Unabhängiges Nachrichtenformat für Studierende – „universal“ erhält Alumni-Preis 2020
Seit 20 Jahren ist die „universal“, die Zeitung von und für die Studierenden der UPB, fester Bestandteil der Universität. Alle zwei Wochen erscheint während der Vorlesungszeit eine neue Ausgabe, liegt in den Mensen für die Leserinnen und Leser bereit und berichtet über für Studierende relevante Themen. Dazu gehören die Hochschulpolitik im StuPa oder AStA, der studentische Alltag und das Campusleben bis hin zu Freizeittipps und einiges mehr. In diesem Jahr erhält die „universal“ den Alumni-Preis für studentisches Engagement. Der Ehemaligenverein der Universität, Alumni Paderborn, zeichnet jedes Jahr ehrenamtliche studentische Gruppen der Hochschule aus, die in besonderem Maß Eigeninitiative entwickeln. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 1.000 Euro verbunden.
In jeder neuen universal-Ausgabe steckt viel Arbeit. Gefüllt werden die Seiten von einem „harten“ Kern von sechs bis acht Mitgliedern, dazu kommt ein größerer Kreis an Redakteur*innen, die kleine und große Beiträge liefern. Vor Corona haben sie sich regelmäßig zu Redaktionssitzungen getroffen, um die Ausgaben zu planen und umzusetzen. Im Online-Sommersemester 2020 mussten die universal-Herausgeber*innen umdenken und setzen seitdem auf die Veröffentlichung ihrer Beiträge in den sozialen Medien. Dabei übernimmt das Team alle notwendigen Aufgaben: die Themenplanung, die Erstellung der Beiträge und Fotos, das Layout sowie die Auslage in den Mensen und die Veröffentlichung in den sozialen Netzwerken. Während einige Redakteur*innen mit einer kurzen Kolumne dabei sind, verbringen andere die halbe Nacht vor dem Rechner, weil es beim Layout noch hakt. Die aktuelle Chefredakteurin Tanja Dittmann ist begeistert von ihrer Arbeit: „Es ist sehr spannend, was – neben Vorlesungen und Seminaren – hinter den Kulissen auf dem Campus abläuft. Die universal ist für mich ein wichtiges Medium, darüber zu informieren.“ Insbesondere die hochschulpolitischen Themen sind dem Team wichtig. Dabei arbeiten sie unabhängig, hinterfragen Entscheidungen der Gremien aus Sicht der Studierenden kritisch, analysieren die Auswirkungen und machen gegebenenfalls konstruktive Änderungsvorschläge.
Die Alumni Paderborn-Mitglieder sind sich einig: Die „universal“ sei ein wichtiges Sprachrohr und Informationsmedium der Studierendenschaft. Sie schaffe eine Verbindung zwischen den Studierenden und die Möglichkeit zum Austausch. Bereits seit 20 Jahren engagieren sich eine Vielzahl an Studierenden für die Publikation und bereichern die Meinungsvielfalt auf dem Campus. Insbesondere die unabhängige Berichterstattung und kritische Analyse hochschulpolitischer Themen und der Arbeit studentischer Gremien seien wichtige demokratische Elemente.
Das Team der universal freut sich übrigens über weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter: „Das letzte Semester hat uns keine neuen Redakteur*innen gebracht. Vielleicht hat man uns nicht ‚gefunden‘, da wir ja unsere Ausgaben ‚nur' online verbreitet haben. Das ist total schade, weil wir in diesem Semester gemerkt haben, dass wir nicht unbedingt eine Präsenzredaktionssitzung brauchen, um uns zu vernetzen und eine Ausgabe zu produzieren.“
Link zu universal auf Instagram
Wir haben uns mit einem Teil des universal-Kernteams zum Interview getroffen und über ihre Arbeit gesprochen. Unsere Interviewpartner*innen:
- Tanja Dittmann, Masterstudentin Soziologie und Deutschsprachige Literaturen, engagiert sich als Chefredakteurin.
- Michael Schneider, Masterstudent Informatik in Teilzeit. Er ist schon lange Mitglied und schreibt nicht nur Artikel, sondern ist auch Layouter und Webmaster.
- Lina Schröder, Bachelorstudentin im Bereich Philosophie und Deutschsprachige Literaturen, ist stellvertretende Chefredakteurin.
Unser Preisträger 2020 "universal" im Gespräch
Welche Aufgaben und Ziele hat die universal?
Tanja Dittmann: Als studentische Zeitung sind wir darum bemüht, thematisch das abzudecken, was Studierende an der Universität Paderborn interessiert und ihnen im Studium weiterhelfen könnte – und das im weitesten Sinne. Wir bilden zum einen ab, was hier an der Uni zum Beispiel hochschulpolitisch im StuPa oder AStA passiert, greifen aber auch Themen aus dem studentischen Alltag auf.
Insbesondere die hochschulpolitischen Themen sind uns wichtig. Die möchten wir mit unserer Arbeit unterstützen, präsenter und transparenter für die Studierenden machen. Uns ist aufgefallen, dass viele Studierende nicht wissen, was zum Beispiel der AStA ist oder warum es wichtig ist, seine Stimme bei den Hochschulwahlen abzugeben.
Michael Schneider: Dabei arbeiten wir unabhängig, hinterfragen Entscheidungen der Gremien aus Sicht der Studierenden kritisch, analysieren die Auswirkungen und machen gegebenenfalls konstruktive Änderungsvorschläge.
Lina Schröder: Die universal schafft eine Verbindung zwischen den Studierenden und die Möglichkeit zum Austausch. Dazu nutzen wir unterschiedliche Beitragsformen und decken verschiedene Themen ab.
Die universal feiert in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum. Hat sich die Zeitung seit ihren Anfängen verändert?
Michael Schneider: Eigentlich verändert sich die universal von Semester zu Semester. Das liegt daran, dass wir in der Redaktion immer etwas Fluktuation haben, Studierende ausscheiden oder hinzukommen. Wir bemühen uns, Redakteurinnen und Redakteure aus allen Fakultäten im Team zu haben, um alle Themen für die Studierenden abzubilden.
Lina Schröder: Zum Jubiläum hatten wir eigentlich eine Party geplant und wollten die Ehemaligen alle zusammenzubringen und Erfahrungen austauschen.
Tanja Dittmann: Das Event ist zwar noch nicht komplett abgesagt, die Planungen stocken aber aufgrund von Corona. Viele der Ehemaligen fühlen sich noch mit der universal verbunden und haben den Kontakt gehalten. Manchmal schauen die auch bei den Info- oder Teamabenden vorbei.
Wie läuft Ihre Arbeit konkret ab? Was muss alles passieren bis eine neue Ausgabe in der Mensa liegt?
Tanja Dittmann: Es beginnt meist mit einer Ideensammlung für die nächste Ausgabe. Das ist auch davon abhängig, welche Termine in der Uni anstehen, welche Veranstaltungen oder Neuigkeiten es in der Uni oder allgemein in der Welt im Bereich Sport, Politik oder Kultur gibt. Wer möchte, kann dann einen Artikel dazu schreiben. Es gibt wenig Vorgaben für die Umsetzung, solange es im Interesse der Studierenden ist und man sich an das Grundgesetz hält. Dann versuchen wir die Ausgabe weitestgehend zu planen, die Platzierung und Länge der Artikel, besprechen die Fotoauswahl, klären Nachfragen. Danach geht es ans Schreiben der Artikel und ans Korrekturlesen. Das übernehmen eigentlich alle. Zuletzt werden alle Beiträge ins Layout gesetzt, kleinere Korrekturen oder Kürzungen vorgenommen und Fotos platziert. Wenn die Ausgabe dann fertig in der Mensa liegt, schauen wir noch mal selbstkritisch auf unsere Arbeit: Was hätte besser laufen können, wo gibt es noch Fehler, wo hätten wir noch ein Bild einfügen können?
Wer kann mitmachen? Sind Vorkenntnisse nötig?
Lina Schröder: Schreiben können wäre gut… [lacht] Nein, eigentlich nicht. Ich selber bin auch als Schreibanfängerin bei der universal gestartet. Unser Team kommt ja aus allen möglichen Studienrichtungen und viele haben keine Vorkenntnisse. Wir unterstützen auch die Neuen bei den ersten Schreibversuchen oder erstellen Artikel im Team.
Erinnern Sie sich an lustige Anekdoten, Aufreger, besondere Beiträge oder spannende Begegnungen?
Michael Schneider: Spannende Begegnungen hatten wir einige. Beispielsweise die Bands, die wir im Rahmen des AStA-Sommerfestivals interviewt haben. Da ist man schon mal ein bisschen aufgeregt, wenn man bekanntere Musiker*innen interviewt. Da sind wir dann auch schon heftig abgeblitzt, weil wir angeblich zu spät zum Interview gekommen seien. Besonders viel Feedback gab es damals bei der Berichterstattung zum Uni-Streik und der Audimax-Besetzung. Da waren wir teilweise als Gäste bei den Podiumsdiskussionen, um die strittigen Themen zu diskutieren. Es gab auch mal Redakteur*innen mit eigenwilligen Ansichten und Verhaltensweisen. Wir sind ja eigentlich für alles offen, aber da wurden Grenzen überschritten, die wir nicht so stehen lassen konnten.
Tanja Dittmann: Wir haben uns auch an der Debatte um den geplanten Auftritt der 187 Straßenbande auf dem AStA-Sommerfestival beteiligt. Das war eine Gelegenheit zu zeigen, dass wir unabhängig in unserer Meinung sind und eigenständige Recherchearbeit leisten. Wir müssen nicht alles unterstützen, müssen gleichzeitig aber auch die Rückmeldungen auf unsere Beiträge aushalten. Wobei einige Reaktionen in den sozialen Netzwerken damals Grenzen überschritten haben, indem einzelne Verantwortliche persönlich massiv und nicht konstruktiv angegriffen wurden. Ich finde auch, dass die Diskussion zum Beispiel rund um die Bandauswahl beim AStA-Sommerfestival noch nicht vorbei ist, wenn man bedenkt, dass immer noch wenige Künstlerinnen dort präsent sind. Zur sehr geringen oder nicht vorhandenen Frauenquote beim AStA-Sommerfestival schreib ich auch gern wieder einen Kommentar!
Warum setzen Sie auf eine Printausgabe der universal. Gibt es Überlegungen bzgl. des Formats oder auch sonst?
Tanja Dittmann: Grundsätzlich steht das Printformat nicht zur Diskussion. Die Auslage in der Mensa sorgt für eine enorme Sichtbarkeit, die wir so noch nicht online haben. Wir freuen uns schon darauf, die universal wieder zu drucken und in der Mensa auszulegen. Wir haben aber auch aufgrund der ungewöhnlichen Situation im letzten Semester gesehen, dass wir uns um die sozialen Medien kümmern müssen, haben daraufhin unseren Instagram-Account reaktiviert, Facebook und Twitter laufen weiter. Die jetzigen Studierenden sind mit den sozialen Medien aufgewachsen und können uns darüber vielleicht eher kennenlernen. Es steht aber nicht zur Diskussion, die Printausgabe abzuschaffen. Ich kann mir nicht vorstellen, in der Mensa am Handy zu sitzen und unsere Artikel zu lesen. Die Ausgabe in der Hand zu halten – vielleicht noch mit Tomatensoßenflecken – ist einfach ein besonderes Gefühl.
Wie geht es weiter. Wann könnt ihr wieder „normal“ arbeiten?
Tanja Dittmann: Im Moment warten wir ab, sind aber recht flexibel in unserer Arbeitsweise. Wenn wir sehen, es funktioniert an der Uni und eine Mensaauslage wieder möglich ist, können wir die Onlineausgaben – die ja sowieso im normalen universal-Layout erscheinen – schnell drucken und verteilen.