Am Mittwoch, 5. Juni, fand im Theater Paderborn die dritte öffentliche Veranstaltung der Reihe „Druckwellen. Fühlen und Denken“ der Universität Paderborn statt. Unter dem Titel „MACHT Musik! – Ich rappe, also bin ich!“ tauschten sich Onejiru Arfmann, Musikerin, Sookee, Rapperin, und Prof. Dr. Michael Rappe, Hochschule für Musik und Tanz Köln, über gezielte Provokation, bewusste Tabubrüche und das Aushöhlen von Werten in der Musik aus. Bei der Diskussion standen Selbstermächtigungen, Rap und Identitäten im Mittelpunkt. Jenseits von überhitzten Diskussionen wollten die Veranstalter Möglichkeiten für gemeinsame Analysen, Reflexion und Austausch bieten. Bianca Hauda, Radiomoderatorin, unter anderem bei 1Live, moderierte die Veranstaltung. Musikalische Unterstützung kam von dem Duo Onejiru Arfmann und Matthias Arfmann.
Was fällt unter Kunstfreiheit? Welche Verantwortung hat die Musikindustrie? Welche Images sind vertretbar und wo findet eine Grenzüberschreitung statt? All diese Fragen wurden in der Podiumsdiskussion besprochen. „Rap erhält keine Anerkennung als Kunst“, beklagte die Rapperin Sookee. Seit 15 Jahren ist die Musikerin und Aktivistin in der Rap-Szene aktiv. Für sie seien alle Texte in Ordnung, sofern sie sich nicht gezielt gegen Leute richteten. Es sei jedoch wichtig, auch die Musikindustrie zu beleuchten und nicht nur auf die Einzelfiguren zu schauen. Man könne nicht beweisen, ob etwas Kunst sei oder nicht. Verbote seien daher der falsche Weg. Das Ziel sei vielmehr, die Leute müde zu machen von derartigen Textzeilen. Eines war für die Rapperin klar: „Man muss Verantwortung übernehmen für die Dinge, die man tut.“ Und mit der Reichweite nehme diese zu: „Raum schafft Verantwortung.“
Auch Prof. Dr. Michael Rappe, Professor für Geschichte und Theorie der Populären Musik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, sprach sich für diese Sichtweise aus: „Die Provokation ist eine Erfolgsmasche, die immer wieder funktioniert.“ Man müsse sich daher Gedanken machen, wie die Musik von den Menschen gelesen werde. Rappe war selbst als Kulturmanager, DJ, MC, Musiker und Musikpädagoge tätig. In seinen wissenschaftlichen und publizistischen Arbeiten setzt er sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte, der Ästhetik und den soziokulturellen Bedingungen afrodiasporischer Musikkulturen – vom Blues über Jazz bis zum Hip-Hop – auseinander.
Im Hinblick auf die Frauenrolle im Hip-Hop meldete sich Musikerin Onejiru Arfmann zu Wort. Die Entwicklung gehe in Richtung infantil, sagt die Künstlerin. Die Frauen müssten immer kleiner, schlanker, jünger sein, so ihr Eindruck. Onejiru ist Sängerin und Songwriterin. Geboren in Nairobi und aufgewachsen in Wanne-Eickel, tourte sie in Europa, USA, Russland und Ostafrika. Seit vielen Jahren ist sie Teil des Künstlerkollektivs „Turtle Bay Country Club“ des Hamburger Musikproduzenten und Managers Matthias Arfmann.
Veranstaltungsreihe „Druckwellen. Fühlen & Denken“
Von der Weltpolitik eines Trump, Orban und Erdogan über Popmusik von Rammstein und Frei.Wild bis hin zu krakeelender Hate Speech in sozialen Medien – das Provozieren, das Brechen von Tabus, das Relativieren von bislang gültigen Werten sowie erhitzte öffentliche Debatten gehören längst zum medialen Alltag. Die dreiteilige öffentliche Veranstaltungsreihe „Druckwellen. Fühlen & Denken“ der Universität Paderborn hatte den Anspruch, Interessierten die Möglichkeit des Austauschs mit Experten zu bieten. Dabei standen Fragen nach dem Verhältnis von Pop(musik)kultur, Politik, Demokratie und Sprache im Zentrum der künstlerischen Performances und Diskussionen von und mit Gästen.
Inhaltlich konzipiert und organisiert wurde die Veranstaltungsreihe von Jun.-Prof. Dr. Beate Flath, Ina Heinrich, Prof. Dr. Christoph Jacke, Prof. Dr. Heinrich Klingmann, Ulrich Lettermann und Maryam Momen Pour Tafreshi vom Fach Musik der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn.
Ricarda Michels für die Stabsstelle Presse und Kommunikation