Das Fach Kunst zeigt in seinem kleinen Ausstellungsraum „OPEN SPACE“ im Silo-Gebäude vom 2. März bis 25. April eine Arbeit des chinesischen Künstlers Ai Weiwei (montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, Raum S1.100). „Safety Jackets Zipped the Other Way“ ist ein Multiple, das Ai Weiwei in Kooperation mit der Baumarktkette Hornbach realisierte. Die Arbeit ist mehrteilig und besteht aus einzelnen Warn- bzw. Schutzwesten, die durch Reißverschlüsse miteinander verbunden sind. Die Kunstbetrachter sind aufgefordert, die Kleidungsstücke nach den Anweisungen des Künstlers neu miteinander zu kombinieren und zu arrangieren. Die ursprüngliche Bedeutung der Alltagskleidung wird dadurch zerstört und erhält durch das bewusste Eingreifen, Verändern und Präsentieren im Schauzusammenhang eine neue Funktion. Durch Legen oder Hängen transformiert sie hier in eine weiche und zugleich temporäre Skulptur, die zum Betrachten, Erkunden und Berühren einlädt.
„Safety Jackets Zipped the Other Way“ knüpft an Konzept und Idee des Readymade an, womit der Künstler sich in die Tradition von Dadaismus, Arte Povera und Aktionskunst, von Kurt Schwitters, Marcle Duchamp und Joseph Beuys stellt. Ai Weiwei verwandelt sein Leben in Kunst, wendet die Dinge, die er findet oder Ereignisse, die ihm wiederfahren, in künstlerische Statements. Dabei spielt er besonders mit der Rhetorik des Materials und seinem kulturellen Herkunftsrahmen. Ihm geht es weniger um Perfektion und Utopie, sondern vielmehr um Partizipation, Prozess und Befreiung durch Entwertung. Die im „OPEN SPACE“ ausgestellte Arbeit macht diese Aussagen erfahrbar und ergänzt diese um Fragestellungen zu Originalität, Aura und Handwerk.
Die Präsentation Ai Weiweis, an der sich Interessierte aktiv beteiligen können, geht nach dem 25. April in das kuratorische Projekt „Fantasie und leere Räume“ von Prof. Dr. Sabiene Autsch über.
Über Ai Weiwei
Der chinesische Künstler Ai Weiwei, 1957 in Peking geboren, begann seine künstlerische Arbeit Ende der 1970er Jahre in der Umbruchzeit, die Chinas Abschied vom Maoismus bedeutete. Von 1983 bis 1993 lebte er in New York. Nach seiner Rückkehr 1993 nach China spielte er eine zentrale Rolle in der alternativen Kunstszene. Durch seine Teilnahme an der „documenta 12“ in Kassel (2007) mit zwei Großinstallationen „Fairytale“ und „Template“ und weitere Einzelausstellungen in den USA, in Kanada, in München („So Sorry“, 2009) und in Berlin („Evidence“, 2014) wurde er auch im Westen bekannt. Kennzeichnend für seine installativen Arbeiten sind das Aufgreifen und die ständige Weiterentwicklung von aktuellen gesellschaftspolitischen Themen und die kritische Auseinandersetzung mit Chinas Tradition und Gegenwart. Dinge und Materialien des Alltags wie Stühle, Töpfe, Gefäße oder Fahrräder bilden sein künstlerisches Basismaterial. Durch seine Internetpräsenz ab 2005 wurde er zu einem internationalen Weltstar der Kunst. Seine Biografie ist seither immer auch Thema und Motiv in seinen Werkserien und begehbaren, medialen Rauminstallationen, wodurch der Betrachter zum Komplizen des Künstlers wird.