Forschungsprojekt mit Beteiligung des Heinz Nixdorf Instituts bringt neues Start-up hervor
Der Einsatz von Robotern spielt eine immer größer werdende Rolle in unserer Gesellschaft. In produzierenden Unternehmen ist die Automatisierungs-Robotik, zum Beispiel durch die Übernahme von Arbeiten an Fließbändern, nicht mehr wegzudenken. In Bereichen wie der Pflege oder dem Gesundheitswesen hingegen wird Service-Robotik genutzt, die aufgrund ihrer individuellen Anforderungen sehr hohe Ansprüche an die Fertigung stellt. Ein unübersichtlicher Markt und eine unzureichende Kompatibilität von Komponenten sorgen bei der Entwicklung von entsprechender Software für hohe Kosten. An dieser Stelle setzte das Verbundprojekt „Servicerobotik-Netzwerk“ (SeRoNet) an, an dem sich Forschende des Heinz Nixdorf Instituts der Universität Paderborn beteiligt haben. In den vergangenen vier Jahren arbeiteten sie erfolgreich an der Vereinfachung von Entwicklungsprozessen, damit Robotersysteme kostengünstiger hergestellt werden können.
„Bei der Service-Robotik gibt es keine Hard- und Software von der Stange. Jede einzelne Komponente muss individuell abgestimmt werden und dadurch entstehen natürlich hohe Kosten“, erläutert Steffen Menzefricke, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachgruppe Advanced Systems Engineering unter der Leitung von Prof. Dr. Roman Dumitrescu. Seit März 2017 arbeitete die Projektgruppe an einer digitalen Plattform, die eine Entwicklungsumgebung erschafft, in der Soft- und Hardwarekomponenten nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt werden können. „Ein Ziel unserer Arbeit war es, den Einsatz von Service-Robotern auch kleinen und mittelständischen Unternehmen zu ermöglichen. Kostengünstige und einfache Automatisierungsmöglichkeiten standen deshalb immer im Fokus unserer Forschungen“, so Menzefricke. Endprodukt der Projektlaufzeit ist die Online-Plattform www.xito.one, auf der Anwender*innen, Systemdienstleister*innen und Komponentenhersteller*innen miteinander interagieren können. Das soll zum einen eine bessere Kompatibilität von Komponenten fördern und zum anderen einen Marktplatz schaffen, auf dem Ressourcen gebündelt werden, sodass kostengünstige Robotersysteme entstehen können.
Die Forschenden aus Paderborn waren bei der Realisierung der Plattform vor allem für die Geschäftsplanung verantwortlich. Dazu zählte neben der Modellierung des Wertschöpfungsnetzwerks auch die Planung von Maßnahmen für den Marktgang der Plattform. Besonders froh ist die Projektgruppe darüber, dass sich aus dem Konsortium das Start-up „Toolify Robotics“ entwickelt hat, das die Plattform „Xito.one“ nun weiterführt. Teil davon ist auch das Angebot von Workshops, das Geschäftsführenden deutlich macht, welche Potenziale für Automatisierungsprozesse in ihrem Unternehmen stecken. „Ende Oktober konnten wir bei einer Anwenderkonferenz zeigen, wie die Plattform funktioniert und welche Partner das Projekt bereits unterstützen konnte“, freut sich Menzefricke.
Das Projekt wurde vom damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit rund 6,5 Millionen Euro gefördert. Zu den beteiligten Forschungseinrichtungen gehörten neben dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn das Fraunhofer IPA als Konsortialführer, die Technische Hochschule Ulm, das Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen der Universität Stuttgart sowie das Forschungszentrum Informatik Karlsruhe.