„Stellen“ – so lautet der Titel des Silogesprächs mit dem Bildhauer Michel Sauer, das am 22. November um 18 Uhr in Anbindung an die Seminare „Denken am Modell“ – Theorie und Praxis (Prof. Dr. Sabiene Autsch und Eva Weinert) sowie „Fotografische Praxis als Kuratorische Praxis“ im Silo der Universität Paderborn stattfindet. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Das Plakat zur Reihe wirbt mit einem mehrteiligen schlichten Holzregal. Darin sind Dinge in unterschiedlicher Größe, Materialität und Farbe versammelt. Was aber sind das für Dinge, fragt sich der Betrachter, die auf den ersten Blick vertraut und bekannt vorkommen, an Fundstücke aus Natur und Technik, an Gebrauchsgegenstände oder Artefakte erinnern? So wie die Dinge ins Regal gestellt sind und Stellen darin besetzen, werden Platzierungen vorgenommen und Beziehungen begründet, wodurch die strenge Anordnung in eine geradezu poetische Schauanordnung transformiert. Die Dinge, so scheint es, sind hergestellt und eingestellt, um ausgestellt und angeschaut zu werden. Regal und Ding bilden einen eigenen Raum aus, in dem sich das Ding weniger in seinem Dingsein präsentiert, sondern vielmehr Dingformen veranschaulicht, die zum Vergleich motivieren.
Die Dinge und Objekte, die Michel Sauer seit den 1970er Jahren schafft, in Regale, auf Tische oder in Vitrinen stellt, sind modellhafte Nachbildungen. Damit sind bereits wesentliche Bereiche angesprochen – Raum, Ding, Präsentation –, wodurch das „Stellen“ als Handlungsform präzisiert und konzeptionell im Gesamtwerk des Künstlers verortet werden kann. Das „Stellen“ erhält etymologisch im Zusammenhang von Ausstellung und Stellsystemen, von Gegenständen und Gestellen, von Herstellen und Ausstellen sinnhafte Bedeutung. An exemplarischen künstlerischen Arbeiten, Einzelstücken, Reihen, Installationen zum Thema „Höhlen“, „Bauten“, „Gestelle“ sowie deren Inszenierung wird Michel Sauer sein künstlerisches Denken und Handeln erläutern, wozu er anmerkt: „Fragestellung und Interpretation gehen jeweils von realen Objekten aus, sie beziehen sich auf verschiedene Aspekte von Herstellung und Wahrnehmung. Modelle machen das Gedankliche gegenwärtig; Ähnlichkeit und Behauptung verbinden sich in einer Art Referenz-Architektur. Die Dinge verhandeln Materialsprache, Maßstabwechsel, Proportion und Stil jeweils in einem ‚eigen-sinnigen‘ Verfahren.“
Michel Sauer, geboren 1949 in Titisee-Neustadt, Studium an der Staatlichen Akademie der Künste, Karlsruhe. 1972 Kunstpreis „Junger Westen“, 1980 Villa Romana-Stipendium, Rom; 1994 Villa Romana-Preis, Florenz. Von 1994 - 2014 Professur für Bildhauerei an der Universität Siegen. Seit 1974 Ausstellungen in Museen und Galerien im In- und Ausland.