Ob kooperative Industrieroboter, Chatbots oder vollautomatische Einparkassistenten: Künstliche Intelligenz (KI) erlaubt heute vielfach neue Services und Produkte. Auch wenn es häufig unbemerkt bleibt, unterstützen KI-Komponenten auf unterschiedlichste Weise in Forschung, Berufs- und Privatleben. Das neue standortübergreifende Graduiertenkolleg Dataninja forscht künftig daran, KI-Technologien vertrauenswürdiger zu machen mit dem Ziel, dass Nutzer*innen künstliche Intelligenz einfacher verwenden können und unter Kontrolle behalten. Die Universität Bielefeld koordiniert das Kolleg. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen fördert es mit fünf Millionen Euro. 30 Forschende von neun Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften kooperieren für das Graduiertenkolleg, unter ihnen 15 Doktorand*innen. Forschende, Politiker*innen und Vertreter*innen aus der Wirtschaft feiern am Montag, 3. Mai, den Start des Graduiertenkollegs, an dem die Universität Paderborn beteiligt ist.
„Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungen gehören mittlerweile zu unserem Alltag und sind natürlich auch in der Wissenschaft wichtige Bausteine des digitalen Wandels. KI wird aber nur dann wirklich vertrauensvoll genutzt werden, wenn Themen wie Ethik und Vertrauen bei Erforschung und Entwicklung von Beginn an mitgedacht werden“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. „Der Ausbau von KI in Nordrhein-Westfalen ist ein erklärtes Ziel der Landesregierung. Mit dem Graduiertenkolleg Dataninja fördert das Land gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs, um dem Fachkräftemangel auf diesem Gebiet entgegenzuwirken und ein herausragender Standort für vertrauenswürdige KI-Forschung zu werden.“
Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen wird die online abgehaltene Auftaktveranstaltung gemeinsam mit Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, eröffnen. „Das neue Graduiertenkolleg bündelt die Kompetenzen von zwölf starken und international renommierten KI-Forschungsgruppen“, sagt Gerhard Sagerer. „Diese standortübergreifende Zusammenarbeit macht es möglich, dass die beteiligten Forschenden ihre unterschiedlichen Kompetenzen miteinander verschränken und so zu grundlegenden Innovationen für vertrauenswürdige und robuste künstliche Intelligenz gelangen. Weil das Kolleg als Netzwerk organisiert ist, bietet es auch eine Anlaufstelle für Unternehmen, die KI-Systeme einsetzen wollen, die weniger fehleranfällig sind und sich flexibel auf neue Anforderungen einstellen können.“
Zu Beginn der Auftaktveranstaltung am 3. Mai geht es darum, welche Vorhaben das Graduiertenkolleg verfolgt und an welchen Innovationen die beteiligten Wissenschaftler*innen arbeiten. Die Dataninja-Leiterin Professorin Dr. Barbara Hammer von der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld geht auf diese Themen in einem Vortrag ein. „Technologien, die auf künstlicher Intelligenz basieren, haben enormes Potential für die unterschiedlichsten Anwendungen, startend von intelligenter biomedizinischer Datenanalyse bis hin zur Robotik“, sagt Barbara Hammer. „Doch die neuen Möglichkeiten verdecken mitunter, dass Nutzer*innen meist keine Informationen darüber erhalten, auf welcher Grundlage ein KI-System zu einer Entscheidung gelangt. Das kann kritisch sein, wenn Modelle, die hinter der KI stecken, sich anders als erwartet verhalten. Das Graduiertenkolleg schafft daher wichtige Impulse, um Entscheidungen von KI transparent zu machen und neue, robuste Systeme so zu entwickeln, dass sie sich flexibel an wechselnde Anforderungen anpassen können.“
Was dafür spricht, dass KI-Systeme die Basis ihrer Entscheidungen deutlich machen – das erörtert als Gastredner der KI-Professor Peter A. Flach PhD von der University of Bristol und dem Alan Turing Institute (Großbritannien). Er hält einen Vortrag unter dem Titel „Computer says ‘I don’t know’ – The case for honest AI“ (sinngemäß: Wenn der Computer „Ich weiß es nicht“ sagt – Gründe für ehrliche künstliche Intelligenz).
In einer Podiumsdiskussion sprechen sechs KI-Forschende über die Frage, wie realistisch es ist, in naher Zukunft über vertrauenswürdige KI zu verfügen. Zugesagt haben: Professor Peter A. Flach PhD (University of Bristol), Dr. Cédric Archambeau (Amazon Web Services, Berlin), Professor Dr. Eyke Hüllermeier (Ludwig-Maximilians-Universität München, ehemals Universität Paderborn), Professor Dr. Kristian Kersting (Technische Universität Darmstadt), Professorin Dr. Ute Schmid (Otto-Friedrich-Universität Bamberg) und Professor Dr. Heiko Wersing (Honda Research Institute Europe).
Dataninja bringt einige führende KI-Forschungsgruppen aus Nordrhein-Westfalen zusammen und ermöglicht Nachwuchsforschenden, ihre eigene Forschung in ein weitreichendes Netzwerk zu tragen. „Dabei soll das Kolleg den Promovierenden ermöglichen, sich neben der technologischen Qualifizierung weitere Kompetenzen anzueignen“, sagt Dataninja- Koordinator Dr. Malte Schilling. „So wird es auch darum gehen, dass die Doktorand*innen Kenntnisse zu gesellschaftlichen, sozioökonomischen und politischen Effekten der KI erwerben.“ Die sieben Forschungsprojekte des Kollegs sind als Promotionstandems organisiert. Jedes Tandem besteht aus zwei Professor*innen von zwei der beteiligten Standorte, die gemeinsam zwei Doktorand*innen betreuen.
Die Forschungsprojekte befassen sich aus unterschiedlichen Perspektiven damit, wie KI in Zukunft zugänglicher und robuster wird. Aspekte, die in den Projekten erforscht werden, sind zum Beispiel: die Echtzeit-Anpassung von Algorithmen, um unsichere Situation zu bewältigen (Projekt „EKAmBa“), Modelle für die Erkennung von Unregelmäßigkeiten in Abläufen („GAIA“), die langfristige Anpassung von Prozessvorhersagen („ML4ProM“), Hardware auf Basis künstlicher neuronaler Netze („NireHApS“), Bestärkendes und Regel-Lernen („(RL)3“), smarte Sensorik („RoSe“) und erklärbares maschinelles Lernen durch spieltheoretische Analyse („X-FI“).
Das Graduiertenkolleg wird als Teil der Förderlinie Künstliche Intelligenz/ Maschinelles Lernen des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft gefördert. Bis Ende 2024 stellt das Ministerium fünf Millionen Euro Fördermittel für das Graduiertenkolleg zur Verfügung. An dem Graduiertenkolleg beteiligt sind neben der Universität Bielefeld als Koordinatorin: die RWTH Aachen, die Fachhochschule Bielefeld, die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Dortmund, die Technische Hochschule Köln, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe und die Universität Paderborn. In der Universität Bielefeld ist das Kolleg am Forschungsinstitut CoR-Lab der Universität angesiedelt.
Dataninja ist der Kurzname des Graduiertenkollegs. Der volle Titel lautet: „Trustworthy AI for Seamless Problem Solving: Next Generation Intelligence Joins Robust Data Analysis“ (also Vertrauenswürdige KI für einfache und nahtlose Problemlösungen als KI der nächsten Generation).
Weitere Informationen: Website des Graduiertenkollegs