Mit einer Festveranstaltung am heutigen Freitag ist das Institut für Leichtbau mit Hybridsystemen (ILH) der Universität Paderborn offiziell eröffnet worden. Sein neues Zuhause findet das Institut in einem 2.800 qm großen Bereich des Gebäudes P, das von 2014 an mit einem Betrag von 25 Millionen Euro modernisiert wird.
Das neue Institut befasst sich mit Hybridbauweisen, die einen kostengünstigen und damit großserientauglichen Extremleichtbau ermöglichen. Im ILH haben sich 22 Arbeitsgruppen aus verschiedenen Fachrichtungen der Natur- und Ingenieurwissenschaften zusammengeschlossen, um eine gemeinschaftliche und interdisziplinäre Forschung zu betreiben. Diese fächerübergreifende Zusammenarbeit basiere auf den langjährigen Erfahrungen der Universität und insbesondere auch auf denen des Instituts für Polymere Materialien und Prozesse (PMP), sagte Prof. Dr. Thomas Tröster, Leiter des Vorstands des ILH. Diese Zusammenarbeit soll zur erheblichen Einsparung von Ressourcen und Reduzierung z. B. der Kraftstoffverbräuche von PKW führen. Damit besetzt das ILH einen zukunftsweisenden und gesellschaftlich bedeutenden Forschungsbereich in Deutschland.
Mit dem ILH habe sich die Universität das Ziel gesetzt, die weitere Entwicklung des Leichtbaus mit Hybridwerkstoffen als zukunftsweisende Technologie maßgeblich mitzugestalten, sagte Prof. Dr. Nikolaus Risch, Präsident der Universität Paderborn. Mit der Modernisierung des Gebäudekomplexes P werde dem ILH nun auch ein baulich-infrastrukturelles und zukunftsorientiertes Gesicht gegeben. In Anbetracht der steigenden Studentenzahlen müsse die Universität bestmögliche und zukunftsorientierte Schwerpunkte setzen. Dies sei mit der Gründung des ILH gelungen.
Dr. Carsten Linnemann, Mitglied des Bundestages, bezeichnete die Institutsgründung als "einen Glücksfall für die Region." Denn der industrielle Mittelstand könne international nur dann bestehen, wenn es ihm gelinge, im Bereich der Energieeffizienz noch besser zu werden. Die strategische Ausrichtung der Uni auf den Bereich des Leichtbaus halte er für taktisch sehr klug. Als Vertreter des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung hielt Dr. Walther Pelzer einen Vortrag. "Seit längerem beobachte ich die erfreuliche Entwicklung der Universität Paderborn. Hier werden viele interessante Technologien erforscht und dann auch weiterentwickelt." Das Thema Leichtbau treffe seiner Meinung nach sehr gut die aktuellen Anforderungen an die Forschung und an die Wirtschaft. Denn gerade Forschungsergebnisse in diesem Bereich kämen direkt bei den Menschen an.
Die Hybridtechnologie unterscheide sich fundamental von traditionellen Technologien, die sich mit der Verarbeitung eines einzelnen Materials wie Stahl oder Kunststoff beschäftigten. Bei Hybriden spielten die Wechselwirkungen zwischen den Werkstoffen und den unterschiedlichen Fertigungstechnologien eine überragende Rolle, betonen die Wissenschaftler. Dies wirke sich auf die Materialentwicklung, die Auslegung und Konstruktion der Strukturen, die zu kombinierenden Fertigungsprozesse, auf Reparatur- und Recyclingkonzepte und damit auf den gesamten Produktlebenszyklus aus. Die Hybridtechnologie vereint völlig unterschiedliche Werkstoffe wie Metalle und Kunststoffe in einer einzigen Komponente. Durch die Kombination der verschiedenen Werkstoffe können Strukturen, wie z. B. die Karosserie von Kraftfahrzeugen, gezielt an die äußeren Belastungen angepasst und damit extrem leicht gestaltet werden.
Text und Foto: Patrick Kleibold, Referat Presse und Kommunikation