Global denken, lokal handeln: Alumni-Preis „Ausgezeichnetes Engagement" 2017 für „PaderMUN“
Wir lernen PaderMUN an einem Freitagnachmittag in einem Seminarraum der Uni kennen. Konzentriert tippen dort Studierende Notizen in ihre Rechner oder diskutieren mit anderen Teilnehmern. Vor ihnen stehen Schilder mit Ländernamen wie Vietnam, Russland, Deutschland, China und Kanada. Dann eröffnet Yucheng Gu, PaderMUN-Präsident, die Jahreskonferenz der studentischen Initiative „Paderborn Model United Nations“. Dabei simulieren die Teilnehmer die Konferenzen der Vereinten Nationen (UN) und schlüpfen in die Rolle von Mitgliedsstaaten, um über aktuelle globale politische und gesellschaftliche Themen zu debattieren. Für dieses Engagement ist PaderMUN vom zentralen Alumni-Verein der Uni Paderborn mit dem Förderpreis „Ausgezeichnetes Engagement" 2017 geehrt worden.
2006 hat Denise Parkinson, Lektorin am Institut für Anglistik und Amerikanistik, die MUN-Idee aus den USA importiert und an der UPB etabliert. Ein Jahr später ging es dann bereits mit einer Gruppe Studierender zur wichtigsten MUN-Konferenz, der NMUN, nach New York. Dort haben sie damals die Interessen Ungarns auf der großen Bühne gegenüber 3.500 Studierenden aus aller Welt vertreten. Seitdem haben über 250 UPB-Studierende an MUN-Konferenzen in Deutschland, Europa und den USA teilgenommen und Länder wie Kanada, Weißrussland, Dänemark und Bolivien vertreten. Sechs Jahre nach Gründung wurden die Paderborner dann zur „Distinguished Delegation“ ernannt. Eine besondere Ehre, denn in Deutschland dürfen nur vier Hochschulen diesen Titel tragen. Weitere Preise für ausgezeichnete Leistungen sind seitdem dazu gekommen.
Das Erfolgsrezept von PaderMUN: Sie bereiten sich intensiv auf die Konferenzen vor. Regelmäßig treffen sich die Studierenden, üben die Abläufe und Verhaltensregeln der UN-Konferenzen ein, studieren das zu vertretende Land und die anstehenden Themen. Aber damit nicht genug: Gemäß ihrem Leitspruch „thinking globally, acting locally“ – global denken, lokal handeln – unterstützen und organisieren die Teilnehmer Spenden- und Hilfsaktionen und kooperieren mit Paderborner Schulen bei der Umsetzung von Schüler-MUNs.
Dieses außergewöhnliche Engagement der Studierenden und der Initiatorin hat die Mitglieder von Alumni Paderborn überzeugt. PaderMUN ist nicht nur ein sehr erfolgreiches internationales Aushängeschild für unsere Universität, sondern ermöglicht den Teilnehmern “life changing experiences“, bei denen Grenzerfahrungen gemacht und Unsicherheiten überwunden werden. Auch die bei den MUN-Konferenzen gelebte Debattenkultur ist in der heutigen Gesellschaft wichtiger denn je. PaderMUN-Alumna Anke Riebau hat das mal so ausgedrückt: „Ob man den anderen Delegierten zustimmt oder nicht: Respekt, Akzeptanz und Diplomatie sind grundlegend für erfolgreiche Verhandlungen.“
Im Gespräch mit Denise Parkinson, PaderMUN-Gründerin, und dem aktuellen Präsidenten Yucheng Gu, der an der UPB Wirtschaftsingenieurwesen studiert und sich seit drei Jahren bei der Studentischen Initiative engagiert, erfahren wir mehr:
4 questions to Team "PaderMUN"
Wir haben gelesen, dass die Paderborner MUN-Gruppe eine besondere Stellung im Vergleich zu anderen Gruppen einnimmt. Warum?
Denise Parkinson: Normalerweise wird ein solches Programm von Professoren und Studierenden der Politikwissenschaften, Jura oder Internationale Beziehungen durchgeführt. Darum ist es ganz besonders, dass wir das in der Amerikanistik und Anglistik – also im Bereich der Kulturwissenschaften – haben. Was auch sehr schön ist: Bei uns engagieren sich viele Lehramtsstudentinnen. Auf den großen Konferenzen in den USA sind die Teilnehmer aber zu 90 % männlich. Männer, überall. Wir sind da wirklich eine Minderheit, die auffällt. Es ist oft so, dass ich Kommentare höre wie: „Ist das eine Mädchenschule oder reine Frauenuniversität?“ Sie verstehen nicht, dass wir so viele Frauen in der Delegation haben!
Welche Pläne habt ihr für die kommenden Monate?
Denise Parkinson: Wir haben ein neues Projekt mit dem Paderborner Pelizäus-Gymnasium. Wir werden die Lehrer und Schüler dort auf Schüler-MUNs vorbereiten. Der Plan ist, dass wir im Januar ein Pele-MUN und im Sommer den allerersten Schüler-MUN in Paderborn veranstalten. Das ist auch eine gute Kooperation zwischen Uni und Stadt.
Das hört sich alles nach sehr viel Arbeit an.
Yucheng Gu: Ziemlich… wir sind schon gut beschäftigt, fahren jedes Jahr auf die große Konferenz in New York, veranstalten eine jährliche Konferenz in Paderborn und treffen uns mit Kollegen anderer Unis zu vorbereitenden Prep-Konferenzen. Dann müssen wir Papiere und Bewerbungen, so genannte „position papers“ und „resolutions“, ausarbeiten und, und, und.
Denise Parkinson unterbricht: Oh, by the way‚ the deadline for the next application ist am ersten Oktober. Da müssen wir auch gleich drüber reden. (Yucheng Gu nickt)
Gibt es besondere Erinnerungen an Konferenzen?
Denise Parkinson: Auf einer Konferenz waren wir mal ‚Ungarn‘ und hatten die Möglichkeit, deren Botschaft in Washington zu besuchen. Unsere Studierenden waren total aufgeregt und haben sich richtig gut vorbereitet. Der Botschafter hat uns wohl ein bisschen unterschätzt und nur das über Ungarn erzählt, was man eigentlich auch in einer Touristen-Broschüre hätte nachlesen können. Zum Schluss seines Vortrags sagte er: „Gibt es noch Fragen?“ Und dann kamen von uns diese ernsten und wichtigen Fragen… und der war ein bisschen überfordert. (lacht) Am Ende hat er sogar zugegeben: „Ihr seid besser vorbereitet als ich.“ Danach hat er aber angefangen, Einblicke in das diplomatische Verhalten Ungarns auf der politischen Weltbühne zu geben… das war ein ‘eye-opener‘ für unsere Delegation und sehr hilfreich für die Konferenz damals.