und Prof. Dr. Hans-Peter Brandl-Bredenbeck, Universität Paderborn, Department Sport und Gesundheit, einig. Zum vierten Mal veranstalteten die Universität und die Bezirksregierung Detmold gemeinsam einen „Paderborner Tag des Schulsports“.
Am Mittwoch, 7.10., trafen sich etwa 100 Teilnehmer, darunter Sportlehrer aus den Kreisen Paderborn und Höxter, Lehreranwärter und Studierende der Universität zur Fortbildung unter dem Motto „Gesunde Kinder – gesunde Zukunft“. Der Eröffnung des Programms durch Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch folgte ein Impulsreferat von Prof. Brandl-Bredenbeck zum Thema „Beitrag einer guten gesunden Schule“. Im Anschluss wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion Fakten, Zusammenhänge und Visionen in Sachen Gesundheit bei Kindern dargelegt. Die Teilnehmer auf dem Podium waren neben Prof. Brandl-Bredenbeck der Leitende Regierungsschuldirektor der Bezirksregierung Detmold, Reinhard Schmitz, PD Dr. Michael Tiemann von der AOK Westfalen-Lippe und Dipl. oec. troph. Ines Gellhaus, Mitglied des „PAPI“-Projekts der Uni Paderborn zur Adipositasprävention. Die Moderation übernahm Helmut Böhmer vom Verein „Exercise and Brain-Foundation Paderborn“.
Das Thema Gesundheitsförderung an Schulen stecke noch in den Kinderschuhen, müsse sich aber zu einem Qualitätsmerkmal etablieren, erklärten die Experten. Die Schule sei nämlich der Ort, an dem Kinder aller gesellschaftlichen Bereiche erreicht werden könnten. Um hier ein Problembewusstsein zu schaffen, müsse zunächst bei den Lehrern, die als Vorbilder und Multiplikatoren fungieren, ein Grundverständnis erzeugt werden. „Das Entscheidende sind motivierte Pädagogen. Jeder Einzelne muss sein Verhalten ändern“, so Schmitz. Bislang fehle den Lehrern die Kompetenz, das Thema Gesundheitsförderung sei in der Ausbildung nicht vorgesehen.
Deshalb haben Mathias Hornberger und Hans-Peter Brandl-Bredenbeck vor vier Jahren für Lehramtsstudierende das Profilstudium „Gesundheitsfördernde Schule“ eingerichtet. „Mittlerweile entscheiden sich immer mehr Lehramtsstudierende auch außerhalb des Sportstudiums für diese Zusatzqualifikation“, zeigte sich Brandl-Bredenbeck optimistisch. Eine Vision der Experten war ein ausgebildeter Gesundheitsmanager, der innerhalb der Rahmenbedingungen von Schulen individuelle Angebote zur Gesundheitsförderung schaffen könnte. Einige schulübergreifende Projekte laufen bereits seit einigen Jahren auf Initiative der Krankenkassen, etwa das „Walking-Bus“-Projekt der AOK. „Aber hier ist künftig auch das Ministerium gefordert“, erklärte Mathias Hornberger.
In Praxis-Workshops wurden den Sportpädagogen Möglichkeiten der Bewegungsförderung bei Kindern aufgezeigt, darunter „Qigong“-Übungen für mehr Lernenergie oder „Sport mit allen Sinnen“ zum Training von Motorik und Koordination. In zwei Jahren soll der nächste „Tag des Schulsports“ mit dem Titel „ Traumjob Sportlehrer – Belastung und Kompensationsmöglichkeiten“ stattfinden.