Kompetenzbilanzierung für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Overview
In modernen Gesellschaften werden Bildungs- und Erwerbsbiographien zunehmend heterogener. Gerade in Zeiten technologischer Innovationen und demographischen Wandelns kann lebenslanges Lernen daher nicht auf formale Bildung begrenzt werden. Auch in Deutschland, das nach wie vor von einem stark ausgebauten Berufsbildungssystem profitiert, wird daher inzwischen gefordert Ergebnisse informellen Lernens sichtbar zu machen, anzuerkennen und mit formalem Lernen zu verbinden. Bisherige Studien konnten zeigen, dass einer Anerkennung und Zertifizierung von informell erworbenen Kompetenzen, die beispielsweise im Prozess der Arbeit außerhalb einer Berufsausbildung oder durch ehrenamtliches Engagement erworben wurden, die Motivation zum Weiterlernen erhöht. Trotzdem gibt es in Deutschland bisher kein national geregeltes System zur Anerkennung von Lernergebnissen, die außerhalb organisierter formaler Bildung erworben wurden. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Projekt KomBiA verfolgt daher das Ziel Verfahren zur Kompetenzfeststellung und -zertifizierung zu entwickeln, unter Praxisbedingungen zu erproben und zu erforschen. Da Bedingungen des informellen Kompetenzerwerbs kontextabhängig sind und an die Anerkennung von Kompetenzen je nach Branche ganz unterschiedliche Anforderungen gestellt werden, werden die zu entwickelnden Verfahren für zwei komplementäre Sektoren konzeptioniert: Für die Altenpflege und den Anlagen- und Maschinenbau. Die Altenpflege steht vor der besonderen Herausforderung, dass einer großer Teil der Beschäftigten selbst zu den Älteren gehört und oftmals erst in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens den Berufseinstieg vornimmt, ohne jedoch eine formale Qualifikation als examinierte Fachkraft zu durchlaufen. Trotzdem werden hier z. T. durch jahrelange Berufstätigkeit Kompetenzen erworben, die zum Berufsbild „Altenpflegerin/Altenpfleger“ passen, bisher jedoch weder sichtbar gemacht noch anerkannt werden. Im Anlagen- und Maschinenbau herrscht eine in vielerlei Hinsicht komplementäre Ausgangslage. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten verfügt über eine formale Qualifikation auf einem hohen Ausbildungsniveau, allerdings ändern sich durch den organisationalen und technologischen Wandel – insbesondere durch zunehmende Digitalisierung der Arbeitsprozesse (Stichwort „Industrie 4.0“) – die Anforderungen an die Beschäftigten, sodass es hier einen Bedarf nach Kompetenzanalysen gibt, mit denen festgestellt werden kann, inwiefern das vorhandene Kompetenzprofil noch zu den aktuellen bzw. zukünftigen Anforderungen passt und zu welchem Maß berufsrelevante Kompetenzen auch durch informelle Lernprozesse effektiv gefördert werden können. Unter dem Titel „Kompetenzbilanzierung für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (KomBiA)“ nimmt das Projekt dabei insbesondere erfahrene Beschäftigte in den Blick, da diese Gruppe in Deutschland, wie im restlichen Europa, in Zeiten von seit Jahrzehnten alternder Bevölkerungen eine steigende Bedeutung zukommt. Teil der Programmlinie Innovative Ansätze zukunftsorientierter beruflicher Weiterbildung (innovatWB) unter der Projektträgerschaft des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)