Die Universität Paderborn trauert um Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Peter Freese. Der Amerikanist und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande verstarb am Donnerstag, 13. August.
Freese übernahm 1979 an der damaligen Gesamthochschule Paderborn den neugeschaffenen Lehrstuhl für Amerikanistik, den er bis zu seiner Emeritierung 2005 innehatte. Er prägte die Forschung und Lehre der Paderborner Amerikanistik sowie die internationalen Beziehungen der Hochschule über Jahrzehnte maßgeblich mit. Von 1982 bis 1983 war Freese Dekan des ehemaligen Fachbereichs 3, Sprach- und Literaturwissenschaften, von 1983 bis 1987 Prorektor für Lehre und Studium und von 1989 bis 2004 Mitglied des Senats der Universität.
Als Senatsbeauftragter für internationale Beziehungen rief er die ersten 17 Austauschprogramme der Universität ins Leben und baute Kooperationen mit mehreren US-amerikanischen Universitäten auf, die noch immer bestehen.
„Der Verlust trifft die Universität Paderborn sehr. Die Universität verliert nicht nur einen Wissenschaftler von unerschöpflicher Produktivität und nicht enden wollender wissenschaftlicher Neugier, der die Geschichte der Universität Paderborn in vielerlei Hinsicht mitgeprägt hat. Vor allem wird uns auch der mit Witz, mit immer freundlicher und mit endloser Energie ausgestatte Mensch sehr fehlen“, würdigt Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn, Freeses Verdienste.
Schlüsselfigur der Paderborner Kulturwissenschaften
Freese war Gründungsmitglied und erster Präsident des 1989 ins Leben gerufenen „Paderborner Zentrums für Kulturwissenschaften“, einem Vorgänger der heutigen Fakultät für Kulturwissenschaften. Hier half er, die Arbeit der Paderborner Kulturwissenschaften zu koordinieren und ihnen ein national und international sichtbares Forschungsprofil zu geben. Das ab 1998 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte erste Graduiertenzentrum der Paderborner Kulturwissenschaften „Reiseliteratur und Kulturanthropologie“ prägte der Wissenschaftler maßgeblich mit.
Prof. Dr. Volker Peckhaus, Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften: „Mit seiner ihm eigenen Kombination aus Weltläufigkeit und Dithmarschem Witz war Peter Freese auch nach seiner Emeritierung ein hochgeschätzter und stets im besten Sinne kritischer Begleiter der Fakultätsentwicklung. Peter Freese wird uns als Kollege, vor allem aber als Mensch fehlen.“
Ein Leben für die Amerikanistik und die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit
Peter Freese forschte und lehrte unter anderem zum US-amerikanischen Roman, der Short Story des 19. und 20. Jahrhunderts, zur US-amerikanischen Kulturgeschichte sowie zur Literatur- und Kulturdidaktik. Von 2000 bis 2004 war er Gutachter der DFG für das Fach Amerikanistik und viele Jahre lang Paderborner Vertrauensdozent der Fulbright-Kommission, einer US-amerikanischen Organisation, die Stipendien für einen Studien-, Forschungs- oder Lehraufenthalt im Rahmen des Fulbright-Programms vergibt.
Der Paderborner Wissenschaftler hatte zahlreiche Ämter im Bereich der bundesdeutschen Amerikanistik inne. So war er unter anderem Beiratsmitglied und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien, Mitherausgeber des „American Studies Journal“ und Redaktionsmitglied der „Amerikastudien“.
Forschungsaufenthalte und Vorträge führten Freese an zahlreiche Universitäten in den USA. 1988 war er Gastprofessor an der Illinois State University. 1996 leitete der Wissenschaftler eine internationale Delegation der Eisenhower Foundation zur Wahlbeobachtung in New York, Boston und Washington.
Herausgeber der „Paderborner Universitätsreden“ und Mitbegründer des zentralen Alumnivereins
Seit 1984 gab Peter Freese die „Paderborner Universitätsreden“ heraus. In der überregional bekannten Reihe erscheinen bis heute jährlich vier bis sechs Hefte, die unterschiedliche Themen behandeln. 2005 gründete Freese „Alumni Paderborn e. V.“ mit, den zentralen Ehemaligenverein der Universität, dessen erster Vorsitzender er bis zuletzt war.
Hohe Auszeichnungen in den USA und Deutschland
Bereits 1981 wurde Peter Freese zum Ehrenbürger des US-Bundestaats Tennessee ernannt und 1983 zum Kentucky Colonel, dem höchsten Ehrentitel des US-Bundestaats Kentucky. 1999 wurde ihm für seine besonderen Verdienste um die deutsch-amerikanische Verständigung eine Flagge des Kapitols, des US-Kongresses, verliehen. Im Jahr 2000 erhielt Freese das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2013 trug sich der Amerikanist ins Goldene Buch der Stadt Paderborn ein und 2019 ehrte ihn die Universität Paderborn mit der Medaille, einer der höchsten Auszeichnungen der Hochschule. Freese war Ehrendoktor der Lock Haven University of Pennsylvania, der TU Dortmund und der Universität Duisburg-Essen.