Am Freitag wurde der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Werner Keil im Rahmen eines offiziellen Festakts der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik Detmold in den Ruhestand verabschiedet. Keil war 1997 auf den Lehrstuhl für Historische Musikwissenschaft berufen worden und wirkte über 20 Jahre am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn. Hierbei handelt es sich um ein Kooperationsinstitut, das seinen Sitz in Detmold hat, jedoch von beiden Hochschulen betrieben wird.
Am Vormittag trug ein wissenschaftliches Symposium zum Thema "Romantische Ironie" dem Wirken des scheidenden Professors Rechnung. Das Konzert im Rahmen des Festaktes war in seinem anspruchsvollen Programm im Wesentlichen Musik der Wende des 19. Jahrhunderts verpflichtet. Es enthielt Werke von Komponisten, über die Keil zum Teil selbst geforscht hatte. Die Beiträge wurden von Studierenden der Hochschule für Musik Detmold sowie Weggefährten Keils zu Gehör gebracht. Nach Eröffnung durch das Ino-Quartett, das zwei Sätze aus W. A. Mozarts Streichquartett G-Dur KV 387 vortrug, sang Bariton Enno Kinast, von Juan Diego Galindez Gutierrez am Klavier begleitet, Conrad Ansorges Liedvertonung der Goethe'schen "Urworte - Orphisch" op. 19 - eine in Konzertsälen bislang ungehörte Komposition der Berliner Jahrhundertwende. Es folgte die Fassung dreier "Préludes" von Claude Debussy für Marimbaphon, Vibraphon und Glockenspiel, transkribiert und vorgetragen von Konstantinos Argyropoulos und Kazuyo Tsunehiro. Khadija Zeynalova spielte ihre Komposition "Unterwegs im Teutoburger Wald" am Klavier und der angereiste Moritz Ernst beschloss das Konzert mit Ferrucio Busonis monumentaler und selten gehörter "Fantasia contrappuntistica" BV 256. Dr. Philipp Heitmann, der Symposium und Konzert konzipiert hat, führte durch das Programm, in dessen Rahmen auch beide Hochschulleitungen zu Wort kamen.
HfM-Rektor Prof. Dr. Thomas Grosse würdigte Keil als "profunden Wissenschaftler, dessen freundliches und korrektes Wesen für die Zusammenarbeit der beiden Hochschulen von großem Wert gewesen" war. Auch die neu gewählte Präsidentin der Universität Paderborn, Prof. Dr. Birgit Riegraf, pflichtete dem bei. "Mit Werner Keil verabschieden wir einen langjährigen und geschätzten Kollegen in den Ruhestand, der an der Schnittstelle zwischen Musik- und Kulturwissenschaft hervorragende Arbeit geleistet hat." Als "gewieften Leser und Analytiker", zudem als "Brückenbauer zwischen Musikwissenschaft, Philosophie und Musikpraxis" bezeichnete ihn außerdem auch Prof. Dr. Andreas Münzmay, Geschäftsführender Direktor des Musikwissenschaftlichen Seminars. Er hob in dem Kontext vor allen Dingen Keils Rolle als führenden Spezialisten für die Musikästhetik der deutschen Romantik, insbesondere für das Werk E. T. A. Hoffmanns und Wilhelm Heinses, hervor.
Prof. Dr. Keil studierte von 1972 bis 1979 Mathematik und Musikwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und Schulmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. 1982 wurde er Akademischer Rat, Oberrat und Direktor am Institut für Musik und Musikwissenschaft der Universität Hildesheim. Dort habilitierte er sich 1992 mit einer Arbeit über E. T. A. Hoffmann als Komponist und wurde 1992 zum außerplanmäßigen Professor berufen. Nach seiner Berufung an das Musikwissenschaftliche Seminar wirkte Keil als Geschäftsführender bzw. Stellvertretender Geschäftsführender Leiter des Seminars, außerdem mehrere Jahre als Prorektor der Hochschule für Musik Detmold. Publizistisch ist Keil überwiegend auf den Gebieten der Frühromantik und Romantischen Musikästhetik sowie der Jahrhundertwende 1900 tätig und suchte in seiner Forschungstätigkeit wiederholt die Anbindung an die Literaturwissenschaft. Seit 1995 gibt er die Schriftenreihen "Hildesheimer musikwissenschaftliche Arbeiten" sowie "DISKORDANZEN. Studien zur neueren Musikgeschichte" heraus, in denen bislang 16 Bände erschienen sind. Ein Standardwerk der Musikwissenschaft ist die von ihm als Herausgeber gegründete UTB-Reihe "Basiswissen Musik", die 2015 erschien. Sie gilt als spezielles Vermächtnis seiner Tätigkeit in Detmold und seines Engagements im Bereich der Hochschuldidaktik.