Das NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie hat dem Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe UNESCO, Prof. Dr. Eva-Maria Seng, für ein weiteres Jahr Mittel aus dem Strukturfond des Landes zur Fortführung des Forschungsprojekts „Kulturerbe – Sakralbauten“ bewilligt. Das Gesamtvolumen des im vergangenen Jahr begonnenen Projektes, das sich in die Teilprojekte „Kloster und Schloss Corvey als Orte abendländischer Bildungs- und Mediengeschichte“ und „Kirchenbau zwischen Säkularisierung und Resakralisierung“ gliedert, wird damit auf ein Gesamtvolumen von 416.000 Euro aufgestockt.
Das erste Teilprojekt ist dem Kloster Corvey gewidmet, das auf der so genannten Tentative Liste (Liste des nominierten Welterbes) steht. Untersucht wird die mehr als tausendjährige Bildungstradition und mediale Geschichte des Klosters. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage nach der Vermittlung, Aneignung, Verarbeitung und Tradierung von Wissen durch Text und Bild insbesondere im Buch, dem Leitmedium der abendländischen Geschichte. Ziel ist, das Thema der Öffentlichkeit anschaulich und nachvollziehbar in gedruckter und digitaler Form zu präsentieren.
In Zusammenarbeit mit der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek in Paderborn werden die Grundlagen für eine digitale Erfassung der noch vorhandenen bibliophilen Kostbarkeiten geschaffen. In dem zum Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe UNESCO gehörenden „Paderborner Bildarchiv“ sollen wichtige und wertvolle Handschriften aus der alten Klosterbibliothek teilweise oder vollständig gescannt und so via Internet ein weltweiter Zugriff ermöglich werden. Darüber hinaus ist angestrebt, die online bisher nicht zugänglichen Bestände der heutigen Adelsbibliothek in Corvey, die das Corvey-Institut für Buch- und Bibliotheksgeschichte an der Universität Paderborn bearbeitet hat, ebenfalls zu digitalisieren und verfügbar zu machen.
Das zweite Teilprojekt gilt der Frage nach dem Wandel von Kirchenbau und Kirchenraum im späten 17. bis frühen 19. Jahrhundert unter dem Einfluss von Sakralisierungs- bzw. Säkularisierungsprozessen. Um die bisherige Perspektive auf dieses Phänomen zur Diskussion zu stellen und zu erweitern, wurde Anfang Juli 2009 im Rahmen des Teilprojekts die internationale Tagung „Der Kirchenbau zwischen Sakralisierung und Säkularisierung – im 17./18. Jahrhundert und heute“ durchgeführt. Auf dieser Veranstaltung zum Abschluss des ersten Förderjahres wurde die Fragestellung um den Blick auf das 20. und 21. Jahrhundert ergänzt und von Vertretern aus Geschichte, Kunstgeschichte, Theologie und Denkmalpflege näher beleuchtet und diskutiert. Davon ausgehend soll die Themenstellung weiterverfolgt werden.