Qua­li­täts­ma­na­ge­ment in Ent­wick­lungs- und In­no­va­ti­ons­pro­zes­sen

Eine objektiv-hermeneutische Rekonstruktion von kollektiven Deutungsmustern an berufsbildenden Schulen

Inhalt der Dissertation

Berufsbildende Schulen unterliegen einem ständigen Wandlungs- bzw. Weiterentwicklungsprozess und stehen aus verschiedenen Gründen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Diese können bspw. aufgrund von neuen Vorgaben auf Landesebene entstehen, sich durch schulinterne Änderungen ergeben oder sich auf Grundlage der Schülerklientel herausbilden. So erfährt beispielsweise der Bildungsbereich der Ausbildungsvorbereitung durch heterogene Schülergruppen mit Lern- und Entwicklungsproblemen sowie fehlender beruflicher Orientierung bzw. Perspektive, gravierende Veränderungen. Dabei implizieren Projektvorhaben zur eigenverantwortlichen Schulentwicklung und die Qualitätsanalyse des Landes Nordrhein-Westfalen eine externe, in Schule hineingetragene Notwendigkeit, neben dem pädagogischen Entwickeln von Unterrichtskonzepten auch eine nachhaltige und qualitätshaltige Schul- und Bildungsgangentwicklung im Sinne eines Managements von Qualität zu fokussieren. Dieser kulturelle Umwälzungsprozess zeigt einen Wandel hin zu einem unternehmerischen Denken an berufsbildenden Schulen.

Zusammenfassend ergibt sich somit die Frage, wie Akteure an berufsbildenden Schulen die dazu notwendige Adaptionsleistung bei Bildungsgangentwicklungs- und Unterrichtsentwicklungsprozessen erbringen und inwiefern sich Veränderungen bei diesen Prozessen im Kontext der Berücksichtigung von Qualitätsmanagement ergeben. Im Rahmen der Studie erfolgt eine objektiv-hermeneutische Untersuchung an berufsbildenden Schulen um festzustellen, welche Deutungsmuster für die beteiligten Akteure handlungsleitend sind. Ferner wird der Frage nachgegangen, welche Deutungsmuster sich in Abhängigkeit der Verwendung eines Qualitätsmanagement-Modells im Rahmen der Entwicklungsarbeit zu innovativen Bildungsgang- und Unterrichtskonzepten bilden. Ausgehend von Schulentwicklungsprogrammen und Interviews mit Schlüsselakteuren der Entwicklungsprozesse wurden in mehreren Forschergruppen umfassende Textanalysen vorgenommen. Diese Textanalysen bilden die Ausgangsbasis für die Rekonstruktion von kollektiven Deutungsmustern.

Die zentrale Kernaussage aus den kollektiven Deutungsmustern lautet, dass ein Qualitätsmanagement an berufsbildenden Schulen die pädagogischen Kernprozesse und Gestaltungsaufgaben von Lehrkräften bisher kaum zu unterstützen vermag.

Im Kontext eines Managements von Prozessen und Qualität sind unterschiedlich gelagerte Vereinbarkeitsproblematiken sowie Unschärfen bzgl. der Entwicklungsmethoden und -inhalte in Schul- und Bildungsgangentwicklung vermehrt durch (in den Deutungsmustern erkennbare) kollektiv „verhandelte“ (Team-)Strukturen begründet.

Die professionelle Basis der Entwicklungsteams ist vordergründig das Beherrschen der pädagogischen Kernprozesse und nicht des Prozess- oder Qualitätsmanagements. Adaptionsleistungen der Akteure finden lediglich aus den Expertisen heraus statt, die sich durch die pädagogischen Kernprozesse konstituieren, wodurch o. g. Vereinbarkeitsproblematiken sowie Unschärfen zu erklären sind. Die Ergebnisse der Studie sind einerseits im Rahmen vertiefender Einsichten zur Umsetzung von Qualitätsmanagement-Modellen in der Praxis dienlich, andererseits geben die analysierten Entwicklungsprozesse in der Organisation Schule Aufschlüsse über Möglichkeiten zur verbesserten Implementation von Qualitätsmanagement im Rahmen von Organisationsentwicklungsmaßnahmen.

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