Die Forschungsredaktion der interdisziplinären Diskussionszeitschrift „Erwägen Wissen Ethik“ (EWE) der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn thematisiert im aktuell erschienenen dritten Heft 2008 den „Umgang mit Fehlern und Fehlerkultur“.
Der Umgang mit Fehlern, so die Herausgeber, reiche von der Verteufelung, dem verzweifelten Bemühen, sie möglichst bereits im Keim zu ersticken, bis hin zur Nutzung des Fehlers als Motor für neue Entwicklungen. „Fehlerkultur ist längst nicht nur eine Frage, wie man Fehler in Schule und Unterricht als Lernchancen nutzen könnte. Sie prägt auch Firmen- und Unternehmenskulturen und ist gesamtgesellschaftlich relevant“, weiß Dr. Bettina Blanck aus der Forschungsredaktion. Weitere Informationen zur Zeitschrift gibt es im Netz unter http://iug.upb.de/ewe.
Weitere Informationen:
Im Rahmen des EWE-Themenheftes beschäftigen sich vier Hauptartikel und die sich auf diese Artikel beziehenden 18 Kritiken mit Fehlern und Fehlerkultur. Sie beleuchten das Thema dabei aus Sicht von Biologie, Erziehungswissenschaften, Geschichtswissenschaften, Philosophie, Psychologie und Soziologie. Dabei geht es auch um die grundlegende Frage, was genau eigentlich ein „Fehler“ ist und wie sich Fehler zum Beispiel von Irrtümern abgrenzen lassen. Außerdem wird erörtert, welche Arten von Fehlern sich unterscheiden lassen, in welchen Situationen Fehler hilfreich und wo sie auf alle Fälle zu vermeiden sind.
Eine wichtige Frage ist zudem, was für das Konzept von „Fehlerfreundlichkeit“ spricht und wie es mit dem Ziel der „Fehlervermeidung“ zu vereinbaren ist. Diese und weitere Fragen machen deutlich, dass sich das, was auf den ersten Blick so klar und einfach erscheint, bei näherer Betrachtung als komplexer Problemzusammenhang erweist.
Der erste Hauptartikel für die Diskussion stammt von Klaus Mehl und Theo Wehner, die auf die Schwierigkeiten, aus Fehlern zu lernen, eingehen und sich auf die Suche nach einer angemessenen methodischen Vorgehensweise zur Analyse von Handlungsfehlern machen. Im zweiten Hauptbeitrag von Maria B. Spychiger geht es um das Lernen aus Fehlern, die Entwicklung von Fehlerkultur und hierbei um konzeptuelle Grundlagen sowie programmatische Thesen für einen pädagogischen Umgang mit Fehlern.
Martin Weingardt befasst sich im dritten Hauptartikel mit dem Fehlerparadoxon und transdisziplinären Grundlagen zur Theorie und Produktivität des Fehlers, während Christine von Weizsäcker und Ernst Ulrich von Weizsäcker im letzten Hauptartikel das Konzept der Fehlerfreundlichkeit vorstellen und seine Relevanz als Eigenschaft alles Lebendigen, als Technikkriterium und als Zivilisationsleistung erörtern.