Heute startet das Programmkino Lichtblick seine neue Filmreihe im Cineplex Paderborn. Dabei geht es im weitesten Sinne um Psychoanalyse und Film. Der studentische Verein, aus dem medienwissenschaftlichen Institut der Universität hervorgegangen, hat wieder ein ausgesprochen vielfältiges Filmprogramm erstellt, das sich dem Thema von vielen Seiten und mit unterschiedlichen Genres nähert.
Laut Freud sucht der Mensch in der Welt der Fiktion Ersatz für die Einbußen des Lebens, während der französische Psychoanalytiker Felix Guattari das Kino als einen Ort definiert, an dem der Mensch sich von allem überfallen lassen kann – bei Begegnungen, die prinzipiell kein Morgen kennen. Kino ist zweifellos ein Raum für Gefühle, Träume und Schaulust, Wünsche und Ängste, Phantasien und Sehnsüchte, so dass es nicht verwundert, dass die Kinematographie und die Psychoanalyse Ende des 19. Jahrhunderts zur selben Zeit ihren Ursprung fanden.
Dementsprechend lässt sich der Kinofilm psychoanalytisch interpretieren. Die Leinwand bietet Platz für Spiegelung, Einfühlung und Identifikation. Die Filme wirken über ihre Geschichte, die Kamera, den Schnitt und die Musik, über die prächtigen Bilder oder aber über die eindringlichen Dialoge. Das Filmerleben ist letztendlich bei jedem Film und für jeden Zuschauer unterschiedlich, wodurch das Kino im Kopf schlussendlich ein komplexes Rätsel bleiben und die Frage, ob Kino ein Ort der Projektion und Psychoanalyse sein kann, deshalb wohl jeder Zuschauer selbst beantworten muss.
Das Programmkino Lichtblick gibt die Möglichkeit, dieser Frage auf den Grund zu gehen, indem Filme aus verschiedenen Genres mit sehr unterschiedlichen Wirkungen präsentiert werden. Die Hauptsache ist, dass der Film im Kino stattfindet, denn nur dort entwickelt er sein wahres therapeutisches Potential.
Das Programmkino startet mit der Aufarbeitung eines Kriegstraumas in Form des eindrucksvollen Animationsfilms „Waltz with Bashir“ (20./21.4), der zu einem überraschenden Schluss kommt und international für viel Aufmerksamkeit sorgte.
Eine völlig andere Art, mit Gefühlen umzugehen, stellt Woody Allens Klassiker „Der Stadtneurotiker“ dar (27./28.4.) und das mitreißende Musical „Ein Amerikaner in Paris“ (4./5.5.) beschwingt. Des Weiteren ist auch ein Bond ebenso dabei wie Filmklassiker aus den 30er- bis hin zu den 90er-Jahren. Das Programmkino Lichtblick hat auch in diesem Semester wieder einen Gast geladen. Dieses Mal ist es die Regisseurin Beate Middeke mit ihrem Dokumentarfilm „Und zuletzt befreit mich doch der Tod“ (nur am 13.5.). Sie wird sich nach dem Film der Diskussion stellen.
Die Vorstellungen finden in der Regel montags und dienstags um 20.15 Uhr im Paderborner Cineplex in der Westernstrasse statt. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage www.lichtblick-kino.de sowie im Programmflyer.
Die Termine des Programmkinos Lichtblick:
Mo. 20./ Di. 21.4. Waltz with Bashir
Mo. 27./ Di. 28.4 Stadtneurotiker
Mo. 4./ Di. 5.5. Ein Amerikaner in Paris
SONDERVERANSTALTUNG : Mittwoch 13.5. Und zuletzt befreit mich doch der Tod
in Anwesenheit der Regisseurin: Beate Middeke
Mo. 18./ Di. 19.5. Psycho
Mo. 25./ Di. 26.5. Himmlische Kreaturen
Mo. 8./ Di. 9.6. Belle de Jour
Di. 16.6. Studentenfilmnacht
Mo. 22./ Di. 23.6. Im Angesicht des Todes
Mo. 29./ Di. 30.6. Manche mögen’s heiß
Mo. 13 ./ Di. 14.7. Blue Velvet