Geschichtsdidaktik im schulischen Kontext am Beispiel von historischen Kontroversen im KI-gestützten Geschichtsunterricht. Ein Kooperationsprojekt
Overview
„Geschichtsdidaktik im schulischen Kontext am Beispiel historischer Kontroversen im KI-gestützten Geschichtsunterricht“ ist zugleich der Titel des Kooperationsprojekts 2024 von Isabel Elsner und Franziska Pilz sowie der Titel der beiden kooperierenden geschichtsdidaktischen Proseminare.
Spätestens seit November 2022 ist mit ChatGPT Künstliche Intelligenz (KI) zum Bestandteil der Lebenswelt vieler Schülerinnen und Schüler geworden und damit relevant für historisches Lernen im Schulkontext. Ausgehend davon, dass Schülerinnen und Schüler KI nutzen und die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz den Einsatz von KI ab der 8. Klasse empfiehlt, sollte KI auch im universitären Teil der Lehrkräfteausbildung Berücksichtigung finden. Ziel des Kooperationsprojekts ist die Verknüpfung von geschichtsdidaktischer Theorie und geschichtsunterrichtlicher Praxis sowie die Reflexion der Einsatzmöglichkeiten von KI im Kontext von Geschichtsunterricht.
Das Projekt ist in drei Phasen gegliedert:
- Theoriephase: Zu Beginn werden geschichtsdidaktische Theorien am Beispiel historischer Kontroversen diskutiert und angewendet. Zudem wird ChatGPT als Beispiel für eine Kl-Anwendung eingeführt und im Seminarkontext eingesetzt. In Form einer zunächst asynchronen Kooperation erstellen beide Seminare zu unterschiedlichen geschichtsdidaktischen Schwerpunkten Unterrichtsentwürfe, die zwischen den Seminaren ausgetauscht und begutachtet werden. Die Studierenden geben sich gegenseitig theorie- und kriteriengeleitet Feedback.
- Praxisphase: In einer Vorbereitungssitzung werden arbeitsteilig mehrere Unterrichtsentwürfe ausgearbeitet. Dabei testen die Studierenden den Einsatz von ChatGPT bei der Planung von Geschichtsunterricht (KI als Planungstool im GU). Ihre Unterrichtsvorhaben dürfen die Studierenden in einer Blockveranstaltung im Schülerlabor der Universität Paderborn im Heinz Nixdorf MuseumsForum mit einer dazu eingeladenen Schulklasse eines Paderborner Gymnasiums durchführen. Neben der Erprobung der Nutzung geschichtsdidaktischer Theorien und Konzepte wird dabei ChatGPT als Arbeitstool im Geschichtsunterricht verwendet (KI als Arbeitstool im GU). Anschließend wird eine Reflexion auf zwei Ebenen durchgeführt: Die Studierenden reflektieren mit den Schülerinnen und Schülern den Einsatz von KI, diskutieren Chancen und Grenzen. Im Anschluss reflektieren die Studierenden (ohne die Schulklasse) ihre Erfahrungen bei der Nutzung von ChatGPT als Arbeitstool im Geschichtsunterricht.
- Reflexionsphase: In einer weiteren gemeinsamen Sitzung der kooperierenden Seminare erfolgt eine theoriegeleitete Reflexion der durchgeführten Unterrichtsvorhaben sowie der Einsatzmöglichkeiten von KI im Kontext von Geschichtsunterricht. Dabei entsteht eine Handreichung zum Umgang mit ChatGPT im Rahmen von Geschichtsunterricht.
Für die Kooperation der beiden Seminare gibt es mehrere Gründe:
- Relevanz: Die Aufgabe, mit Hilfe der geschichtsdidaktischen Theorien und Modelle erste eigene Unterrichtssequenzen zu planen, erhöht die Relevanz der Auseinandersetzung mit den Inhalten des Proseminars aufgrund des expliziten Praxisbezugs signifikant.
- Peerfeedback: Seminar A erarbeitet KI-gestützt eine Unterrichtsskizze mit einem geschichtsdidaktischen Schwerpunkt. Seminar B analysiert diesen Entwurf kriteriengeleitet mit geschichtsdidaktischer „Brille“ und diskutiert ihn im Seminarkontext. Anschließend erhält Seminar A qualitativ hochwertiges und ausführliches Feedback, das wiederum im Seminarkontext reflektiert wird. Wichtige Aspekte können in die weitere Entwicklung von Unterrichtssequenzen fließen.
- Motivation: Die Studierenden arbeiten von Beginn an auf die Umsetzung ihrer Ideen in der Praxis hin; das Konzept ermöglicht sowohl Kompetenz- als auch Selbstwirksamkeitserleben (Deci/Ryan, 1993, 231).
- Begründung, Reflexion und Argumentation: Das Planen von Unterricht, die Begründung didaktischer Entscheidungen sowie die theoriebasierte Reflexion und Argumentation sind besonders wichtig für die Praxis (Hartung et al., 2021, 67).
Das Kooperationsprojekt ist zudem eingebettet in ein Scholarship of Teaching and Learning – Projekt: „KI im Geschichtsunterricht? – KI im geschichtsdidaktischen Proseminar! Eine empirische Untersuchung von Lehramtsstudierenden im Bachelor im Fach Geschichte (Scholarship of Teaching and Learning 2024)“.
Key Facts
- Project duration:
- 02/2024 - 08/2024